Hochtour Sommer
ÖKAS/Matthias Knaus
ÖKAS/Matthias Knaus
Chronik

Klimawandel: Gefahren bei Hochtouren

Das Kuratorium für Alpine Sicherheit mit Sitz in Innsbruck hat am Mittwoch die Unfallzahlen bei Hochtouren veröffentlicht. Demnach gab es in der Saison 2020/2021 zwei Tote und 51 zum Teil schwer verletzte Alpinisten. Mit dem Klimawandel kommen auch im Hochgebirge veränderte Bedingungen dazu.

Vom 1. November 2020 bis zum 31.Oktober 2021 haben sich in Österreich 103 Unfälle ereignet. Zwei Personen wurden getötet, 51 verletzt, 50 blieben unverletzt. Bei den Unfallursachen führt laut Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) meist eine Verkettung unglücklicher Umstände zu einer Notlage bzw. einem Unfall. Vor allem bei kombinierten Hochtouren mit Gelände in Fels und Eis würden sich komplexe Unfallursachen ergeben.

Gruppe am Gletscher auf Blankeis
ÖKAS
Alpinisten werden heuer oft auf Blankeis unterwegs sein

Gefährlicher Abstieg

Hauptursachen bei den tödlichen Unfällen im Zehnjahresmittel sind nach Angaben des Kuratoriums Stürzen, Stolpern bzw. Ausrutschen. Die meisten Unfälle passierten beim Abstieg. Gründe können eine nachlassende Konzentration, Unachtsamkeit oder Unwissenheit sein. 35 Unfälle passierten im Felsgelände vor allem auf Graten, 21 auf Gletschern. Wegen des Klimawandels sind die Gletscher schon früher im Jahr aper. Steinschlag und schneefreies Blockgelände würden zusätzliche Gefahren darstellen, warnte das Kuratorium für Alpine Sicherheit.

Von den 103 Verunfallten (Tote, Verletzte, Unverletzte) sind im Zeitraum 2020/21 21 Personen auf Gletschern und 35 im Felsgelände (Grate) verunglückt. Von diesen 56 verunfallten Personen war etwa ein Drittel ohne Seil unterwegs. Im Jahr 2020/21 befanden sich 44 Prozent der verunfallten Personen im Abstieg, 36 Prozent im Aufstieg, 6 Prozent beim Abseilen, der Rest entfällt auf Sonstiges wie etwa Quergänge.

Alpinisten am Gletscher
ÖKAS/Matthias Knaus
Gut eingeschneite Gletscher dürften in diesem Sommer die Ausnahme sein

Entwicklungen durch den Klimawandel

Die geringe winterliche Schneedecke und die sich drastisch verändernden Begebenheiten in vergletscherten Bereichen veranlassten das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) bereits im Frühsommer auf die Hochtourenthematik einzugehen. Alexander Radlherr von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) bestätigt, dass Schneebrücken auf Gletschern in dieser Saison nur schwach oder gar nicht vorhanden sind und dies zu einer erhöhten Spaltensturzgefahr führt.

Gletscherbäche haben bereits im Frühsommer ein Abflussverhalten wie im Hochsommer (normalerweise bietet die Schneeauflage einen verzögerten Abfluss bzw. dient als Puffer/Speicher). Dies kann beim Zustieg oder beim Begehen von Gletschern fatale Folgen haben. "Vorsicht ist geboten und eine gute Tourenvorbereitung sowie ein Umdenken werden erforderlich“, erklärte Peter Paal, Präsident des ÖKAS.

Genaue Tourenplanung wird noch wichtiger

Der Österreichische Alpenverein (ÖAV) will vor Hochtouren nicht grundsätzlich abraten. Die Hochtourensaison werde sich aber von Juli/August eher in den Mai und Juni verschieben, sagt Thomas Wanner vom Alpenverein, er ist selbst Bergführer. „Wichtig ist auch, sich genaues und vor allem sehr aktuelles Kartenmaterial zu besorgen, weil viele Wege und Steige wegen Steinschlags oder Unwetterereignissen verlegt werden mussten.“

Wanner rät dazu, sich an ortskundige Bergführer und Hüttenwirte zu wenden, die den besten Überblick über die jeweiligen Bedingungen im Hochgebirge hätten. Es werde in so warmen Sommern wie heuer mehr Steinschlag und Abbrüche geben, sagt Wanner. Außerdem müssten Alpinisten wegen des mangelnden Schnees mehr auf Blankeis unterwegs sein. Das würde die Absturzgefahr erhöhen.