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FC Wacker droht Gang in neunte Liga

In der außerordentlichen Generalversammlung stimmen am Mittwochabend die rund 1.000 Wahlberechtigten über die Zukunft des FC Wacker Innsbruck ab. Noch ist unklar, ob der Fußballverein in der kommenden Saison in der vierten oder in der letzten Liga spielt.

Am 30. Juli startet die Tiroler Liga. Doch ob Wacker Innsbruck ein Teilnehmer der vierten Liga wird, wie laut Beschluss des Tiroler Fußballverbandes vorgesehen, ist noch immer offen. Die Voraussetzung dafür, dass der FC Wacker mitspielen darf, ist nämlich die Rettung des verschuldeten Vereins. Die Höhe der Schulden ist nicht klar und reicht von 830.000 Euro, die der Verein nannte, bis 970.000, die Medien in den Raum stellten.

Der Verein droht im Sog der Insolvenz der Profiabteilung, der FC Wacker GmbH mit angeblich 1,9 Mio. Euro an Schulden, mitgerissen zu werden. Der Masseverwalter versuchte zuletzt, die Verstrickungen zwischen GmbH und Verein zu entwirren – mehr dazu in Amtliches Aus für FC Wacker Innsbruck GmbH. Forderungen der Gläubiger sind bis zum 13. Juli anzumelden, die erste Prüfung erfolgt am 27. Juli.

Wacker wäre bei Konkurs des Vereins in letzter Liga

„Etwaige finanzielle Querverbindungen zwischen Verein und GmbH sollen mögliche Retter weiter abschrecken“, schrieb zuletzt die „TT“. Geht auch der Verein in Konkurs, müsste sich die Legende FC Wacker in der neunten und letzten Liga, der 2. Klasse, neu erfinden. Ein Schicksal, das dem Verein nach dem Konkurs 2002 noch erspart geblieben ist.

Kevin Radi
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Wacker-Präsident Kevin Radi verweist regelmäßig auf Investor aus Deutschland

Die aktuelle Clubspitze rund um Präsident Kevin Radi verwies bis zuletzt auf den Stuttgarter Investor Thomas Kienle, dessen Geld jederzeit eintrudeln könne. Radi zapfte bisher vergeblich Quellen an und verspielte dabei viel Kredit.

Initiative Wacker 2022 fordert Absetzung Radis

Ein Antrag der „Initiative Wacker 2022“ fordert die Absetzung des Vorstands und vollständige Informationen über die Tätigkeit und finanzielle Gebarung des Vereins. Für die APA war Radi nicht erreichbar.

Der Name Michail Ponomarew – nach einem Intermezzo als Investor ein im Wacker-Umfeld beschädigter Mann – geisterte zuletzt wieder herum. Der Russe soll mit einem goldenen Rettungsring vor der Tür stehen.

Statutenänderung ermöglichte Einstieg eines Investors

Die Möglichkeit, einen Investor an Bord zu holen, ist bei Wacker seit 19. Jänner 2020 offen, als der Mitgliederverein für schillernde Versprechen seine vorherigen Prinzipien revidierte. Damals wurde als neue Option die Kernmitgliedschaft mit 93,1 Prozent Zustimmung abgesegnet – mehr dazu in Wacker Innsbruck stellt Weichen für Zukunft.

Die Kernmitgliedschaft kostet mehr als der gewöhnliche Mitgliedsbeitrag, verspricht aber einen viel größeren Stimmenanteil. Zurzeit ist sie 1.500 normale Stimmen wert und damit gewichtiger als alle am Mittwoch knapp 1.000 Wahlberechtigten.

Nur Radi kann Weg für personellen Neustart freimachen

Jene Stimmenhoheit hält aktuell die BlockRock GmbH. Deren Geschäftsführer heißt Kevin Radi, womit klar ist, dass nur der 34-jährige Clubpräsident selbst den Weg für einen auch personellen Neuanfang freimachen kann. Erst wenn es tatsächlich zur Insolvenz kommt, würde die BlockRock GmbH als Kernmitglied ausscheiden.

Lässt sich Radi hingegen abwählen, dürfte eine Wirtschaftskanzlei übernehmen. Denn einen rechtzeitig aufgestellten Gegenkandidaten gibt es laut einem Clubsprecher nicht.

Hannes Rauch bringt sich ins Spiel

Der frühere ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch kann sich nach eigenen Angaben vorstellen, den ehemals stolzen schwarz-grünen Dampfer wieder manövrierfähig zu machen. Allerdings will er das nur machen, wenn Kevin Radi noch vor der außerordentlichen Generalversammlung zurücktritt.

Vizebürgermeister Kufstein Mag. Johannes Rauch
Stadtmarketing Kufstein
Hannes Rauch war früher Politiker

Was macht die Politik?

Der Kollaps des Tiroler Großclubs hat auch eine politische Dimension. Das Bekenntnis der Politik, wonach die am Verein hängende Amateur-Sparte samt Frauen- und Nachwuchsabteilung fortbestehen soll, ist dokumentiert. Und in Tirol stehen in drei Monaten Landtagswahlen ins Haus.