Bürgermeister Umlandgemeinden von Innsbruck
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Politik

Bürgermeister wehren sich gegen Zuzug

Sechs Bürgermeister im westlichen Mittelgebirge wollen beim Wohnbau die Notbremse ziehen. Der Zuzug sei so stark, dass man vor einem Infrastruktur- und Verkehrskollaps steht. Die Auflagen für künftige Wohnprojekte sind streng, wenn es nach den Vorstellungen der Gemeindeoberhäupter geht.

Die Gemeinden Axams, Birgitz, Götzens, Grinzens, Mutters und Natters kämpfen mit ähnlichen Problemen – ein für sie kaum ertragbares Verkehrsaufkommen und nicht mehr finanzierbaren Wohnraum sowie Infrastruktur. „Durch die hohe Attraktivität sind Grundstücke und Häuser nicht nur für wirklich Wohnraumsuchende interessant, sondern vielmehr ein Produkt für Investoren. Dies führt zu einem exorbitanten Anstieg der Preise von bis zu 10.000 Euro pro Quadratmeter Wohnnutzfläche“, sagt der Bürgermeister von Götzens und Planungsverbandsobmann, Josef Singer.

72 Hektar Baulandreserve

Es gibt 72 Hektar gewidmetes unverbautes Bauland im Mittelgebirge, die jederzeit verbaut werden können. „Wenn diese Grundstücke am freien Markt landen, steigt die Einwohnerzahl im Mittelgebirge laut Prognosen noch einmal um über 10.000“, heißt es in einer gemeinsamen Presseaussendung. „Wir dürfen diesen Ausverkauf nicht länger mitansehen“, fordert der Bürgermeister von Axams, Thomas Suitner. „Ohne strengere Regelungen droht uns ein Infrastruktur-Kollaps“, fügt der Vizebürgermeister von Axams hinzu. Neuwidmungen von Bauland würden im Mittelgebirge bereits schon jetzt nicht mehr erfolgen. Die sechs Gemeinden haben sich auf strenge Raumordnungsrichtlinien geeinigt.

Maximale Größen für Bauplätze

Eine Bauplatzhöchstgröße von 500 Quadratmetern und eine maximale Nutzfläche von 150 Quadratmetern pro Grundstück sollen künftig größere Bauvorhaben vermeiden. „„Alle Vorhaben, die darüber hinausgehen, brauchen einen Bebauungsplan und somit die Zustimmung der Gemeinde“, so Anton Bucher, Bürgermeister der Gemeinde Grinzens.

Durch die Vertragsraumordnung würden sich die Möglichkeiten, regulierend einzugreifen erhöhen, nicht nur bei unbebauten Grundstücken sondern auch bei Neu-, Zu- und Umbauten bereits bebauter Flächen, hieß es. Damit könne ein Mindestanteil von leistbaren Wohnungen für die örtliche Bevölkerung sicher gestellt werden, sagt der Mutterer Bürgermeister Hansjörg Peer.

Bausperre und strengere Regelungen für Bewilligungen

Für die Gemeinden wird eine Bausperre erlassen. Die überarbeiteten Regelungen würden sofort in Kraft treten. Die Bewilligung für Bauvorhaben, die mit den künftigen Planungszielen im Örtlichen Raumordnungskonzept im Widerspruch stehen, werde ab jetzt nicht mehr erteilt.

Strenge Regeln für mehr Qualität

"Die Gemeinden des westlichen Mittelgebirges wollen in einem engen Schulterschluss die Entwicklung in ein ‚Hoch Innsbruck‘ verhindern und dem spekulativen Wohnbau im Rahmen der Gemeindeautonomie gemeinsam entgegen treten“, sagt der Bürgermeister von Birgitz, Markus Haid. „Mit den neuen Regelungen möchten wir eine geordnete und finanzierbare Infrastrukturentwicklung auf allen Ebenen von der Kinderbetreuung bis hin zur Altenpflege sicherstellen und nicht weiter hinterher hecheln“, fasst Marco Untermarzoner, Bürgermeister von Natters, das Ziel zusammen.