Kleiner See
ORF/Ursula Aichner
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Umwelt

Ringen um sechsten Naturpark im Wipptal

Bereits seit 2020 gibt es die Idee für den Naturpark im Wipptal. Nach einigen Aufklärungsterminen sollen jetzt im Spätsommer und Herbst die Grundeigentümer befragt werden, ob sie das Projekt befürworten. Für die Landwirtinnen und Landwirte würde sich in Sachen Bewirtschaftung nichts ändern.

Pläne für den potenziellen Naturpark im Wipptal gibt es bereits seit 2020. Der Naturpark würde hier als Prädikat für bereits bestehende Schutzgebiete stehen. Deswegen würde sich realpolitisch nichts ändern für die Landwirtinnen und Landwirte, wenn der Naturpark realisiert werden würde. Teile der sieben Gemeinden – Gries am Brenner, Steinach, Mühlbachl, Vals, Gschnitz, Trins und Obernberg – würden im potenziellen Naturpark liegen.

Zwischen Natur, Einheimischen und Tourismus

„Der Naturraum und die Kulturlandschaft wird immer mehr sowohl von Einheimischen als auch von Touristinnen und Touristen genutzt. Dass hier Konflikte entstehen, ist ganz klar“, so Schutzgebietsbetreuer Klaus Auffinger. Oft würden Menschen gar nicht wissen, auf welcher Art von Fläche sie sich aufhalten würden – ob es private oder landwirtschaftlich-genutzte – ist. „So bleibt Müll zurück oder jemand erledigt sein Geschäft im Heustadel, weil man dort vor Blicken geschützt ist“, meint Auffinger. All diese Konfliktpunkte könnte man in einem Naturpark viel besser handhaben.

Auch die Besucherströme könnte man in einem Naturpark angenehmer lenken, so Auffinger. Dies sieht Helga Beermeister Geschäftsführerin vom Tourismusverband Wipptal genauso: „Es sollen keine neue Wege gebaut werden, sondern auch darauf geschaut werden, dass die bestehenden Routen richtig genutzt werden.“

Qualität vor Quantität im Tourismus

Das Ziel des Naturparks sei es auch nicht zahlenmäßig noch mehr Nächtigungen zu bekommen, so Beermeister. Es ginge viel mehr darum einen Tourismus zu erschaffen, der zur Region passe. „Wir stehen schon seit längerer Zeit für naturnahen Tourismus, mit unseren zwei Bergsteigerdörfern zum Beispiel“. So wäre das Wipptal besonders für jene Touristinnen und Touristen geeignet, die sich stark mit der Natur verbunden fühlen und diese auch wertschätzen.

Bildung im Naturpark

Auffinger sieht in den möglichen Weiterbildungsmöglichkeiten des Naturparkes einen weiteren Vorteil. „Kürzlich war ich mit einer Schulklasse auf einer Lärchwiese und wir haben Äste geräumt. Nur drei Kinder haben gewusst, dass wir uns auf einer landwirtschaftlichen Nutzfläche befinden“. So sei laut ihm das Bildungsangebot stark ausbaufähig, was auch im Naturpark mit mehr Geld und Zeit forciert werden könnte.

Schöner Blick ins Tal
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Auch Bildung könnte im Naturpark forciert werden.

Befragung der Grundeigentümer

Ob der Naturpark jedoch realisiert werde, sei derzeit noch unklar. Im Spätsommer und auch Herbst würden die Grundeigentümerinnen und auch -Eigentümer, die zumeist Landwirte sind, über die Zustimmung der jeweiligen Gemeinde befragt werden. „Man braucht nicht jede Zustimmung, aber der Großteil muss schon dafür sein“, erklärt Beermeister. Nach den Befragungen würden, je nach Ausgang, die Entscheidung über den Naturpark in die einzelnen Gemeinderäte getragen werden. „Hier müssen alle Gemeinden, in denen es ein Schutzgebiet gibt, sich positiv für den Naturpark aussprechen, damit er realisiert werden kann“, erklärt die Geschäftsführerin.

Mehr Aufklärungsarbeit für die Landwirte

Alexander Woertz, bäuerlicher Vertreter im Wipptal erkennt ebenfalls im Naturpark Wipptal eine große Chance. Gleichzeitig müsse man jedoch noch mehr in Aufklärungsarbeit investieren. „Je länger man über das Thema redet und je breiter man die Grundeigentümerinnen und -Eigentümer informiert, desto positiver wird das Projekt gesehen“. Die Befürchtungen, dass man schärfere Kriterien in die Verordnung auch nachträglich mithineinnimmt, bestünden hier immer noch bei manchen Landwirtinnen und Landwirten. „Dies ist jedoch juristisch sehr schwierig“, erklärt Woertz. Deswegen bräuchte es umso mehr Aufklärungsarbeit.

Auch Beermeister und Auffinger betonen immer wieder, dass für die Landwirtinnen und Landwirte keinerlei Änderungen oder Einschränkungen durch den geplanten Naturpark bestünden. „Durch den Naturpark würden sie eine noch breitere und bessere Unterstützung bekommen“, meint Auffinger.

Traktor heugnen Gras
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Für die Landwirte würde sich durch den Naturpark nichts verändern.

Ein Naturpark ist kein Nationalpark

Zwischen einem Naturpark und einem Nationalpark bestehen große Unterschiede. So wäre ein Nationalpark Bundesangelegenheit, während ein Naturpark ein Prädikat für bestehene Schutzgebiete sei, so Auffinger. Ein Naturpark hat einen eigenen Vorstand und dieser entscheidet gemeinsam mit dem Verein, in welche Richtung sich der ganze Naturpark weiterentwickeln solle. So könnten Maßnahmen zur Erhaltung der Kulturlandschaft wesentlich einfacher bewilligt werden, erklärt Auffinger. Dabei blieb das geltende Naturschutzrecht natürlich bestehen.

SPÖ für rasche Umsetzung

Die Nutzung der Naturräume gehöre zu Tirol und zur Lebensgestaltung in unserem Land dazu. Umso wichtiger ist sei es, dass unsere Natur gehegt und geschützt wird, spricht sich SPÖ-Chef Georg Dornauer in einer Aussendung für eine rasche Umsetzung eines Naturparks im Wipptal aus. Dabei könnten und sollten die Menschen in der Region weiterhin selbstbestimmt handeln und eigene Regeln definieren können. Nur so könnten nachhaltige Schutz- und Ruheräume entstehen, die von allen mitgetragen werden, so Dornauer.