Illustration zu den Themen Hitze / Trockenheit / Dürre / Klimawandel. Im Bild: Ein Landwirt pflügt auf einem trockenem Feld
APA/HELMUT FOHRINGER
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Wirtschaft

Klimawandel: Tirols Bauern wappnen sich

Trockenheit, Stürme und Hagel – die heurige Anbausaison hat die heimischen Gemüsebäuerinnen und -bauern vor Herausforderungen gestellt. Sie rüsten sich mit verschiedenen Strategien, um trotz Klimaveränderungen auch in Zukunft erfolgreich anbauen zu können.

Rund 45.000 Tonnen Gemüse werden heuer landesweit geerntet werden, schätzte die Statistik Austria mit Stand Juli. In Tirol erstrecken sich die Gemüsefelder auf insgesamt ca. 1.500 Hektar. 150 Hektar werden biologisch bewirtschaftet. Am meisten Ertrag wird es heuer wohl – wie jedes Jahr – bei den Karotten (7.000 Tonnen), Salaten (6.800 Tonnen), beim Kraut (5.700 Tonnen), bei Zwiebeln (3.600 Tonnen) und Lauch (3.400 Tonnen) geben.

Was die Sorten angehe, sei es jedenfalls auffallend, dass heuer nicht mehr die gewohnte Menge an Radieschen angebaut werde. Deren Ernte erfolgt manuell, und wegen des Ukraine-Kriegs fehlen die langjährigen Erntehelferinnen und -helfer: „Radieschen oder Jungzwiebel bündeln ist arbeitsintensiv, und die Arbeitskräfte sind nicht von heute auf morgen leicht zu ersetzen. Wir müssen deshalb Abstriche machen. Viele Bauern haben solche Kulturen deshalb zurückgefahren oder überhaupt ausgesetzt“, erklärte Josef Posch, Obmann der Tiroler Gemüsebauern – mehr dazu in Fehlende Erntehelfer im Gemüseanbau.

Frühjahr ohne Regen und Hagelschäden

Posch zog gegenüber dem ORF Tirol eine recht zufriedene Bilanz. Qualitativ sei das Gemüse heuer sehr gut. Was die Anbaumenge angehe, machte den Landwirten von Mai bis Juni allerdings eine große Trockenheit gleich zu Beginn der Saison zu schaffen: Ganze fünf Wochen lang fiel kein Regen.

In Hanglagen, wo es keine guten Möglichkeiten zur Bewässerung gab, wurde das zum Problem: „Empfindliche Pflanzen wie Salat wären einfach komplett zugrunde gegangen. Wir mussten daher die ganze Anbaustrategie über den Haufen werfen. Ich selber habe zum Beispiel die Flächen brach liegen lassen und dann erst später angebaut, als es wieder geregnet hat“, schilderte Posch.

Hagel auf den Feldern von Leithaland Gemüse
Leithaland Gemüse
Ein einziger Hagelschauer kann zig Salatfelder zerstören

In den Folienhäusern, wo Tomaten und Paprika angebaut werden, geht die Saison mit Ende August ihrem Ende zu. Mitte September bis Ende Oktober werden die letzten Salate geerntet werden, im Oktober und November beginnt in Tirol das Einlagern des Gemüses.

Gewisse Felder im Unter- und Oberland trugen heuer schwere Hagelschäden davon. Wie sich das auf die Lagerbestände von etwa Karotten, Kraut und Sellerie auswirke, könne man derzeit noch nicht recht abschätzen, so der Sprecher der Gemüsebauern.

Posch: Wetterkapriolen werden häufiger werden

Er geht jedenfalls davon aus, dass das Klima und auch die Wetterkapriolen in Tirol noch extremer werden: „Leichter wird es auf keinen Fall werden“, befürchtete Josef Posch. Die Landwirte haben sich daher bereits viele Strategien überlegt, um sich über übermäßig heiße und anhaltende trockene Phasen zu retten und auch Fluten zu meistern.

„Wir haben unterirdische Leitungen, um die Flächen mit Grund- und Quellwasser zu bewässern. Vor einigen Jahren konnten wir einen Hochbehälter oben im Wald bauen, um das überschüssige Wasser, das sonst in den Inn rinnt, zu sammeln. Teilweise gibt es Retentionsbecken, um für Überflutungen gerüstet zu sein“, zählte er auf.

Illustration zu den Themen Hitze / Trockenheit / Dürre / Klimawandel / Ernteschäden in der Landwirtschaft: Vertrocknete Tomate
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Fehlt der Regen, wird der Gemüseanbau zur Zitterpartie

„Neue“ alte Sorten gegen die Klimaerwärmung

Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer experimentiere man auch mit verschiedenen Gemüsesorten, die eventuell resistenter sind, sagte Posch: „Versuchsflächen werden angelegt mit neuen oder auch alten Sorten, um zu schauen, welche besser mit den Bedingungen umgehen können. Dahingehend tut sich sehr viel.“

Immer wieder stoße man so auf Sorten, die es wert sind, ausprobiert zu werden. Man müsse natürlich gleichzeitig auch schauen, ob die Konsumenten das neue Gemüse gut annehmen, so Posch. Kurzum: Es sei alles nicht so einfach, aber das sei man als Bauer gewohnt: „Wenn alles so laufen würde, wie man es plant, muss man nie agieren und reagieren. Das macht es ja auch spannend.“