Verbotsschild für Wildcamper am Plansee
Nora Reichhalter/ORF
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Chronik

Wildcamper: Bergwacht im Dauereinsatz

Wildcamper sorgen in Tirols Urlaubsregionen regelmäßig für Ärger und bringen die Bergwacht an den Rand ihrer Kapazitäten. Als freiwillige Organisation sei die Situation nicht mehr zu stemmen, auch neue Anwärter gäbe es nur wenige, schildert der Leiter der Bergwacht im Bezirk Reutte, Albert Kerber.

Ob im Zelt oder im Wohnmobil: Das Campen außerhalb von Campingplätzen ist in Tirol verboten. Dennoch gibt es immer wieder Leute, die unerlaubt in der freien Natur nächtigen. Rund um den Plansee ist das Problem besonders massiv, die Reuttener Bergwacht ist oftmals die halbe Nacht unterwegs. Für die ehrenamtlichen Bergwächter, die alle berufstätig sind, sei dies eine Zumutung.

Was Wildcampen bedeutet

Als Wildcamping wird das Übernachten in mobilen Unterkünften wie etwa Zelten, Wohnwagen oder Wohnmobilen außerhalb von offiziellen Campinganlagen und Stellplätzen bezeichnet.

Notlösung Parkplatz

Früher konnte man die Wildcamper am Plansee noch auf die Campingplätze verweisen, dies geht heuer nicht mehr: Zum ersten Mal sind alle Campingplätze am Plansee voll. Als Notlösung wurde ein Parkplatz zur Verfügung gestellt, auf dem die übermüdeten Wildcamper nächtigen dürfen, erklärt Campingplatzbetreiber Markus Griesser. Dort dürfen sie auch die Chemieentsorgung vollziehen, Wasser nachfüllen und ihre Körperpflege verrichten. So wolle man auch dem Umweltschutz genüge tun, sagt Griesser.

Plansee
Nora Reichhalter/ORF
Der Plansee ist ein beliebtes Urlaubsziel für Wildcamper – immer wieder wird gegen das Tiroler Campinggesetz verstoßen

Belastung sehr groß

Die Leiterin der Tiroler Bergwacht, Gabriele Pfurtscheller, ist besorgt: „Bei uns haben alle einen normalen Beruf, dem sie nachgehen. Die meiste Arbeit, die wir haben, fällt also in unsere Freizeit, am Wochenende. Es ist oft so, dass wir wegen Wildcampern angerufen werden, aber nicht die Möglichkeit haben, jemanden hinzuschicken.“

Es sei ebenso sehr schwierig, neue Anwärter für die Bergwacht zu finden. Die Leute müssen sich wieder dazu bereiterklären, sich ehrenamtlich für die Natur einzusetzen, meint Gabriele Pfurtscheller. "Es ist bei allen Organisationen auf freiwilliger Basis im Moment schwierig, Leute zu lukrieren. Das ist nicht nur bei uns so, sondern das ist überhaupt momentan ein Problem.“

Gabriele Pfurtscheller und Albert Kerber der Tiroler Bergwacht mit Hund.
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Die Landesleiterin der Bergwacht Tirol, Gabriele Pfurtscheller, und der Bezirksleiter der Bergwacht Reutte, Albert Kerber

Die Politik ist gefordert

Seit dem 1. August dieses Jahres hat die Tiroler Bergwacht wieder die Befugnis, Organmandate auszustellen. Diese hat aber nicht jeder, eine eigene Prüfung muss dafür abgelegt werden. „Die Politik würde uns sehr entgegenkommen, wenn man diesen Zugang erleichtern würde“, so Pfurtscheller.

Ein weiteres Problem ist auch, dass die Polizei gegen Wildcamper nichts tun kann. „Die Polizei kann nur vorbeifahren und dann muss die ‚böse‘ Bergwacht herhalten und das Amt ausüben“, schildert Albert Kerber. Auch das sei ein Problem, das man in Zukunft lösen müsse.

Camping im Trend

Die Campingplätze in Tirols Urlaubsgebieten sind derzeit total überfüllt. Der Trend zeigt konstant nach oben. In der Tiroler Tourismusstatistik wurden in der Sommersaison 2021 über 1,4 Mio. Nächtigungen im Bereich Camping ausgewiesen. Das entspricht einem Zuwachs von 15,7 Prozent zum Vorjahr.

Gabriele Pfurtscheller erklärt, dass sich die Menschen vor allem nach der Corona-Pandemie nach einem individuelleren Urlaub sehnen und lieber für sich sein wollen – In Harmonie mit Tier und Natur. Dass dies jedoch, im Falle von Wildcamping, ein illegales Abenteuer ist, wissen die meisten nicht.