Kellner serviert Tablett mit Kaffee
APA/HERBERT NEUBAUER
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Wirtschaft

AMS: Tourismus muss sich anpassen

Die aktuellen Arbeitslosenzahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) haben gezeigt, wie massiv die Branchen Gastronomie und Beherbergung in Tirol von ausländischen Arbeitskräften abhängig sind. Eine Anpassung wäre notwendig, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, so das AMS.

Die Arbeitslosenzahlen in Tirol sanken im vergangenen Monat erneut, die Zahl der Arbeitslosen war so niedrig wie vor 20 Jahren. Gleichzeitig war aber der Fachkräftemangel in allen Branchen deutlich spürbar – mehr dazu in Arbeitslosigkeit so niedrig wie vor 20 Jahren. Unter anderem im Tourismus kämpft man mit einem massiven Mitarbeitermangel, der bei der aktuell guten Buchungslage doppelt schwer zu tragen kommt.

Mehr als die Hälfte der Arbeitskräfte aus dem Ausland

Bei den aktuellen AMS-Zahlen zeigte sich, dass der Tiroler Arbeitsmarkt für Arbeitskräfte aus dem Ausland attraktiv ist. Die Zuwanderung von Arbeitskräften nahm weiter zu. In der Beherbergung und Gastronomie setzt man schon seit Jahren auf Saisonarbeiter. Über die Jahre hinweg entstand so eine Abhängigkeit von ausländischen Arbeitskräften. Laut AMS kommen 59,8 Prozent aller Arbeitskräfte in der Gastronomie- und Beherbergungsbranche aus dem Ausland. Im Vergleich zum Juni 2019 sind in Tirol aktuell über 11.000 Ausländer mehr beschäftigt.

Schild „Zimmer frei“
ORF
Mitarbeitersuche: Viele Stellen in den Branchen Beherbergung und Gastronomie sind nach wie vor „frei“

AMS: Anpassung als „Überlebensinstrument“

Fachkräfte aus dem Inland finden sich allerdings immer noch schwer für diese Branchen. „Die Arbeitszeiten müssen planbar sein. Da ist der Tourismus gefragt, sich umzustellen. Auch das Einkommen ist natürlich ein Thema“, so Sabine Platzer-Werlberger, die stellvertretende Geschäftsführerin des AMS Tirol. Es brauche eine stabile Struktur, zum Beispiel Ganzjahresarbeitsmodelle mit einem hohen Kollektivvertrag.

Schon jetzt würde Platzer-Werlberger vielen Tourismusbetrieben eine gute Note ausstellen. Allerdings würde es eine Zeit dauern, bis sich die Strukturen im Tourismus nachhaltig ändern. „Es ist ja eine riesige, dynamische Branche“, so die stellvertretende Geschäftsführerin. Sich neu auszurichten sei aber „ein Überlebensinstrument“. Nur so könnten auch jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch Menschen mit Familie in die Branche „gelockt“ werden.

Zusätzlich 600 Ukrainerinnen beschäftigt

Seit Kriegsbeginn in der Ukraine flüchteten bereits rund 3.300 Menschen aus der Ukraine nach Tirol, darunter viele Frauen. „Wir spüren, dass die ukrainischen Frauen einen starken Zug zur Arbeit haben“, so Platzer-Werlberger. Im Vergleich zum Vorjahr würden jetzt 600 Ukrainerinnen mehr in Tirol arbeiten. Die meisten würden in der Landwirtschaft arbeiten, aber auch in der Gastronomie und im Dienstleistungssektor. Viele würden auch eine gute Ausbildung mitbringen, was vor allem in der aktuell angespannten Fachkräftelage helfen würde.

Weil Ukrainerinnen mit dem Vertriebenenstatus nach Tirol kommen, gebe es für sie am Arbeitsmarkt geringere Hürden. „Die Beschäftigungsbewilligung beinhaltet keine Prüfung des Arbeitsmarktes. Das ist eine formale Eingabe, die schnell eingegeben werden kann“, so Sabine Platzer-Werlberger vom AMS-Tirol. In vielen Fällen würden Ukrainerinnen innerhalb von zwei bis drei Wochen eine passende Stelle finden.