Solaranlage bzw. Photovoltaik auf Dach von Bauernhof im Debanttal in Osttirol
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Wirtschaft

„Sonnenernte“ auf Bauernhof-Dächern

Landwirtschaftliche Betriebe haben teils große Dächer. Der Landeskulturfonds (LKF) unterstützt Bäuerinnen und Bauern darin, darauf Photovoltaik-Anlagen installieren und eigenen Strom zu produzieren. Zwölf Betriebe haben das bisher gemacht.

Drei Viertel aller geeigneten Tiroler Dächer müssen bis zum Jahr 2050 mit PV-Modulen bestückt werden, damit Tirol sich unabhängig von fossiler Energie aus dem Ausland machen und sich selbst versorgen kann – soweit die Rechnung des Landes. In der Landwirtschaft stünden große Dächer dafür zur Verfügung. Mit Unterstützung des Landeskulturfonds (LKF), einer Einrichtung zur Stärkung und Erhaltung der landwirtschaftlichen Betriebe in Tirol, wird der PV-Ausbau in der Landwirtschaft forciert. Der LKF bietet Betrieben seit vergangenem Jahr zinsbegünstigte Kredite, das den Ausbau von Photovoltaik in der Landwirtschaft ermöglichen und beschleunigen soll.

Ziel sei es, sowohl die Energiewende voranzutreiben, als auch bäuerliche Betriebe wirtschaftlich zu stärken, so das Land. Eigene Energie vom Dach soll die – auch in der Landwirtschaft erheblich gestiegenen Kosten – senken und ein weiterer Betriebszweig und Einkommensbestandteil werden, hieß es. Zwölf Mal sind bisher mit den Krediten des LKF bäuerliche PV-Anlagen installiert worden: "Obwohl die Richtlinie erst seit einem Jahr in Kraft ist, wurde die Finanzierungsmöglichkeit rege in Anspruch genommen. Aufgrund der aktuellen Situation und des steigenden Zinsniveaus erwarten wir eine verstärkte Nachfrage nach zinsgünstigen Darlehen für die Installation von PV-Anlagen“, berichtete LKF-Geschäftsführer Thomas Danzl.

Land unterstützt Netzzutritt

Der Realisierung von größeren PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Gebäuden standen bislang vielfach hohe Kosten für den Anschluss und die notwendige Verstärkung der Netze im Wege. Damit Sonnenenergie in das Stromnetz eingespeist werden kann, müssen gerade auch im ländlichen Raum die Stromnetze ausgebaut werden. Die Kosten dafür müssen laut Bundesgesetz jene zahlen, die Strom einspeisen wollen. Seit Herbst gibt es für den Netzzutritt landwirtschaftlicher Betriebe eine Landesförderung. Das Land unterstützt die Anschlusskosten für Anlagen von 20 bis 250 kWpeak, die mehrere Tausend Euro betragen können, mit 40 Prozent“.

v.l.n.r. LKF-Geschäftsführer Thomas Danzl, Peter und Elke Pranger vom Prangerhof in Gschnitz und LHStv Josef Geisler (ÖVP).
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v.l.n.r. LKF-Geschäftsführer Thomas Danzl, Peter und Elke Pranger vom Prangerhof in Gschnitz und LHStv Josef Geisler (ÖVP).

Lebensmittelproduzent und Energielieferant

Für die Familie Pranger vom Prangerhof in Gschnitz ist die seit Ende September letzten Jahres geltende Landesförderung für den Netzzutritt leider zu spät gekommen. Sie hat sich bereits im Frühjahr 2021 zur Installation einer PV-Anlage entschlossen. Diese ist mit 20 kWpeak aufgrund der hohen Anschlusskosten aber kleiner ausgefallen als ursprünglich geplant. Die Anlage ist mit Unterstützung des LKF im Sommer 2021 in Betrieb gegangen. Rund die Hälfte der produzierten Energie wird am Hof selbst verbraucht. Der Rest wird eingespeist.

Die Familie führt ihren Hof in Gschnitz im Vollerwerb. Vor einigen Jahren ist sie von der Grauviehzucht auf das Halten von Fleischrindern umgestiegen. Den denkmalgeschützten Hof zu erhalten, ist kostenintensiv. „Die PV-Anlage hilft uns, Kosten zu sparen“, erklärten die Landwirte Elke und Peter Pranger.

Photovoltaik-Zaun für Hühnergehege
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Das Land unterstützt derzeit PV-Anlagen auf Dächern, nicht aber auf Wiesen und Feldern, da die Lebensmittelproduktion Vorrang habe, wie es heißt. Bevor wertvolle landwirtschaftliche Flächen angegriffen werden, solle die Energiegewinnung auf bereits versiegelten Flächen wie Einkaufszentren oder Parkplätzen erfolgen. Freiflächen-Anlagen würde es zusätzlich brauchen, man wolle da aber behutsam vorgehen, so das Land.

Kredite auch für andere Investitionen

Neben den PV-Krediten genehmigte der LKF im vergangenen Jahr auch 124 Agrarinvestitionskredite von insgesamt fast 14 Millionen Euro für Baumaßnahmen bei Wirtschaftsgebäuden und den Ankauf von Bergbauernspezialmaschinen. „Damit stieg das Investitionsvolumen trotz gestiegener Baukosten gegenüber 2020 um vier Millionen Euro an“, zog Danzl Bilanz. Insgesamt sind aktuell rund 2.200 Kredite in der Höhe von 127 Millionen Euro an bäuerliche Betriebe in Tirol vergeben. Etwa jeder fünfte aktive Tiroler Betrieb hat eine Finanzierung beim LKF.