Messapparatur bei der Luftmessstelle an der Inntalautobahn bei Vomp
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Umwelt

Erstmals keine Schadstoffüberschreitungen

In Tirol hat es im Vorjahr erstmals keine Überschreitungen bei den Grenzwerten für Luftschadstoffe gegeben, seit es die gesetzlich vorgeschriebenen Limits gibt. Selbst bei der Messstelle in Vomp neben der Autobahn wurde der Stickstoffdioxidjahreswert eingehalten.

Im aktuellen Luftgütejahresbericht des Landes wird allerdings eingeräumt, dass 2021 von der Verkehrsentwicklung her ein außergewöhnliches Jahr war. Während der Schwerverkehr wieder auf dem Niveau vor der Pandemie war, sorgten Lockdowns dafür, dass der Reiseverkehr nach und durch Tirol deutlich eingebremst war – mehr dazu Brenner-Transit 2021 fast auf Rekordniveau. Das dürfte mit dazu beigetragen haben, dass die erlaubten Schadstoffwerte eingehalten wurden.

Jahresbericht 2021

Der aktuelle Bericht des Landes Tirol zur Situation bei den Luftschadstoffen

Felipe: Verkehrsbeschränkungen zeigen Wirkung

Die zuständige Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) zeigte sich zufrieden, dass sich die Luftqualität in den vergangenen Jahren deutlich verbessert habe. Den Grundstock dafür hätten die bestehenden Verkehrsbeschränkungen vom Luft-100er bis hin zum Sektoralen Lkw-Fahrverbot für bestimmte Transporte durch Tirol gelegt. Verbrennungsprozesse, vor allem von Dieselmotoren, gehören zu den Hauptverursachern von Stickstoffdioxid.

Die Luftgüte-Messstelle des Landes an der Inntalautobahn bei Vomp
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Selbst bei der Messstelle an der Autobahn bei Vomp konnten die Grenzwerte für Stickstoffdioxid erstmals eingehalten werden

Lkw-Fahrverbote müssen für Felipe aufrechtbleiben

Trotz der erstmals eingehaltenen Luftschadstoffgrenzwerte müssen laut Felipe die bestehenden Maßnahmen aufrechtbleiben. Ohne die Lkw-Fahrverbote, etwa auch für ältere Schwerfahrzeuge mit höherem Abgasausstoß, sei die erreichte Schadstoffreduktion nicht dauerhaft. Die Wirksamkeit der geltenden Beschränkungen sei vom Umweltbundesamt bestätigt worden, das die Tiroler Maßnahmen evaluiert hat.

Es sei zu erwarten, dass angesichts der Verbesserungen bei der Luftqualität Forderungen nach Lockerungen bei den Lkw-Fahrverboten laut werden, diese Fahrverbote hätten allerdings auch dafür gesorgt, dass auf der Transitstrecke über den Brenner besonders moderne Schwerfahrzeuge zum Einsatz kommen, die bei den Abgaswerten besser abschneiden als ältere Modelle. Auch aus diesem Grund könne es keine Rücknahme geben, so die Verkehrslandesrätin.

Stau auf der Brennerautobahn
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Der Verkehr durch Tirol nimmt fast Jahr für Jahr zu, an Spitzentagen sind die Kapazitätsgrenzen vielfach erreicht, inklusive der damit verbundenen Belastungen

Transitbelastungen bleiben, neuer Ansatz notwendig

Das Land räumte allerdings auch ein, dass die Verbesserungen bei der Luftqualität nur eine Seite der Medaille sind: Der Lkw-Verkehr durch Tirol nimmt nach wie vor zu und die technischen Verbesserungen beim Ausstoß der Motoren würden nichts an den übrigen Belastungen für die Bevölkerung in Bezug auf Lärm bis hin zu verstopften Straßen ändern, so Felipe.

„Es braucht daher neben den lufthygienischen Maßnahmen wie dem Sektoralen-, dem Euroklassen- und dem Nachtfahrverbot oder auch dem Luft-100er endlich auch langfristige und tiefgreifende Maßnahmen“, erklärte die Landeshauptmann-Stellvertreterin. Dabei sei man allerdings auch auf die Nachbarländer angewiesen, etwa um eine Korridormaut zwischen München und Verona einzuführen und den Lkw-Verkehr über den Brenner insgesamt teurer zu machen. Eine echte Kostenwahrheit sei der Schlüssel, um den Schwerverkehr und damit die Belastungen der Anrainer einzudämmen, so Felipe.