Abwerzger
APA
APA
Politik

Abwerzger: Massive Angriffe gegen die ÖVP

Am Sonntag ist Klubobmann Markus Abwerzger beim Landesparteitag der FPÖ in Schwaz etwas weniger als drei Monate vor der Tiroler Landtagswahl mit 97,9 Prozent der Delegiertenstimmen wiedergewählt worden. Er und Bundesparteiobmann Kickl übten scharfe Kritik an der ÖVP.

Es war die dritte Wahl, der sich Markus Abwerzger stellen musste. Er führt die Tiroler FPÖ seit 2013 an. Bei der letzten Obmannwahl im Jahr 2019 hatte Abwerzger 98,7 Prozent erreicht. Zum Spitzenkandidaten für die Wahl musste der blaue Klubobmann im Landtag nicht mehr gewählt werden, dies hatten vor einigen Wochen schon die höchsten Parteigremien „erledigt“.

Abwerzger im Wahlkampf-Modus

Im Veranstaltungszentrum „SZentrum“ in Schwaz fand Sonntagvormittag der Ordentliche Parteitag der Tiroler FPÖ statt. Es war der inoffizielle Startschuss zum Wahlkampf für die vorgezogene Landtagswahl am 25. September.

Im Gespräch mit dem ORF Tirol sagte Landesparteichef Markus Abwerzger: „Wir sind im Wahlkampf, das haben wir nie geleugnet. Das heute ist ein inoffizieller Wahlkampauftakt. Wir waren in Breitenbach und in Zell am Ziller und haben unglaublich viel Zuspruch erhalten. Wenn das so weitergeht, können sich einige am 25. September warm anziehen.“

Abwerzger, der sich der Wiederwahl stellte, beschwor in seiner mehr als 30-minütigen Rede eine herbe ÖVP-Niederlage bei der Wahl. Nur dann könne das schwarze System überwunden werden, die FPÖ sei der einzige wahre Herausforderer.

Abwerzger schießt scharf gegen die ÖVP

„Tirol hat sich endlich eine Regierung ohne die Grünen und einen anderen Landeshauptmann verdient“, so Abwerzger vor rund 300 Delegierten. Der FPÖ-Chef sprach vom 25. September als die „Mutter aller Schlachten“. Die FPÖ verfüge über wunderbare Umfragewerte, jetzt müsse man die PS auf die Straße bringen. Die ÖVP habe in allen Bereichen versagt – vom Transit bis hin zum Wohnen.

Der scheidende Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) habe Tiroler Interessen verraten und stattdessen mit seiner Regierung die schärfsten Corona-Maßnahmen in Österreich verhängt. „Am 25. September ist Zahltag. Der Tag der Abrechnung mit der Corona-Politik“. Die Gesellschaft sei gespalten, Kämpfer für die Freiheit und Selbstbestimmung seien ins Eck gestellt und Kinder ihrer Zukunft beraubt worden.

Abwerzger Rednerpult
APA
Abwerzger zog über die ÖVP her.

„System Platter beenden“

„Wir können, aber wir müssen nicht regieren“, erklärte Abwerzger gegenüber dem ORF. „Das Ziel ist, das System Platter und das System ÖVP zu beenden. Denn Platter geht, aber das System bleibt. Wenn sich nach dem 25. September vernünftige Kräfte durchsetzen, dann sind wir natürlich auch für Gespräche bereit.“ Man buhle aber nicht bei der ÖVP um eine Regierungsbeteiligung wie die anderen Oppositionsparteien: „Ich buhle nicht um die schiachste Braut Österreichs, die Tiroler ÖVP“.

Platter sei der „bekannteste Flüchtling Tirols“, er habe sich aus der Verantwortung gestohlen sowie Partei und Land an die Wand gefahren. Sein designierter Nachfolger Anton Mattle sei nur ein „Polit-Zwilling“ Platters. Der legendäre, frühere ÖVP-Landeshauptmann Eduard Wallnöfer würde sich ob des Zustandes der Tiroler ÖVP „im Grab umdrehen“. Wallnöfer würde Mattle als „Zukunftshoffnung den Sozis überlassen“. Platter sei der „pensionsreife Batman“, Mattle der „graue Robin“, so der FPÖ-Obmann.

Herbert Kickl glaubt an „Landeshauptmann Abwerzger“

Auch vor Ort war Bundesparteiobmann Herbert Kickl. Dieser attestierte seinem Landesparteiobmann sogleich alle Chancen. Nach der Wahl beginne die „Ära von Landeshauptmann Markus Abwerzger“, meinte Kickl in seiner rund einstündigen, teils umjubelten und sehr emotionalen Rede. Er traue es Abwerzger zu, dies sei nicht unmöglich. „Du hast Herz, Hirn und Erfahrung. Und ein fescher Kampl bist auch“, so Kickl.

Gleichzeitig ende damit die „Ära des schlechtesten Tiroler Landeshauptmannes aller Zeiten, Günther Platter“, rief Kickl den Delegierten zu. Er wurde am Ende mit „Herbert“-Rufen bedacht.

