Zwei Rollstuhlfahrer auf einem Schotterweg neben einer Bank.
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Chronik

Barrierefreier Weg auf die Alm

Am Hahnenkamm in Höfen im Außerfern gibt es seit kurzem einen barrierefreien Wanderweg. Der Alpenrosenweg führt von der Bergstation der Gondelbahn zur zwei Kilometer entfernten Lechaschaueralm und ist für Rollstuhlfahrer ebenso geeignet wie für Kinderwagen.

Der barrierefreie Alpenrosenweg am Hahnenkamm in Höfen im Bezirk Reutte ist Teil eines barrierefreien Gesamtkonzepts. Bereits im Jahr 2015 wurde er zwecks einer groß angelegten Wegesanierung besichtigt. „Nachdem die Gondelbahn barrierefrei ist und es in der Bergstation eine behindertengerechte Toilette gibt, wollten wir auch einen barrierefreien Wanderweg anbieten“, erklärte der Obmann des Tourismusverbandes Naturparkregion Reutte, Hermann Ruepp.

Zwei Rollstuhlfahrer stehen neben einer Bank und schauen auf die Berge.
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Der Alpenrosenweg führt von der Höfener Alm rund 1,8 km durch eine malerische Landschaft zur Lechaschaueralm.

Weg wurde in Handarbeit errichtet

Um die schöne Landschaft im Naturpark Reutte nicht zu beeinträchtigen, wurde der rund 1,8 Kilometer lange Alpenrosenweg mit Schaufel, Pickel und Vorschlaghammer errichtet. „2021 haben Mitarbeiter des Maschinenrings und des Bauhofes den Weg in Handarbeit ausgehackt. Danach wurde im Herbst per Hubschrauber der Schotter aufgetragen, im Frühjahr 2022 erfolgten dann die abschließenden Feinarbeiten“, sagte Tourismusverbandsobmann Ruepp. Die Kosten für den Weg betrugen 60.000 Euro.

Zwei Rollstuhlfahrer fahren entlang eines Schotterweges.
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Stefan Posch und Bernhard Gruber vom Verein „Die Barrierefreien“ haben den Weg begutachtet.

Mit dem Rollstuhl auf die Alm

„Das Projekt am Hahnenkamm ermöglicht es Menschen mit Behinderung ein einzigartiges Naturerlebnis in hochalpinem Gelände zu erfahren, bei dem nicht nur Gondel gefahren wird“, sagte Bernhard Gruber, Obmann des Vereins „Die Barrierefreien“. Er hat an der Gestaltung des Weges mitgewirkt und ihn nach seiner Fertigstellung begutachtet.

Die Ansprüche an einen barrierefreien Weg seien erfüllt. Der Weg sei aber als schwere Route zu klassifizieren, das heißt, dass ein Zuggerät benötigt wird. Ohne Zuggerät sei der Weg nur mit sportlicher Schiebebegleitung zu bewältigen, so Gruber. Die auf der Lechaschaueralm derzeit noch beschränkt barrierefreie Toilette soll demnächst umgebaut werden.

Zwei Rollstuhlfahrer sitzen an einem Tisch mit einem Glas Bier vor sich, im Hintergrund sieht man die Berge.
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Nach Fertigstellung des Alpenrosenweges sind am Hahnenkamm weitere barrierefreie Angebote in Planung.

„Es gibt noch zu wenig Barrierefreiheit“

„Es wäre wünschenswert, wenn es noch mehr Ziele gebe, die man barrierefrei erreichen kann. Dieser Weg ist jedenfalls ein Meilenstein, der gesetzt wurde“, sagte Stefan Posch, stellvertretender Obmann beim Verein „Die Barrierefreien“. Ähnliche Angebote gibt es derzeit etwa im Kaunertal. Am Reintalersee bei Kramsach wird gerade ein barrierefreier Weg rund um den See errichtet.

„Österreich hat 2008 die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung ratifiziert“, so Bernhard Gruber, der auch gerichtlich beeideter Sachverständiger für Barrierefreiheit ist. „Diese regelt, dass die Teilhabe am täglichen Leben für alle Menschen überall möglich sein muss. Daher braucht es so einen Weg, damit ich auch als Rollstuhlfahrer so ein alpines Erlebnis haben kann“. Barrierefreiheit sei nach wie vor in vielen Bereichen ein Fremdwort und zu wenig umgesetzt, kritisierte der Sachverständige.