Innsbrucker Rathaus
IKM / W. Giuliani
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Politik

Stadtsenat Innsbruck gegen Impfkampagne

Im Innsbrucker Stadtsenat am Mittwoch haben sich ÖVP, FPÖ und „Für Innsbruck“ dafür ausgesprochen, das vom Bund für CoV-Impfkampagnen überwiesene Geld für Maßnahmen gegen die Teuerung einzusetzen. Bürgermeister Georg Willi (Grüne), der anderer Meinung war, blieb in der Minderheit.

Es geht um 1,23 Millionen Euro, die an sich für eine Impfkampagne verwendet werden sollten. Die Bürgerlichen und Freiheitlichen entschieden sich dagegen und befürworteten, das Geld dort zu verwenden, wo man die Teuerung abfedern kann. Bürgermeister Willi wurde nun beauftragt, sich gegen seinen Willen an den Bund zu wenden. Das berichteten die „Tiroler Tageszeitung“ und der „Kurier“ in ihren Donnerstag-Ausgaben.

In Innsbruck war die ursprünglich bestehende Viererkoalition aus Grünen, SPÖ, ÖVP und „Für Innsbruck“ schon im März 2021 auseinandergebrochen, seitdem herrscht das „freie Spiel der Kräfte“. Konflikte und Reibereien blieben fast auf der Tagesordnung – mehr dazu in Emotionale Reaktionen auf autofreie Innenstadt.

Willi gibt Gelder fürs Impfen nicht auf

Die Teuerung sei ein drängendes Thema, der Bund nehme hier über 30 Milliarden Euro in die Hand, und man arbeite auf allen politischen Ebenen an Abfederungsmaßnahmen, sagte Willi der „Tiroler Tageszeitung“ nach der „Niederlage“ im Stadtsenat. Aber die Pandemie sei ebenfalls nach wie vor „sehr präsent“, Impfschutz „eminent wichtig“. Eine Impfkampagne „abzublasen“ könne nicht im Sinne der Bevölkerung sein.

Gesundheitsminister gibt Richtung vor

Das Schreiben an den Bund werde er „natürlich“ verfassen, er werde darin aber um Antwort bis 31. August ersuchen, damit immer noch rechtzeitig eine Impfkampagne ausgearbeitet werden könne, falls eine Umschichtung der Mittel nicht möglich sei. Das Geld verfallen zu lassen, wäre „verantwortungslos“. Im „Kurier“ ließ der Stadtchef aber gleichzeitig wissen, dass er bereits mit Parteifreund und Gesundheitsminister Johannes Rauch über das Thema gesprochen habe. Dieser habe klar gemacht, dass die Millionen für die Gemeinden auch für Impfkampagnen zu verwenden sind.

Der Abänderungsantrag im Stadtsenat, der letztlich zu der Mehrheit wider des Bürgermeisters Willen führte, war von der FPÖ eingebracht worden. Deren Vizebürgermeister Markus Lassenberger meinte, es gehe um ein „Signal“ der Landeshauptstadt an den Bund: „Jetzt ist der falsche Zeitpunkt für eine Impfkampagne, die Teuerung drückt die Menschen mehr.“

ÖVP glaubt an Dominoeffekt

ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber sah offenbar einen möglichen Dominoeffekt durch den Innsbrucker Beschluss. „Ich bin überzeugt, dass da auch andere Gemeinden aufspringen werden“, erklärte der für Gesundheit zuständige Anzengruber. Denn auch die Tiroler Landesgruppe des Städtebunds habe sich im Sommer dafür ausgesprochen, das Anliegen für die Verwendung der Impfkampagnegelder für Maßnahmen zur Abfederung an den Bund heranzutragen. „Für Innsbruck“-Stadträtin Christine Oppitz-Plörer wiederum hielt 1,2 Mio. Euro „für Plakate, Inserate, Agenturen“ in Zeiten wie diesen für „unverhältnismäßig“. Wenn jede Gemeinde eine andere Werbelinie fahre, trage das zudem nur zur Verwirrung bei. Sollte sich die Pandemielage wieder verschärfen, sei der Bund gefordert, „flächendeckend, zielgerichtet und für alle 2.800 Gemeinden einheitlich zu informieren“.

SPÖ stimmte gegen FPÖ-Antrag

Gegen den Abänderungsantrag der FPÖ stimmte die SPÖ. Es wäre gut, wenn Gemeinden das Geld auch für Maßnahmen gegen die Teuerung einsetzen könnten, erklärte Stadträtin Elisabeth Mayr. Allerdings sei der FPÖ-Antrag so formuliert gewesen, dass es keinesfalls eine Impfkampagne geben solle, auch wenn der Bund die Umschichtung verwehre.