Felix Mitterer
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Wirtschaft

Tourismusabgabe: Mitterer verlässt Tirol

Autor Felix Mitterer hat sich dazu entschieden, Tirol spätestens Ende Oktober wieder zu verlassen. Der Grund: Das Land forderte auch von ihm die verpflichtende Tourismusabgabe. Daran stieß sich der Dramatiker: Der Tourismus sollte der Kunst etwas zahlen, nicht umgekehrt.

Mitterer lebt seit 2021 mit seiner Frau wieder in Tirol. Die Post der Tourismusabteilung des Landes Tirol hatte den Dramatiker im März erreicht. Er wurde darin aufgefordert, seine Umsätze seit 2019 anzugeben – und jene für 2022 zu schätzen. Auf Grundlage dieser Angaben sollten die Pflichtbeiträge nach dem Tiroler Tourismusgesetz erhoben werden, die Mitterer zu entrichten habe.

Mitterer: „Es geht mir ums Prinzip“

Laut „Tiroler Tageszeitung“ (Mittwoch-Ausgabe) habe er den Kontakt zu Landeshauptmann Günther Platter gesucht und um Vermittlung von Kulturlandesrätin Beate Palfrader (beide ÖVP) gebeten. Eine vom Landeshauptmann offenbar in Aussicht gestellte „Tiroler Lösung“ – dem Vernehmen nach stand im Raum, dass ihm die Abgabe erstattet werden könnte – lehnte Mitterer ab. „Es geht nicht ums Geld, es geht mir ums Prinzip“, so der 74-jährige Schriftsteller, der „seinen Lebensabend“ in der Bezirkshauptstadt Schwaz verbringen wollte. „Egal, ob die Abgabe nun 100 Euro oder 30 Cent beträgt – ich werde das nicht zahlen“, stellte er klar.

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Felix Mitterer wurde im Feber 1948 in Achenkirch geboren

Land Tirol: Angelegenheit positiv erledigt

Gerhard Föger, Leiter Tourismusabteilung des Landes, sagte der Tirol-Ausgabe der „Kronen Zeitung“ (Mittwoch-Ausgabe), Mitterer habe schriftlich wissen lassen, dass die betreffenden Umsätze aus der Vergangenheit gänzlich außerhalb Tirols erzielt worden seien. Daraufhin sei er davon in Kenntnis gesetzt worden, dass die genannten Jahre beitragsfrei seien und keine Vorschreibung erfolgen werde. Somit sei die Angelegenheit positiv erledigt.

Mitterer sah für die Zukunft allerdings eine Beitragspflicht auf sich zukommen. Mitterer und seine Frau Agnes Beier haben ihre Wohnung in Schwaz nach eigenen Angaben bereits gekündigt. Ihren künftigen Wohnsitz könnten sie in Niederösterreich aufschlagen.

„Habe mit Piefke-Saga genug Werbung gemacht“

Die „Piefke-Saga“, ein satirischer Fernsehmehrteiler über die Untiefen des touristischen Treibens in Tirol, machte Mitterer Anfang der 1990er Jahre weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Obwohl das Werk mit der gewinnorientierten Gastfreundlichkeit in den hiesigen Hotelhochburgen hart ins Gericht ging, entwickelte sie sich offenbar zur unbezahlbaren Tirol-Werbung. „Ich habe damals Briefe aus ganz Deutschland gekriegt, die sich nach der Lage des fiktiven Dorfes Lahnenberg erkundigten“, erinnerte sich Mitterer in der „Tiroler Tageszeitung“ und unterstrich: „Ich habe mit meinem Gesamtwerk wohl genug Werbung für Tirol gemacht.“

Kritik von NEOS und Grünen

NEOS-Obmann Dominik Oberhofer forderte am Mittwoch ein Ende der Tourismusabgabe und bezeichnete sie als willkürlich, ungerecht und längst überholt. „Während selbst Kulturschaffende mit der Abgabe belastet werden, zahlen die großen Hauptprofiteure des Tiroler Tourismus wie Booking.com, Airbnb oder Expedia keinen Cent Tourismusabgabe“, so Oberhofer.

Der Grüne Kultur- und Tourismussprecher Georg Kaltschmid bezeichnete die Causa als „grotesk“, vor allem, weil Landeshauptmann Platter „eine Tiroler Lösung in Aussicht gestellt hat“. „Wo kommen wir denn da hin?“, fragte Kaltschmid. Entweder die Tourismusabgabe gelte für alle oder für niemanden. Die Grünen würden sich generell für eine Änderung der Tourismusabgabe aussprechen, einer Abschaffung können sie aber wenig abgewinnen. Sie fordern eine ökologische Zweckbindung der Mittel und verminderte Beiträge für nachhaltige Betriebe.

Liste Fritz sieht Ungleichbehandlung

Die Liste Fritz verlangt eine Überprüfung der Tourismusabgabe nach dem Gleichheitsgrundsatz. „Denn ein Tiroler Bauunternehmer, der in Tirol ein Hotel baut und damit in Tirol Umsätze erzielt, muss die Tourismusabgabe bezahlen. Nicht aber ein Bauunternehmer aus dem Ausland, der in Tirol ein Hotelprojekt umsetzt und damit auch Umsätze in Tirol erzielt", so Klubobmann Markus Sint. Das Beispiel von Mitterer und anderen zeige, dass dringend eine Reform der Tourismusabgabe notwendig sei, so die Liste Fritz unter Berufung auf einen Dringlichkeitsantrag zu diesem Thema von Ende Juni 2022.

IG Autoren: „An Absurdität nicht zu überbieten“

Auch die IG Autorinnen und Autoren meldete sich zur Causa zu Wort. Es sei hoch an der Zeit, aus der Tourismusabgabe von Künstlern eine Tourismusabgabe für Künstler zu machen, erklärte IG-Chef Gerhard Ruiss. Vielleicht am einfachsten dadurch, dass die Tourismusabgabe für Kunst und Kultur zweckgewidmet werde. „Dass mit Felix Mitterer selbst noch der Autor zur Tourismusabgabe etwas beitragen soll, der mit seiner ‚Piefke-Saga‘ die mit der Tourismusabgabe finanzierten Auswüchse des Tourismus angeprangert hat, ist an Absurdität nicht mehr zu überbieten“, wunderte sich Ruiss.