Kleine Planzen auf trockenem Acker
ORF.at/Günther Rosenberger
ORF.at/Günther Rosenberger
Wissenschaft

Wie Pflanzen gegen die Hitze kämpfen

Sogar in feuchten Naturräumen wappnen sich Pflanzen mit Mechanismen wie in Trockengebieten gegen die globale Erwärmung, berichtet ein Forscherteam mit Tiroler Beteiligung. Dadurch werden die Auswirkungen des Klimawandels teils gemildert, teils verstärkt.

Die „Trockengebiets-Mechanismen“ würden direkt durch die globale Erwärmung aktiviert, die mehr Hitze und Trockenheit bringt, so das Team um Jose Grünzweig von der Hebräischen Universität Jerusalem (Israel). An der Forschungsarbeit, bei der weltweite Studien und Messdaten ausgewertet wurden, war auch Michael Bahn vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck beteiligt.

Aus Grün wird Braun

Das Grün der Vegetation weiche und ein „Braunwerde-Trend“ würde beobachtet, der „mit der Zeit an Wichtigkeit gewinnt“, wie es heißt. Beispiele für solche Mechanismen sind etwa der Abbau von organischer Substanz durch Sonnenstrahlung und Hitze, der Blätterdach-Konvektor-Effekt und wasserabweisende Bodenoberflächen. Außerdem reduziere der Klimawandel die Pflanzenbewuchs-Dichte, und in den Blätterdächern der Wälder tun sich immer mehr Lücken auf. Dies beschleunigt die Veränderungen.

Wald von oben
ORF Vorarlberg
Mit der zunehmenden Hitze bekommt das Blätterdach der Wälder kahle Stellen

Bäume wachsen weniger dicht

Während in feuchten Regionen Tiere, Pilze und Mikroben abgestorbene Organismen verwerten, zerfallen sie in Trockengebieten oft nur wegen der intensiven Sonnenstrahlung und Hitze. Durch höhere Temperaturen, geringere Bedeckung des Bodens durch Vegetation und verminderten Niederschlag würden diese Abbau-Mechanismen vermehrt in ehedem feuchten Gebieten wirksam, berichteten die Forscher. Damit könnte der Ausfall der biologischen Zersetzer teils wettgemacht werden.

In vielen Waldländern nimmt die Wasserzufuhr ab, dadurch ändert sich auch die Aerodynamik unter den Baumkronen. Wenn es trockener ist, gibt es weniger dichtbelaubte Äste und der Strömungstransport wird weniger gebremst. Während sich Pflanzen in feuchten Gebieten durch Verdunstung abkühlen, geschieht dies in Trockengebieten vor allem durch solche Luftströmungen. Dies wurde auch schon in Europa beobachtet, etwa während der Hitzewelle im Sommer 2003, berichten die Forscher. Solche Effekte könnten in Zukunft weltweit immer wichtiger für die Waldpflanzen werden, um trotz des Klimawandels am Leben zu bleiben.

Messstation Wiener Wald
ORF

Böden nehmen weniger Wasser auf

Andererseits werden durch die Trockenheit und Hitze die Böden auch in feuchteren Zonen zunehmend wasserabweisend, schrieben die Wissenschafter. Dafür sorgen wasserabstoßende organische Substanzen in solchen Böden. Dadurch steht den Pflanzen und Mikroben weniger Feuchtigkeit zur Verfügung und die negativen Effekte des Klimawandels werden verstärkt.