Balkensturz Landhausplatz
Ramesch Daha, AKT
Ramesch Daha, AKT
Kultur

„Balkensturz“ als mahnende Erinnerung

Die Vergabe für die geplante künstlerische Intervention am Innsbrucker Landhaus steht fest. Das Projekt „Balkensturz“ von Ramesch Daha und dem Architekturkollektiv AKT wird umgesetzt – als mahnende Erinnerung, dass das Landhaus einst Schaltzentrale der Nazis in Tirol war.

Vor drei Jahren hat die Tiroler Landesregierung beschlossen, die Geschichte des Landhauses zu dokumentieren und aufzuarbeiten. Als neue Machtzentrale wurde es seinerzeit von den Nationalsozialisten errichtet – mehr dazu in Vom Gauhaus zum Sitz der Landesregierung.

Landhaus, Hofer-Zimmer Decke
Land Tirol
Die Decke des sogenannten „Hofer-Zimmers“ im Landhaus

Balken aus Hofer-Zimmer auf Landhausplatz repliziert

„Wir gratulieren der Künstlerin Ramesch Daha und dem Architekturkollektiv AKT, die uns mit ihrem Projekt ‚Balkensturz‘ überzeugt haben“, freuen sich Kulturlandesrätin Beate Palfrader und der für Liegenschaften und Hochbau zuständige Landesrat Johannes Tratter (beide ÖVP).

Die künstlerische Intervention am Landhausplatz sieht 21 symbolisch auf den Platz geworfene Deckenbalken aus dem sogenannten „Hofer-Zimmer“ vor, welches nach dem Tiroler „Gauleiter“ Franz Hofer benannt ist. Die im Original ins Holz geschnitzten Ornamente und nach dem Krieg abgeschliffenen NS-Symbole sollen mittels Frottagetechnik auf neue Holzbalken übertragen werden. Somit sollen die Archivierung und die Arbeit der Entnazifizierung miteinander verbunden werden.

Hofer Zimmer
ORF

„Die entstehende Intervention schafft einen unmittelbaren Zugang zur Geschichte des Landhauses, sie wird Neugier wecken und somit zu einem Ort des Diskurses werden“, sind sich Palfrader und Tratter einig. Die in drei Reihen schräg zum Landhaus aufgestellten Balken werden das Gebäude nicht direkt berühren. Der dadurch entstehende Raum ist begehbar und soll die Menschen zum Durchschreiten einladen. Sie könnten die Ornamente sehen und begreifen, heißt es in einer Aussendung des Landes vom Mittwoch.

Der Zeitpunkt für die Realisierung des künstlerischen Mahnmals steht noch nicht fest, die Umsetzung werde zusammen mit Künstlerin und Architekturkollektiv fixiert.

Siegerprojekt wird nicht umgesetzt

Der Wettbewerb wurde als offener Kunstwettbewerb mit vorgeschalteter Bewerbungsphase durchgeführt. In der ersten anonymen Einreichphase langten 36 Vorschläge ein, von denen fünf für die zweite Stufe ausgewählt wurden. Zusätzlich wurden fünf internationale KünstlerInnen mit ausgewiesener Expertise in Fragen der Erinnerungskultur direkt zur zweiten Stufe eingeladen.

Umgesetzt wird mit diesem Projekt aber das zweitgereihte Projekt des Wettbewerbs. Das sorgte beim Sieger des Wettbewerbs, dem Künstler Franz Wassermann, für Unmut. Sein prämiertes Projekt mit dem Schriftzug: „Wir haften für unsere Geschichte“, wird damit nicht umgesetzt.