Klärschlamm
©Horst – stock.adobe.com
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Umwelt

Verwertung von Klärschlamm geplant

Die Kläranlagen-Betreiber wollen mit Unterstützung des Landes jährlich 60.000 Tonnen Klärschlamm, der in Tirol anfällt, für die Erzeugung von Energie nutzen. Dazu ist die Errichtung einer Verbrennungsanlage geplant, der Standort ist noch unklar. In sieben Jahren sollen damit bis zu 2.000 Haushalte mit Wärme versorgt werden können.

Das Projekt wird Tirol in der jetzigen Situation rund um die Unsicherheit der Gas- und Ölversorgung wegen des Ukraine-Kriegs kurzfristig nicht helfen, weiß auch Bernhard Zit, Bereichsleiter für Abwasser bei den Innsbrucker Kommunalbetrieben. Das Vorhaben sei aber „ökologisch sinnvoll und auch schon länger geplant“.

Ähnlicher Brennstoff wie Kohle

Klärschlamm ist ein Restprodukt der Abwasserreinigung. In Tirol gibt es 53 Kläranlagen. Dort wird Klärschlamm gesammelt, der zu drei Viertel aus Wasser besteht und aus Feststoffen. „Diese Feststoffe haben einen ähnlichen Brennwert wie Kohle“, sagt Bernhard Zit: „Mit der vorhandenen Menge können wir jährlich rund drei Millionen Kubikmeter Gas ersetzen.“ Dazu braucht es aber ein Klärschlamm-Biomasse-Heizwerk, das zuerst gebaut werden muss. Als Standort biete sich die Inntalfurche an, so Zit, weil die gewonnene Wärme etwa in ein Fernkraftheizwerk eingespeist werden kann oder sich Großabnehmer wie Industriebetriebe finden. Das Vorhaben wird mit 30 Millionen Euro beziffert.

Dazu soll aus dem Klärschlamm Phosphor rückgewonnen werden – ein begehrter Nährstoff, der für Düngemittel gebraucht wird. In ganz Europa gibt es kein natürliches Phosphorvorkommen. Derzeit müsse Phosphor etwa aus Marokko importiert werden, so Zit.

Klärschlamm wird abtransportiert
Abwasserverband AIZ
Derzeit wird der Klärschlamm aus den Kläranlagen

Gesetzesänderung und neue Gmbh

Rückgewinnung und Wiederverwertung ist also die Devise. Neben dem Bau eines Klärschlamm-Biomasse-Heizwerks bedürfe es auch einer Gesetzesänderung, kündigte Umweltlandesrätin und LHStv. Ingrid Felipe (Grüne) an: „Ab 1.1.2030 wird es die Verpflichtung zur thermischen Verwertung von Klärschlamm und zur Rückgewinnung von Phosphor aus der Asche geben.“

Der erste Schritt zur Umsetzung ist nun, dass sich so viele Kläranlagenbetreiber wie möglich zusammenschließen, um eine breitaufgestellte Klärschlammverwertungs-GmbH zu gründen. Die Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB), der Abwasserverband Achental-Inntal-Zillertal (AV AIZ), der Abwasserverband Wörgl-Kirchbichl und Umgebung sowie der Abwasserverband Hall in Tirol-Fritzens sind bereits an Bord. Weitere Anlagenbetreiber sind informiert und sollen sich anschließen. „Das Interesse mitzumachen ist groß“, gab Kurt Dornhofer, Geschäftsführer des Abwasserverbands Wörgl-Kirchbichl, ein erstes Feed-back.

Ein Schritt Richtung Energieautonomie

Mit der Verwertung des hier in Tirol produzierten Klärschlamms soll nicht nur der für 2050 geplanten Energieautonomie ein Schritt näher gekommen werden. Man will damit auch den stetig steigenden Preisen für die Klärschlammentsorgung entkommen.