Kickl Abwerzger Landesparteitag Tiroler FPÖ
APA
Markus Abwerzger (links) und Herbert Kickl schießen beide scharf gegen die ÖVP auf Landes- und Bundesebene.

Ansonsten ritt auch Kickl massive Angriffe gegen die Tiroler ÖVP und Platter. Er habe Platter seinerzeit kennen, aber nicht schätzen gelernt, erklärte Kickl. Der scheidende Tiroler Landeshauptmann sei ein „politisches Chamäleon“, eine Fahne im Wind und ein „Hasardeur“, weil er durch sein „politisches Gspusi“ mit den Grünen dem Land großen Schaden zugefügt habe.

Nun flüchte Platter und versuche den ultimativen Wählerbetrug, denn: „Dort, wo die Grinsekatze Mattle draufsteht, ist der Ungeist des Günther Platter drinnen“.

„FPÖ bereits Nummer eins im bürgerlichen Lager“

Die FPÖ könne voller Zuversicht in diese Wahlauseinandersetzung gehen, denn man sei in den vergangenen Corona-Jahren auf der richtigen Seite gestanden – der „Freiheit, Selbstbestimmung, Freiheit und Anständigkeit“. „Das wird eine Wählerwatschn, ein Watschntanz. Tirol wird das erste Land, wo abgerechnet wird. Ihr Tiroler Freiheitlichen setzt die Initialzündung und von Tirol aus wird es eine Kettenreaktion geben“. Die FPÖ sei bereits die „Nummer eins im bürgerlichen Lager“, spielte der FPÖ-Chef auf eine aktuelle Umfrage an. Es handle sich um einen Trend, man habe den Turnaround geschafft. Bei der nächsten Nationalratswahl brauche es dann ein „blaues Erdbeben, dass die Wände wackeln“. Die FPÖ müsse das Kommando übernehmen, alles andere sei bereits probiert worden und „für die Fisch“ gewesen.

Darüber hinaus hatte Kickl beträchtliche Attacken gegen Vertreter auf Bundesebene auf Lager. Bundespräsident Alexander Van der Bellen sei eine „Mumie in der Hofburg“, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) könne einen „Panzer nicht von einem Traktor unterscheiden“, Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) eine „Zwiderwurzn“. Einmal mehr mahnte Kickl zudem eine neutrale Position Österreichs zum Krieg in der Ukraine ein. Denn man müsse sich endlich den Ursachen für die jetzigen wirtschaftlichen Probleme stellen.

Großes Aufgebot am Parteitag

Die FPÖ präsentierte Abwerzger als Wahrer der Tiroler Interessen. Man trete für eine restriktive Migrationspolitik ein, kämpfe als einzige Partei gegen straffällige Ausländer bzw. benenne das Problem und propagiere eine härtere Transit-Linie. So konnte sich Abwerzger erneut eine Blockade der Inntal- und Brennerautobahn vorstellen, sollte der Transit weiter zunehmen.

Fahnenschwenkend – und nachdem eine Blasmusik-Abordnung die Tiroler Landeshymne „Zu Mantua in Banden“ sowie die Bundeshymne zum besten gegeben hatte – waren Bundesparteiobmann Herbert Kickl, Abwerzger sowie weitere Granden der Tiroler FPÖ in den gut gefüllten Saal eingezogen. Ebenfalls anwesend in Schwaz waren Partei-Obere wie Generalsekretär Michael Schnedlitz, die Salzburger FPÖ-Chefin Marlene Svazek sowie der Wiener FPÖ-Obmann Dominik Nepp.

Kickl Abwerzger feierlicher Einzug
APA
Gemeinsam mit Herbert Kickl betrat Abwerzger fahnenschwenkend den Saal in Schwaz.

Der 46-jährige Abwerzger hatte bei seiner letzten Obmann-Wahl vor drei Jahren 98,7 Prozent der Delegiertenstimmen erreicht. Mit einem ähnlich hohen Ergebnis wird wohl auch diesmal in Schwaz gerechnet. Zum Spitzenkandidaten für die Wahl muss Abwerzger nicht mehr gewählt werden, dies hatten vor einigen Wochen schon die höchsten Parteigremien „erledigt“.

Die Tiroler FPÖ hatte bei der Landtagswahl 2018 15,53 Prozent (plus 6,19 Prozent) und fünf Mandate eingefahren. In Sachen Regierungsbeteiligung blieben sie aber bisher außen vor, der scheidende Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) galt nicht gerade als Freund einer Zusammenarbeit mit der FPÖ.

ÖVP-Klubobmann Wolf: „Abwerzger fehlt das Gespür“

Kritik zurück kommt wenig überraschend aus der Tiroler ÖVP. In einer Aussendung bezeichnet Klubobmann Jakob Wolf Abwerzger als „Kickl-Papagei, der einfach nur das nachbetet, was Kickl vorgibt.“ Kickl habe laut Wolf kein Gespür für dieses Land. „In der FPÖ schafft nicht Abwerzger als Liberaler an, sondern die Hardliner dahinter.“