Kastenwagen von vorne auf Schienen stehend
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Chronik

Anwalt kritisiert Polizeieinsatz scharf

Nachdem ein 14-Jähriger durch Polizeischüsse verletzt wurde, übt der Anwalt des Jugendlichen scharfe Kritik. Er spricht von „unangemessenem Überschreiten behördlicher Zwangsgewalt“. Laut dem Jugendlichen hätte die Polizei noch auf ihn geschossen, als er das Auto schon verlassen hatte.

Bisher war von neun Schüssen durch zwei Polizisten auf das Heck des Kastenwagens die Rede, während die drei auf der Flucht befindlichen Burschen noch im Auto saßen. Bei dem angeblichen, zusätzlichen Schuss sei sein Mandant schwer an der Hand verletzt worden, so Anwalt Gernot Winkler. Der Jugendliche sei inzwischen erneut operiert worden und müsse aller Voraussicht nach sein ganzes Leben mit einer Behinderung an der Hand leben.

Kärnter Polizei prüft Angemessenheit des Waffengebrauchs

Die Tiroler Polizei verwies gegenüber der APA indes auf die bisherigen Aussagen über den Ermittlungsstand, die weiter gelten würden, sowie auf die laufenden Erhebungen des Landeskriminalamtes Kärnten. Dabei soll geklärt werden, ob der Schusswaffengebrauch der Beamten gerechtfertigt war. Wie am Samstag bekannt geworden war, ermittelt die Innsbrucker Staatsanwaltschaft auch wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung.

Anwalt: Polizeiverhalten insgesamt überschießend

Anwalt Winkler sah jedenfalls ein massiv überschießendes Verhalten der Polizisten. Diese hätten „im Stil eines Killerkommandos“ agiert. Auch sei der Kastenwagen auf dem Gleis im Bereich des St. Johanner Bahnhofes bereits gestanden. Das LKA hatte hingegen angeben, dass sich der Wagen – trotz Anhalteaufforderung – noch leicht nach vorne bewegte, als die Schüsse fielen. Bei seinem Mandanten habe es sich auch nicht um den Lenker gehandelt, betonte der Jurist.

Zudem betonte der Rechtsbeistand, dass der 14-jährige Österreicher „unbescholten“ sei und nahm damit Bezug auf Aussagen des Landeskriminalamtes, wonach die drei Burschen unter anderem wegen Nötigung, Körperverletzung und unbefugten Gebrauchs von Kfz polizeibekannt waren. Die Verfahren gegen den 14-Jährigen seien im Stadium des Ermittlungsverfahrens eingestellt worden. Bei der Körperverletzung habe es sich lediglich um eine „Rauferei unter Schülern“ gehandelt. Außerdem sei sein Mandant „gerade einmal strafmündig“: „Es handelt sich um Kinder“.

Klärung, ob „lauter Knall“ ein Reifenplatzer war

Die zwei Polizisten hatten erklärt, die insgesamt neun Schüsse abgegeben zu haben, nachdem sie zuvor einen „lauten Knall“ gehört hatten. Später seien an dem Wagen zwei defekte Reifen festgestellt worden. Ob dies mit dem lauten Knall in Zusammenhang stehe, könne man noch nicht sagen, hatte es am Freitag bei einer Pressekonferenz geheißen. Man gehe davon aus, dass die Beamten die drei auf der Vorderbank sitzenden Jugendliche nicht gesehen haben. Waffen hatten die Verdächtigen offenbar nicht bei sich.

Am Freitag endete die Verfolgung eines gestohlenen Kastenwagens mit neun Schüssen durch Polizeibeamte auf das Heck des Wagens am Bahnhof in St. Johann – mehr dazu in Polizei: „Knall“ vor Schüssen auf 14-Jährigen (tirol.ORF.at, 26.08.2022).