Anton Mattle beim ORF Tirol Sommergespräch
ORF
ORF
Landtagswahl 2022

Mattle: „Bin nächster Landeshauptmann“

Trotz Umfragetiefs für die Tiroler Volkspartei und eines Wahlkampfs ohne Landeshauptmannbonus gibt sich der ÖVP-Landesobmann und Spitzenkandidat Anton Mattle im ORF Tirol Sommergespräch selbstbewusst, „dass ich der nächste Landeshauptmann von Tirol bin“.

Erstmals seit Menschengedenken muss ein ÖVP-Spitzenkandidat in Tirol die Landtagswahl ohne den Landeshauptmannbonus im Rücken schlagen. Günther Platter hat zwar an der Spitze der Partei Platz für Mattle gemacht, nicht jedoch auf dem Landeshauptmannsessel. Mattle selbst begründet das mit der kurzen Zeit, die zwischen dem angekündigten Rückzug Platters und dem Wahltermin liegt. „Es gibt mir auch etwas mehr Freiheiten, weil ein Regierungschef trägt ganz einfach viel und die ganze Verantwortung. Ich glaube also nicht, dass ich in der Kommunikation zu kurz komme“, sieht der ÖVP-Obmann im Gespräch mit ORF-Tirol-Chefredakteur Georg Laich das nicht nur als Nachteil.

Anton Mattle beim ORF Tirol Sommergespräch
ORF
Anton Mattle gab sich im ORF Tirol Sommergespräch zuversichtlich über den Wahlausgang für seine ÖVP

Mattle will bei Bekanntheit aufgeholt haben

Mattle zeigt sich überzeugt, dass er bei der Bekanntheit bereits aufholen konnte, immerhin muss er für die Volkspartei angesichts schlechter Umfragewerte das Ruder innerhalb weniger Wochen herumreißen: „Grad diese Tage, diese Monate, die jetzt hinter mir liegen, habe ich auch intensiv dazu genutzt, um an Bekanntheit dazu zu gewinnen. Ich glaube, das ist mittlerweile durchaus gelungen. Wenn ich in Tirol unterwegs bin, das kann sein im Westen von Tirol im Stanzer Tal oder ob ich in Osttirol unterwegs bin oder im Bezirk Kufstein, da kommen die Menschen auf mich zu. Von dem her gehe ich davon aus, dass die mich auch kennen. Ich glaube, das haben wir in den letzten drei Monaten durchaus auch geschafft, dass die Menschen mich auch kennen.“

Sendungshinweis

Das ORF Tirol Sommer-gespräch mit dem Spitzen-kandidaten der Tiroler Volkspartei, Anton Mattle, am Mo, 22.8. um 19:00 Uhr bei „Tirol heute“, ORF 2

Vor allem bei einem mageren ÖVP-Ergebnis bei der Landtagswahl am 25. September rechnen Politbeobachter damit, dass Mattle innerhalb der eigenen Partei umgehend in Frage gestellt wird. Von Gegenwind innerhalb der ÖVP sei derzeit aber keine Spur, betont Mattle: „Im Moment erfahre ich innerparteilich unwahrscheinlich viel Loyalität und auch viel Sympathie. Ich habe das Gefühl, dass alle, alle am Strick in die selbe Richtung ziehen. Ich habe also nicht den Eindruck, dass aus den eigenen Reihen Widerstand kommt, sondern Unterstützung.“

Die ÖVP im Rückblick

Anton Mattle hat die Tiroler Volkspartei in einer schwierigen Phase übernommen. Er wird als verbindlicher Politiker, der mit allen kann charakterisiert. Beobachter hegen allerdings Zweifel, ob Mattle den eigenen Führungsanspruch und die Vormachtstellung der ÖVP in Tirol sichern kann.

Wegen seiner ruhigen und bedächtigen Art wird Mattle auch als „Pfarrer Toni“ oder „Pater Toni“ bezeichnet. Dieser Übername sei offenbar schon vor ein paar Jahren aufgetaucht, meint der jetzige ÖVP-Obmann: „Also ich stehe dazu, dass ich ein Christ bin und habe auch ein christlich-soziales Weltbild. Und mir ist es definitiv auch wichtig, dass man das Miteinander pflegt.“ Das bedeute nicht, dass man nicht auch zielstrebig sein könne. „Im Endeffekt geht es darum, in die Gesellschaft hineinzuhorchen, gute Ideen aufzunehmen, diese dann auch umzusetzen – das ist auch die Stärke von Toni Mattle“, erklärte der ÖVP-Spitzenkandidat über sich selbst. Dabei könne er durchaus innovativ sein, das habe er früher in seinem Unternehmen und als Bürgermeister von Galtür gezeigt.

