Radfahrerin auf der Mühlauer Brücke
ORF/Hermann Hammer
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Verkehr

Land Tirol beschließt Radstrategie 2030

Mit der Radstrategie 2030 will die Tiroler Landesregierung mehr Menschen aufs Rad bringen, die Verkehrssicherheit erhöhen und Tirol zum führenden Radland in den Alpen entwickeln. Dafür hat das Land zehn Handlungsfelder definiert.

56 Prozent der Wege, die in Tirol mit dem Auto zurückgelegt werden, seien kürzer als fünf Kilometer und damit gut mit dem Rad erreichbar, heißt es vom Land. An dieses Potenzial wolle man anknüpfen. Die Landesregierung hat deshalb mit der Tiroler Radstrategie 2030 einen gesamtheitlichen Fahrplan zur Förderung des Radfahrens für die kommenden zehn Jahre beschlossen. Damit werden langfristige und strategische Planungen zur Förderung des Radverkehrs koordiniert. Die Umsetzung erfolgt auf kommunaler und regionaler Ebene.

Neben den positiven Effekten des Radfahrens für den Klimaschutz und den Energieverbrauch spielen auch die Themen Gesundheit, Sport und Spaß an der Bewegung eine entscheidende Rolle. „Eine nachhaltige Mobilitätswende ist notwendig und die Förderung des Radverkehrs dabei eine der wichtigsten Säulen“, sagt Mobilitätslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne). „Momentan sind wir alle strapaziert von den Teuerungen. Radfahren ist ein irrsinnig günstiges Transportmittel“, führt sie ein weiteres Argument ins Feld.

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ORF Tirol
Josef Geisler und Ingrid Felipe bei der heutigen Pressekonferenz in Kematen

Sport- und Straßenlandesrat Josef Geisler (ÖVP) ergänzt: „Wir schlagen die Brücke zum alpinen Sportland Tirol. Regelmäßiges Radfahren verbessert nachweislich die physische wie auch die psychische Gesundheit und hat damit auch eine volkswirtschaftliche Relevanz.“ Ziel der Radstrategie ist es, möglichst viele Wege auf den Radverkehr zu verlagern, die Verkehrssicherheit für Radfahrende zu erhöhen und Tirol damit zum führenden Radsportland der Alpen zu entwickeln.

Zehn Handlungsfelder

1. Radkultur: Entwicklung zentraler Informationsplattform
2. Planung und Raumordnung: Lückenlose Netzplanung
3. Infrastruktur: Ausbau eines attraktiven Radwegnetzes
4. Vernetzte Radlogistik: Vernetzung des Radverkehrs mit anderen Verkehrsmitteln
5. Orientierung: Ausbau einer landesweit einheitlichen Radwegbeschilderung
6. Freizeit und Tourismus: Qualitätsvolle Angebote für Freizeitaktivitäten
7. Radfahrkompetenz: Fahrtechniktraining
8. Vernetzung und Kooperation: Landesinterne, österreichweite und grenzüberschreitende Kommunikation
9. Zuständigkeiten: Stabsstelle Radland Tirol als zentrales Gremium
10. Datenmanagement: Regelmäßige Mobilitätsbefragungen

Erstes Ziel: Mehr Radfahrende

Laut der letzten Mobilitätserhebung aus dem Jahr 2013/14 wurden im Jahresdurchschnitt rund sieben Prozent aller Wege an Werktagen in Tirol mit dem Fahrrad bewältigt. Eine Verdoppelung dieses Anteils wurde damals vom Land angestrebt. Die geplante neuerliche Erhebung aus dem Jahr 2020 musste aber wegen der Coronavirus-Pandemie auf das heurige Frühjahr verschoben werden. Die Ergebnisse der Studie, bei der 5.000 Personen zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt wurden, sollen Mitte September vorliegen. Begleitend zur Erhebung des Radverkehrsanteils sollen zukünftig auch die Verkehrsmenge noch genauer erhoben und deren Entwicklung beobachtet werden. Dazu werden weitere automatische Zählstellen an strategisch ausgewählten Standorten in ganz Tirol errichtet, um die Verkehrsentwicklung im Radverkehr ab 2023 in aussagekräftiger Qualität zu erfassen.

Zweites Ziel: Größere Verkehrssicherheit

Neben dem Bau von sicherer Infrastruktur ist auch das Sichtbarmachen des Radverkehrs durch die Erhöhung des Radverkehrsanteils ein wichtiger Faktor, um die Sicherheit im Straßenverkehr für Radfahrende zu erhöhen, sagt Geisler: „Hier geht es neben baulichen Maßnahmen vor allem auch um Bewusstseinsbildung für eine gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr.“

Drittes Ziel: Tirol als führendes Radland der Alpen

Laut Umfragen aus dem Jahr 2019 ist das Radfahren für 30 bis 35 Prozent der Tiroler Bevölkerung die am häugisten ausgeübte Sportart im Sommer. 2019 haben zudem elf Prozent der Gäste einen Radurlaub in Tirol verbracht, 23 Prozent waren in irgendeiner Form mit dem Fahrrad unterwegs. Um Tirol als führende Raddestination zu etablieren, werde deshalb auch die Infrastruktur für den Freizeitradverkehr ausgebaut.

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Geisler und Felipe wollen mehr Menschen aufs Rad bringen

Millionen für den Ausbau der Radwanderwege

Das überregionale Tiroler Radwanderwegenetz umfasst aktuell 1.100 Kilometer. Seit dem Start der Tiroler Radwegoffensive wurden 160 Kilometer Radwege neu gebaut oder saniert. 61 Millionen Euro haben Gemeinden und Tourismusverbände in die Radinfrastruktur investiert. Das Land Tirol hat diese Investitionen bisher mit 30,5 Millionen Euro unterstützt. „Wir bauen mehr Radwege als Landesstraßen“, meint Geisler, allerdings gebe es bei den Landesstraßen auch schon ein umfassendes Verkehrsnetz. Bei den Radwegen soll deshalb auch in den kommenden Jahren nachgezogen werden. Auf rund 140 Kilometern sind derzeit Bauvorhaben im Gange oder in den nächsten Jahren geplant. Beispielsweise werden aktuell im Rahmen des Stubaitalradweges oder im Bereich Bahnhof Landeck Maßnahmen zur Verbesserung der Radinfrastruktur getätigt.

Das Beispiel Kematen

In Kematen steht die Anbindung des insgesamt 220 Kilometer langen Innradwegs an das Ortszentrum vor dem Abschluss. Unter Kemater Projektführung und gemeinsam mit den Gemeinden Völs, Unterperfuss und Zirl wurde der Innradweg saniert und neu asphaltiert. An einer Radbrücke über die L13 Landesstraße und einer Radunterführung unter der Bahntrasse hindurch werde derzeit gearbeitet. Insgesamt drei Millionen Euro wurden in Kematen bereits investiert.