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Wirtschaft

Strom auch bei Stadtwerken teurer

Strompreiserhöhungen wird es nicht nur beim größten Tiroler Stromanbieter TIWAG geben, sondern auch bei den rund 20 Stadtwerken oder kleineren Energieversorgern in Tirol. Denn auch sie seien an den internationalen Strommarkt mit seinen derzeit hohen Preisen gebunden.

Anpassungen wurden bei den Energieversorgern, die auf kommunaler oder regionaler Ebene in Tirol aktiv sind bereits vorgenommen oder zumindest schon angekündigt. Dass Stadtwerke und eigene E-Werke von Gemeinden für ihre Stromkundinnen und Kunden günstigere Preise anbieten können als Stromriesen, das stimme so nicht. Das sagte der Geschäftsführer der Energie West, Thomas Huber im Gespräch mit dem ORF Tirol. Die Energie West bündelt die rund 20 kleineren Anbieter in Tirol, die etwa ein Drittel der Bevölkerung mit Strom versorgen.

„Die Mengen an Strom auf dem internationalen Strommarkt, die wir zukaufen müssen, haben Preissteigerungen um das Sechs- bis Zehnfache. Diese Preise müssen natürlich auch wir an den Börsen bezahlen“, erklärte Huber die Zusammenhänge.

Strommarkt gibt höhere Preise vor

Wie hoch die Strompreisanpassungen bei den einzelnen Stadtwerken letztlich ausfallen, ist unterschiedlich. Es hängt unter anderem davon ab, wie hoch der Anteil von selbst produziertem Strom ist. Bei den Stadtwerken Kufstein liege der Eigenanteil bei zehn Prozent – das heißt, dass 90 Prozent auf dem internationalen Strommarkt dazugekauft werden müssen, sagte der Leiter der Kundenberatung bei den Stadtwerken Kufstein, Andreas Dorn. 2022 werden die Stadtwerke Kufstein beim Strom mit einem Verlust in Millionenhöhe ins Minus rutschen.

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Auch die Stadtwerke Kufstein werden ihren Strompreis noch einmal erhöhen, Millionenverluste machen sie heuer trotzdem

Das E-Werk Reutte produziert immerhin ein Drittel des Stroms aus Wasserkraft selbst, zwei Drittel werden dazugekauft. Das verschaffe den Gemeinden zwar etwas Spielraum, aber sie hängen ebenfalls am österreichischen Strompreisindex und damit auch am internationalen Strompreis, sagte der Geschäftsführer des E-Werks Reutte Christian Hilz.

Tirol im Bundesvergleich am billigsten

Dennoch bleibe der Strompreis in Tirol im österreichweiten Vergleich am günstigsten, so Thomas Huber von der Energie West: „Schon bisher haben die Tiroler Anbieter ihren Strom im bundesweiten Vergleich sehr günstig abgegeben. Die kommenden Preiserhöhungen werden beim zwei- bis zweieinhalbfachen des bisherigen Preises liegen. Damit werden wir auch weiterhin die billigsten Anbieter in Österreich sein.“

Huber nennt zwei einfache Beispiele: Ein Einfamilienhaus mit vier erwachsenen Personen hätte einen höheren Strompreis von etwa 70 Euro im Jahr zu erwarten. Bei einer kleineren Wohnung mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern wären es etwa 30 Euro mehr im Jahr.

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Auch Imst produziert einen Teil seines Stroms aus Wasserkraft selbst, muss den Rest aber teuer zukaufen wie auch andere Stadtwerke

Auch Wasserstände haben Einfluss auf Stromgewinnung

Thomas Huber ist auch Direktor der Stadtwerke Imst. Im heurigen trockenen und heißen Sommer führen die für die Wasserkraft genutzten Bäche um etwa 30 Prozent weniger Wasser. Auch das mache sich bei der Stromgewinnung und damit beim Preis bemerkbar.

Ökostrom ist grundsätzlich teurer als Atomstrom, außerdem hängt der Preis wie auch in anderen Wirtschaftsmärkten immer von Angebot und Nachfrage ab.

Die Nachfrage steigt enorm

Früher seien Klimaanlagen im Alpenraum so gut wie nie im Einsatz gewesen. Heute habe jedes Büro- und Geschäftsgebäude eine solche Anlage, die extrem viel Strom braucht. Auch immer mehr Privathaushalte leisten sich Klimaanlagen für die zunehmend heißen Sommer. Im Winter ist es zumindest in Tirol völlig normal, dass Schneekanonen in den Skigebieten zum Einsatz kommen, sobald die Temperaturen tief genug sind. Und zwar unabhängig davon, wie viel es schneit. Diese und viele andere Beispiele zeigen den immer weiter ansteigenden Strombedarf einer modernen Gesellschaft. Und der muss – egal mit welchen technischen Mitteln – erst einmal produziert und jederzeit abrufbar sein, weil man ihn derzeit kaum speichern kann.

Wieviel ist uns der Strom wert?

Ein Stromausfall wie am vergangenen Montag hat vor Augen geführt, wie stark die Bevölkerung in allen Lebensbereichen vom Strom abhängig sind. Was früher mit reiner Muskelkraft erreicht wurde, wird heute mit dem E-Bike gefahren. Was zu Fuß erledigt wurde, wird immer öferter mit einen E-Scooter bewältigt. Beim Zähneputzen ist es inzwischen vielfach die elektrische Zahnbürste. Strom müsse für jeden und jederzeit zur Verfügung stehen, so Thomas Huber von der Energie West. Aus seiner Sicht muss sich die Gesellschaft auch die Frage nach Prioritäten stellen: „Wir sollten uns einmal überlegen, für was wir sonst alles Geld ausgeben und was uns eine sichere Stromversorgung wert sein sollte.“