Im Vorfeld hatte der frühere Bürgermeister von Galtür ein Ergebnis über 90 Prozent als Zielvorgabe ausgegeben. Platter hatte bei seiner ersten Obmannwahl im Jänner 2009 96,3 Prozent erreicht.
Zwölfter Obmann der Tiroler Volkspartei
Der 59-jährige Mattle ist der zwölfte Obmann in der Geschichte der Tiroler Volkspartei. Zu seinen Stellvertretern wurden die EU-Abgeordnete Barbara Thaler (97,19 Prozent), Landtagsvizepräsidentin Sophia Kircher (95,79 Prozent), Landesbäuerin Helga Brunschmid (96,94 Prozent) und der Bürgermeister von Oberlienz, Markus Stotter (97,24 Prozent), gewählt.

Umfrage bescheinigt ÖVP Sinkflug
Einer jüngsten Umfrage zufolge liegt die seit Jahrzehnten regierende, erfolgsverwöhnte Landespartei derzeit nur bei rund 30 Prozent. Bei der Landtagswahl im Jahr 2018 hatte die ÖVP unter Platter noch 44,26 Prozent eingefahren.
Nur wenn die Partei geeint sei, könne man die Wahl mit einem „guten Ergebnis gewinnen“, sagte Mattle zuvor in seiner Rede. Der 59-jährige, frühere Bürgermeister von Galtür legte seine über 30-minütige Rede, die er mitunter völlig frei hielt, großteils sehr pragmatisch und nachdenklich an. Er streifte viele für Tirol wesentliche Politikfelder – von Energie über Transit bis Wohnen und „den Wolf“.
98,9 Prozent für Neo-ÖVP-Obmann Mattle
Anton Mattle ist am Samstag mit 98,9 Prozent der Delegiertenstimmen zum neuen Obmann der Tiroler Volkspartei gewählt worden. In seiner vorangegangenen Rede am Landesparteitag hatte sich Mattle für die Landtagswahl siegesgewiss gezeigt.
Bekenntnis zum Wasserkraftausbau
Ein zentrales Element war die „Energiewende“: „Das ist die Chance schlechthin für Tirol.“ Eine deutliches Bekenntnis legte er zum Ausbau der Wasserkraft ab: „Das ist der Bodenschatz Tirols.“ Das Bundesland habe aber auch das „Potenzial, Weltmeister im Ausbau von Photovoltaikanlagen“ zu werden. Alle Tiroler sollten mittun und entsprechendes, wo möglich, auf ihren Dächern installieren. Der Windkraft attestierte der mögliche künftige Landeschef in Tirol hingegen nur „bescheidenes Potenzial“.
Verkehr „nicht nur an definitiven Zahlen festmachen“
In Sachen Transit erklärte Mattle, dass in Tirol der „Verkehr zwar insgesamt zugenommen, die Schadstoffbelastung aber abgenommen hat“. Man dürfe somit den Transit nicht nur an „definitiven Zahlen festmachen“. Entscheidend sei aber insgesamt, dass „Mobilität nicht gesundheitsgefährdend und natur- und infrastrukturzerstörend ist“.
Mattle: Kein Platz für Wolf und Bär
In der Dauercausa Wolf und Bär in Tirol hatte Mattle eine klare Botschaft. „Großraubtiere haben keinen Platz in Tirol“, strich er heraus. Um das zu gewährleisten, werde es künftig von Zeit zu Zeit auch einen „legistischen Grenzgang brauchen“, kündigte der designierte Landesparteiobmann an. Beim Wohnen plädierte er unter anderem für die Gründung von Immobiliengenossenschaften. In Sachen (Teuerungs-)Krise lobte er den Bund. Dieser sei unglaublich stark in Vorlage getreten. Bund und Land könnten aber nicht alles abfedern: „Wir müssen solidarisch sein und zusammenhalten. Dafür bitte ich um Verständnis.“
Platter: Opposition will ÖVP „weg haben“
Noch-Landeshauptmann Platter hatte zuvor in einer emotionalen Rede „enormen Rückenwind“ für seinen designierten Nachfolger Mattle eingefordert. Das sei entscheidend, um mit voller Kraft in die Wahl zu gehen. Mattle bringe alles mit, was es brauche. Der Opposition gehe es nur darum, die „ÖVP weg zu haben“, egal mit welchen Mitteln. Dem müsse man alles entgegensetzen, so Platter. „Sie werden in diesem Wahlkampf alle versuchen, die ÖVP zu schwächen. Und wir werden dafür sorgen, dass sie scheitern“, so der scheidende Landesparteiobmann.

Platter appelliert an Geschlossenheit
Der Landeschef erinnerte an die Zeit vor der Landtagswahl 2013, als auch alle die ÖVP abgeschrieben hätten. Anschließend – nach mehr als 39 Prozent – hätte ein „Wiener Medium“ vom „Wunder von Tirol“ geschrieben. Besonders appellierte Platter an die Geschlossenheit der Partei, nur dann schaffe man es „an die Spitze“. Man sei „erfolgsverwöhnt“ als Partei, das sei „nicht die Normalität“.
Nach Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) erinnerte auch Platter an Mattles Rolle bei der Lawinenkatastrophe in Galtür: „Er hat eine unglaubliche Handschlagqualität. Das Kümmern um Land und Leute hat ihn nicht mehr losgelassen. Er ist der richtige Mann für Tirol. Tirol braucht Toni Mattle.“
Platter geht mit Optimismus in die Zukunft
Am Schluss wurde Platter besonders emotional. „Was bleibt?“, habe er sich gefragt. Er sei kürzlich in seinem Heimatort Zams auf den Berg gegangen und habe sich gedacht: „Wir haben es gut gemacht. Meine Enkel werden es auch so gut haben wie wir.“ „Es war mir jeden Tag eine Ehre, Landeshauptmann von Tirol zu sein. Passt mir gut auf – auf das Land Tirol und unsere Volkspartei“. Auf seine Rede folgten Standing Ovations.