Pater Franz Reinisch
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Religion

P. Reinisch: Vor 80 Jahren von Nazis getötet

Am 21. August 1942 wurde der in Tirol aufgewachsene Ordensmann Pater Franz Reinisch in Brandenburg bei Berlin durch das Fallbeil hingerichtet. Eine Entscheidung aus dem Vatikan im Seligsprechungsverfahren steht derzeit noch aus.

Franz Reinisch war der einzige Priester, der während der nationalsozialistischen Diktatur den Fahneneid auf Adolf Hitler und damit den Kriegsdienst verweigerte. „Dabei beruft er sich auf sein Gewissen, das ihn unbedingt in die Pflicht nimmt“, erläuterte Dekan Jakob Patsch, der Pfarrer von Hall, der sich eingehend mit dem Leben des Pallottinerpaters beschäftigt hat.

Reinisch wurde im Alter von 39 Jahren wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tod verurteilt. „Zu Recht wird Pater Franz Reinisch als Märtyrer des Gewissens bezeichnet, der auch uns mahnt, dem Gewissen zu folgen und vielleicht auch gegen den Strom zu schwimmen“, erklärte Patsch.

Vom lebenslustigen Studenten zum Ordensmann

Franz Reinisch wurde am 1. Februar 1903 in Feldkirch geboren. Sein Vater war Finanzbeamter und wurde in Franz Reinischs Kinderzeit oft versetzt. So zog die Familie von Feldkirch nach Bozen, Bruneck und schließlich nach Innsbruck. Hier besuchte er die Volksschule, später mit seinem Bruder Andreas das Franziskanergymnasium in Hall in Tirol.

Gedenkgottesdienst

Zum 80. Todestag findet ein Gedenkgottesdienst für Pater Franz Reinisch mit Abt Raimund Schreier in der Basilika Wilten statt wo Reinisch 1928 seine Primiz feierte. Beginn ist am Sonntag, 21. August, um 10.30 Uhr.

1922 begann er das Jusstudium in Innsbruck, ein Jahr später studierte er in Kiel Gerichtsmedizin. In dieser Zeit machte er Exerzitien und fasste den Entschluss, Priester zu werden. Er studierte Theologie, trat in das Priesterseminar Brixen ein und wurde 1928 zum Priester geweiht. Noch im selben Jahr schloss er sich dem Orden der Pallottiner an und wirkte an verschiedenen Orten als Seelsorger. Schließlich kam er in Kontakt mit der Schönstattbewegung, wo ihn die Marienverehrung und der missionarische Geist begeisterten.

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Predigtverbot und Einberufung

Weil er in Predigten und Vorträgen offen über die Unvereinbarkeit des christlichen Glaubens mit dem Weltbild des Nationalsozialismus sprach, wurde die Gestapo auf ihn aufmerksam. Unter anderem hatte Pater Reinisch in einer Predigt Hitler und dessen Schergen indirekt als „Teufel mit seinem Anhang“ bezeichnet. Der totalitäre NS-Staat war für ihn eine antichristliche Macht, gegen die sich ein gläubiger Christ wehren musste. Seine regimekritischen Äußerungen brachten ihm ein Predigt- und Redeverbot ein.

Zwei Einberufungsbescheiden entzog er sich durch Ortswechsel und Versetzungen. Bei der dritten Einberufung zur Wehrmacht forderten ihn seine Ordensoberen auf, den Fahneneid zu leisten, doch der Pallottiner ließ sich nicht umstimmen: „Ich kann als Christ und Österreicher einem Mann wie Hitler niemals den Eid der Treue leisten“, deklarierte er. Diese Entscheidung stieß auf Unverständnis und brachte ihn auch in Konflikt mit seinen Ordensoberen. „Franz Reinisch hat sein Gewissen genau geprüft und musste sich selbst treu bleiben. Er ist bereit, für diese Entscheidung im wahrsten Sinne des Wortes seinen Kopf hinzuhalten“, fasste der Haller Pfarrer Patsch zusammen.

Zum Tod durch das Fallbeil verurteilt

Am 15. April 1942 traf Reinisch einen Tag später als angeordnet in der Kaserne Bad Kissingen ein und weigerte sich, den Fahneneid zu leisten. Er wurde verhaftet und in das Gefängnis Berlin-Tegel, dann nach Brandenburg an der Havel überführt. Das sogenannte „Reichskriegsgericht“ verurteilte ihn zum Tod. Am 21. August 1942 wurde der 39-jährige Priester in Brandenburg enthauptet.

Reinisch wurde nach Kriegsende in einem Urnengrab neben der Wallfahrtskapelle von Schönstatt in Vallendar im deutschen Rheinland-Pfalz beigesetzt. 1978 wurde er posthum mit dem „Ehrenzeichen der Republik Österreich für Verdienste um die Befreiung Österreichs“ ausgezeichnet. Ein Seligsprechungsverfahren der Diözese Trier wurde 2013 eingeleitet und 2019 abgeschlossen, Rom hat aber bis dato noch keine Entscheidung getroffen.