Mattle sieht ÖVP weiter als bestimmende Kraft in Tirol

Dass die Volkspartei unter seiner Führung auch weiterhin die bestimmende Partei in Tirol bleiben werde, daran gibt es für Mattle trotz der prognostizierten Verluste keinen Zweifel: „Also ich gehe davo aus, dass die Volkspartei durchaus einen großen Abstand zu den anderen mitbewerbenden Parteien herausarbeiten wird. Von dem her gehe ich davon aus, dass eine Koalition ohne die ÖVP nicht möglich sein wird.“

Die ÖVP war es bisher gewohnt, maximal mit einem Koalitionspartner in Tirol zu regieren. Je nach Wahlausgang könnten die Konstellationen künftig schwieriger werden. „Natürlich ist die Zweierkoalition etwas, das schon sehr erprobt ist, mit der die Volkspartei und auch unsere Partner viel Erfahrung haben. Aber der Anton Mattle hat auch keine Angst vor Neuem“, meint der ÖVP-Chef auf die Frage, ob das Land bei einer Dreierkoalition schwieriger zu führen sei.

Langfassung: Sommergespräch mit Anton Mattle (ÖVP)

ÖVP-Obmann und Spitzenkandidat Anton Mattle bekräftigt im ORF Tirol Sommergespräch den Führungsanspruch seiner Partei. Trotz der schlechten Umfragewerte geht Mattle davon aus, dass er der nächste Landeshauptmann von Tirol sein wird.

Die Angriffe anderer Parteien auf die Volkspartei sah Mattle dem Wahlkampf geschuldet, die Kritik reichte von Machtmissbrauch bis Intransparenz. „Also da ist schon sehr viel Wahlkampfgeplänkel dabei. Die Menschen wissen, für was der Toni Mattle steht: Geradlinigkeit, auch für die Transparenz. Und ich glaube, der Toni Mattle bringt auch die notwendige Beweglichkeit mit, um ein Land in die Zukunft zu führen“, konterte der erst vor wenigen Wochen neu gewählte ÖVP-Obmann.

Windräder nicht ausgeschlossen, TIWAG-Gelder kein Wahlkampfzuckerl

Bei der Windkraft für die Stromgewinnung in Tirol stand die Volkspartei bislang eher auf der Bremse. Bei der erneuerbaren Energie verwies Mattle vor allem auf die Wasserkraft und den Ausbau von Photovoltaik oder Biomasseanlagen. Aber es müssten alle Möglichkeiten genutzt werden. Auch Windräder könnten künftig da und dort in Tirol zum Einsatz kommen, so Mattle. Auf den Bergen könne er sich Windräder aber nicht vorstellen: „Da bin ich nicht der Fan, dass die oben auf den Graten aufgestellt werden, sondern es gibt ja auch andere Flächen in Tirol“. Das seien vom Windkataster her eher hochgelegene Tallagen, wo der Wind beständig und permanent bläst, damit die Windräder auch effizient seien.

Interview mit Anton Mattle
ORF

Die Vorgangsweise mit der Sonderdividende des Landesstromerzeugers TIWAG für die Bekämpfung der Teuerung, verteidigt Mattle. Dass die ÖVP hier indirekt Wahlkampf mit TIWAG-Geldern mache, weist er zurück. Es sei Zufall, dass die hohe Inflation gerade mit den Wahlen in Tirol zusammenfalle.

Trotz der anfänglichen Differenzen rund um die Bereitstellung der
Sonderdividende zur Teuerungsbekämpfung habe er mit TIWAG-Vorstandschef Erich Entstrasser ein gutes Verhältnis, betont Mattle – auch wenn es hier Kommunikationsschwierigkeiten gegeben haben mag. Grundsätzlich sei es aber so, dass die TIWAG „zu 100 Prozent den Tirolerinnen und Tirolerinnen gehört. Und wenn wir mit diesem Geld die Bevölkerung unterstützen können, dann ist das für mich eine Selbstverständlichkeit“.

Kein „Aussitzen“ bei Corona-Hilfen für den Seniorenbund

Mit massiver Kritik ist die Tiroler Volkspartei auch wegen der Corona-Hilfen aus dem Topf für Non-Profit-Organisationen konfrontiert. Zahlungen gab es unter anderem für den Verein des Tiroler ÖVP-Seniorenbunds. Mattle verteidigt, dass der Verein dafür angesucht habe und nach einer ersten Prüfung die Gelder auch überwiesen wurden.

ÖVP-Spitzenkandidat Anton Mattle wurde von ORF Tirol Chefredakteur Georg Laich zum Sommergespräch in die Innsbrucker Stadtbibliothek eingeladen
ORF
ÖVP-Obmann Anton Mattle stellte sich in der Innsbrucker Stadtbibliothek den Fragen von ORF-Tirol-Chefredakteur Georg Laich

Andere Parteien hatten eine sofortige Zurückzahlung der fast 185.000 Euro gefordert. Das das bisher nicht geschehen sei, sei kein „Aussitzen“ der Causa. Sollte eine zweite Prüfung ergeben, dass die Gelder zu Unrecht bezogen wurde, werde der Seniorenbund das zurückzahlen. Es gehe aber auch um Rechtssicherheit für Vereine und auch Private. Immerhin sei der Seniorenbund aufgefordert worden, um die Hilfsgelder anzusuchen, rechtfertigt Mattle die Vorgangsweise.