Mann vor Laptop mit Videoaufnahmen von Sardinienurlaub
ORF
ORF
Chronik

Uniqa ließ Unfallopfer beschatten

Jahrelang ist ein Innsbrucker im Auftrag der Uniqa-Versicherung von einem Privatdetektiv beschattet worden. Der 61-Jährige ist seit einem Motorradunfall arbeitsunfähig. Die Versicherung wollte trotz Gutachten von Sachverständigen das Gegenteil beweisen, der Detektiv folgte dem Mann bis nach Sardinien.

1996 hatte Roland Lunner einen schweren Motorradunfall auf der Timmelsjoch-Hochalpenstraße, bei dem ihm beide Beine zertrümmert wurden. Bis heute leidet er täglich an Schmerzen. Dem Straßenbetreiber wurde damals die Schuld zugesprochen. Seitdem muss die Uniqa als Haftpflichtversicherer des Straßenbetreibers Roland Lunner Ersatzleistungen zahlen, weil er arbeitsunfähig ist.

Mittlerweile 25 medizinische Gutachten erstellt

Es gebe mittlerweile 25 medizinische Gutachten von 16 verschiedenen Gutachtern, die im Wesentlichen alle dasselbe aussagen, so Lunner. Trotz allem habe die Uniqa über Jahre versucht, sich vor ihrer Versicherungsleistung zu drücken und die monatlichen Zahlungen zu minimieren. Derzeit läuft wieder ein Prozess, seit einem Jahr hat die Versicherung die Zahlungen eingestellt und Lunner ist seitdem ohne Einkommen. „Ohne die Hilfe von Freunden und Familie hätte ich schon die Wohnung und auch alles andere verloren“, so Lunner.

Anwalt und Versicherungsnehmer sitzen am Tisch mit Akten
ORF
Roland Lunner (r.) mit seinem Anwalt Albert Frank

Privatdetektiv reiste nach Sardinien nach

Seit über vier Jahren werde er von einem Privatdetektiv beschattet – ob in Tiefgaragen, beim Treffen mit Freunden oder letztes Jahr im Urlaub in Italien. Der Privatdetektiv sei ihnen mit einem Assistenten nach Sardinien nachgereist und habe Lunner im Urlaub gefilmt. „Auf diesen Aufnahmen ist auch nichts anderes zu sehen als das, was dem Gericht bekannt ist und alle Gutachter bestätigt haben“, so Lunner.

Uniqa ließ Unfallopfer beschatten

Jahrelang ist ein Innsbrucker im Auftrag der Uniqa-Versicherung von einem Privatdetektiv beschattet worden. Der 61-Jährige ist seit einem Motorradunfall arbeitsunfähig. Die Versicherung wollte trotz Gutachten von Sachverständigen das Gegenteil beweisen, der Detektiv folgte dem Mann bis nach Sardinien.

Sein Anwalt Albert Frank zeigt Verständnis, dass sich Zahlungspflichtige gegen einen Anspruch wehren und Sachverhalte prüfen – aber nicht unter diesen Umständen. „Ich habe kein Verständnis dafür, wenn eine Sachverhaltsgrundlage durch Urteile und Sachverständige definiert wurde und dann dennoch einem Schwerstinvaliden eine völlige Arbeitsfähigkeit unterstellt wird.“ Eine über vier Jahre lange Überwachung sei ihm in seiner Berufslaufbahn noch nicht unterkommen, so Frank: „Wenn man sich dann den Bericht anschaut, dann sieht man, dass genau das festgestellt wurde, was sich auch schon in den Gutachten ergeben hat: Er kann unter Schmerzen gehen, sich hinknien und auf eine Leiter steigen.“

In einem Prozess sei erst vor rund zwei Wochen bestätigt worden, dass Roland Lunner die Zahlungen zustehen würden und der Versicherer wieder zahlen muss. Dass es in diesem Fall keine einfache Lösung geben wird, erst Recht nicht, wenn es in ein paar Jahren um die Pension gehen wird, ist dem Betroffenen klar, er hoffe aber, „dass in Zukunft keine weiteren Verfolgungen mehr stattfinden“.

Uniqa spricht von „unvermeidbarem“ Einsatz

Seitens der Uniqa heißt es dazu, es sei die absolute Ausnahme, einen Privatdetektiv zu engagieren. Im Falle von Herrn Lunner hätte man Hinweise aus Internetauftritten bekommen, die nahe gelegt hätten, dass sich sein Gesundheitszustand gebessert hätte. Weil er der Aufforderung einer weiteren medizinischen Begutachtung nicht nachgekommen sei, wäre der Einsatz eines Privatdetektivs unvermeidbar gewesen, so die Uniqa.