Pflegepersonal geht am Gang eines Krankenhauses
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Soziales

Gewalt in der Pflege nimmt weiter zu

Im Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich nehmen körperliche und verbale Angriffe stetig zu, zeigt sich die Gewerkschaft GPA Tirol alarmiert. Es brauche eine Enttabuisierung dieses Themas und eine klare Regelung, fordern Betriebsrätinnen und Betriebsräte.

Im Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich habe es schon immer körperliche oder verbale Gewalt gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegeben. Laut GPA würden die Aggressionen immer weiter zunehmen. Das sorge für erschwerte Arbeitsbedingungen, zusätzlich zu den ohnehin berufsbedingt außerordentlich hohen Belastungen in diesem Bereich.

Schläge, Beschimpfungen und sexuelle Gewalt

„Immer wieder kommt es zu schwersten verbalen Attacken, MitarbeiterInnen werden an den Haaren gezogen und bespuckt. Auch sexuelle Gewalt kommt leider sehr häufig vor, das reicht von anzüglichen Bemerkungen bis hin zu unerwünschten körperlichen Berührungen“, so Margit Luxner, Vorsitzende des GPA-Gesundheits- und Pflegebereichs Tirol. Laut ihr braucht es Schulungen für Beschäftigte und Führungskräfte.

Bewohnerinnen und Bewohner eines Pflegewohnhauses
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Gewalt am Arbeitsplatz resultiert laut Betriebsräten nicht selten aus dem eklatanten Personalmangel

Gewalt am Arbeitsplatz sei meist ein Resultat von Überforderung und Ausweglosigkeit. Denn nicht nur von Klientinnen und Klienten würden Aggressionen ausgehen, auch innerhalb der Belegschaft könne es zu Mobbing und Bossing kommen, so Sonja Föger-Kalchschmied, Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Tirol. Oft bleibe die Problematik im Verborgenen. Darum ist laut ihr eine „Implementierung von Gewaltschutzbeauftragten in Unternehmen“ ein wichtiger Schritt zur Eindämmung von Gewalt am Arbeitsplatz.

GPA: Personal muss entlastet werden

Für Betroffene seien Betriebsrätinnen und Betriebsräte oft wichtige Anlaufstellen. „Wir sind mit der Thematik vertraut, kennen die Arbeitsbedingungen und helfen und unterstützen im Bedarfsfall gern“, so Föger-Kalchschmied. Von der Gewerkschaft GPA hieß es, dass vor allem Betriebsvereinbarungen eine gute Grundlage bieten, um Fortbildungen und Supervisionen zu ermöglichen. Man wolle vor allem auf Vorsorge setzen.

Generell brauche es aber eine Entlastung des Personals im Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich. „Die Beschäftigten haben die Belastungsgrenze längst überschritten. Um den Pflegeberuf wieder attraktiver zu gestalten, braucht es mehr Personal und eine höhere Entlohnung“, so Ralf Wiestner, der stellvertretende Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA Tirol.