Coronavirus-Testampullen
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Coronavirus

Zahlen steigen, Quarantäne soll fallen

Die Corona-Kommission hat Tirol am Donnerstag wieder als orange eingestuft, also auf die zweithöchste Risikostufe. Trotz der in Österreich steigenden Zahlen erwägt das Gesundheitsministerium, die Quarantäne für positiv getestete Personen durch Verkehrsbeschränkungen zu ersetzen.

Solche Verkehrsbeschränkungen wären etwa Zugangsverbote oder Maskenpflicht für sensible Bereiche. Andere Staaten, wie Großbritannien, Spanien und Schweden haben diesen Schritt bereits getan. In Tirol ist man über eine Aufhebung der Quarantänepflicht geteilter Meinung, sowohl in der Bevölkerung als auch in Fachkreisen.

Menschenmenge in Strandbad Mattsee
ORF
Verkehrsbeschränkung (also auch nicht zum Baden an den See) oder Quarantäne? Darüber ist man sich in Tirol noch uneins

Genügt die Eigenverantwortung?

Das Gesundheitsministerium will auf mehr Eigenverantwortung setzen. Gerade der steht man an der Virologie der Uni Innsbruck skeptisch gegenüber. Die Virologin Janine Kimpel sagte dazu im ORF Interview: „Die Frage ist, ob sich dann jeder daran hält. Wir erinnern uns alle noch an die Zeit vor Corona, als die Menschen, auch wenn sie relativ verschnupft und krank waren, trotzdem noch in die Arbeit gegangen sind. Dann haben sie alle angesteckt. Deshalb denke ich, ist es problematisch, wenn man nur auf die Eigenverantwortung setzt.“

An der Quarantäne führt für die Wissenschaftlerin also kein Weg vorbei: „Aus virologischer Sicht ist es auf jeden Fall sinnvoll, wenn man die Quarantäne beibehält. Sonst läuft man Gefahr, dass man wieder große Cluster hat, weil Menschen, die potenziell ansteckend sind, zur Arbeit oder zu großen Veranstaltungen gehen. Dann hat man ein starkes Infektionsgeschehen,“ so die Virologin.

Land setzt auf Verkehrsbeschränkungen

Für den Coronaeinsatzstab des Landes hingegen ist das Infektionsgeschehen schon lange nicht mehr der entscheidende Faktor, erklärte der Leiter des Einsatzstabes, Elmar Rizzoli: „Wir haben heute hundertmal so viele Neuinfektionen wie vor einem Jahr, haben aber gleich viele Patienten in den Intensivstationen. Das Virus hat sich so entwickelt, dass wir nicht mehr diese schweren Erkrankungen haben. Es gibt eine Impfung und so ist es angebracht, dass man über neue behördliche Strategien nachdenkt.“

Derzeit deutet vieles darauf hin, dass die strikte Quarantäne ausgedient hat. Rizzoli: „Wir sind in engem Austausch mit dem Gesundheitsministerium und der Corona-Kommission, wo doch eine breite Meinung besteht, dass wir jetzt in einer Phase sind, in der man das Risiko eingehen kann, von der Quarantäne in Richtung Verkehrsbeschränkung zu gehen.“

Abwasser-Monitoring zeigt mehr Infizierte

Nachdem die Anzahl an Personen in Tirol, die SARS-CoV-2-Viren ausscheiden, zuletzt in einer Bandbreite von rund zehn Prozent schwankte und weitgehend konstante Werte zeigte, sind in den vergangenen Tagen Steigerungen von rund 20 Prozent im Wochenvergleich zu erkennen, zeigte das Abwasser-Monitoring des Landes.

Die höchsten Sieben-Tage-Inzidenzen je 100.000 Einwohner wiesen Wien (1.117) und das Burgenland (1.007) auf. Dies wird allerdings auch dadurch verfälscht, dass Wien mit 23.717 Tests je 100.000 Einwohner drei Mal so viel und das Burgenland (15.105) rund doppelt so viel testen wie die abgeschlagen an dritter Stelle liegende Steiermark mit 7.826 Tests je 100.000 Einwohner. Testschlusslicht ist Tirol mit 2.952 Testungen je 100.000 Einwohner.