Autos bei Autohändler
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Wirtschaft

Kein Stein auf dem anderen am Automarkt

Kfz-Neuzulassungen und Gebrauchtzulassungen gehen zurück, Werkstätten profitieren durch steigende Auslastung. Alternative Antriebe wie E-Autos, Hybrid und Wasserstoffautos fordern Werkstätten, neue Vertriebsmodelle ändern die Rolle traditioneller Autohäuser. Auch in Tirol ist der Kfz-Bereich im Umbruch.

Bei allen Herstellern gibt es aktuell Neuwagen ohne Wartezeit oder mit nur kurzer Lieferzeit. Allerdings betrifft die Problematik der Lieferzeit vor allem einzelne Modelle, abhängig von Motorisierung oder Ausstattungsdetails. Wer sich einen Neuwagen anschaffen will, dem empfiehlt Dieter Unterberger, Gremialobmann des Fahrzeughandels in der Wirtschaftskammer, eine klare Vorstellung der persönlichen Anforderungen und Flexibilität im Detail. „Man kann mit dem Berater im Autohaus gemeinsam schauen, wie geht’s schneller, was kann ich weglassen, zum Beispiel die Anhängerkupplung, dann gibt es den Wagen schneller.“

Europaweiter Ankauf von Gebrauchtwagen

Während Gebrauchtwagenhändler bis vor zwei Jahren vor allem verkaufsorientiert waren, so Unterberger, müssten sie derzeit auf den Nachschub achten. Händler würden die Märkte in ganz Europa abgrasen, „damit sie nicht plötzlich ohne Ware im Hof dastehen.“

Enorme Preissteigerungen seien bei Gebrauchtwagen ebenfalls eine Frage bestimmter Modelle, aber die Verknappung des Angebots führe jedenfalls dazu, dass der Wertverlust insgesamt verlangsamt sei. Wer als Kunde seinen Wagen hergebe, der erhalte dafür unter Umständen mehr als noch vor einem Jahr. Preissteigerungen von mehr als 20 Prozent gebe es nur im schmalen Segment der Luxusklasse-Wagen, so Unterberger, dort stehe die Welt allerdings Kopf.

Werkstätten: Reparieren statt auf Ersatzteil warten

Den alten Wagen reparieren und behalten – von dieser Entwicklung profitieren in Tirol die Kfz-Werkstätten durch gestiegene Auslastung. Für viele Autobesitzerinnen und -besitzer sei ein Kauf wegen der Lieferzeit oder der Preisentwicklung keine Option, investiert würde stattdessen in Reparaturen für ein weiteres „Pickerl“. Angesichts monatelanger Lieferzeit für Ersatzteile, die z.B. bisher in der Ukraine gefertigt wurden, hat sich dort der Fokus geändert.

„Es wird insgesamt viel mehr repariert als ausgetauscht“, berichtet Elmar Schmarl, Landesinnungsmeister für Fahrzeugtechnik. Man könne sehr viel reparieren, was Müllreduktion zur Folge habe. Geändert habe sich auch die Haltung der Kunden, so Schmarl, die längere Wartezeiten geduldig akzeptierten. Noch habe man die allgemeine Teuerung nicht auf die Stundensätze umgelegt, so der Landesinnungsmeister, das werde sich im Herbst ändern. Energiekosten z.B. oder allein heuer drei Mal gestiegene Preise beim Lack würden sich demnächst auf den Rechnungen der Kunden niederschlagen.

Alternative Antriebe ändern Berufsbild

Eine maßgebliche Änderung für Werkstätten sind alternative Antriebe in E-Autos, Hybrid- und Wasserstoff-Fahrzeugen. Neue Antriebstechnologien würden eine Änderung der gesamten Berufsausbildung erforderlich machen, es genüge längst nicht mehr, so Innungsmeister Elmar Schmarl, zu glauben, „dass man in einem E-Auto nur die orangen Kabel nicht angreifen darf.“

Für Schweißarbeiten einen Wagen mit alternativem Antrieb stromfrei zu machen, erfordere eine umfassende Ausbildung bei allen Mitarbeitern. Bundesweite Vernetzung und neue Ausbildungsstandards würden den Werkstätten helfen, mit den Anforderungen fertig zu werden.

Neue Rechtsgrundlage verunsichert Händler

Ein Umbruch steht auch Autohäusern bevor – das Agenturmodell. Derzeit verkauft der Vertragshändler im eigenen Namen Autos und entscheidet selbst über etwaige Rabatte für Kunden. Im Agenturmodell stellt nicht mehr der Händler, sondern der Hersteller selbst die Rechnung, der Spielraum für Preisverhandlungen entfällt. „Künftig ist der Listenpreis der Verkaufspreis“, schildert Gremialobmann Dieter Unterberger. Aus dem Händler von heute wird morgen eher ein Vermittler, so Unterberger, gleichzeitig werde die Beratungsfunktion noch mehr in den Vordergrund treten. Viele Autohäuser würden derzeit über diesen Umstieg auf das Agenturmodell nachdenken, was die Branche durchaus verunsichere.