Der Workshop wurde vom Betriebsservice Tirol veranstaltet. Das Betriebsservice dient als zentrale Anlaufstelle für Betriebe aller Branchen und Größen wenn es um das Thema Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen am Arbeitsplatz geht. Die Service-Leistungen sind kostenfrei.
Fachkräfte-Mangel als Chance
Menschen mit Behinderung tun sich in Tirol in vielen Branchen noch schwer, beruflich Fuß zu fassen. Dennoch führe der Fachkräftemangel derzeit dazu, dass mehr Tiroler Firmen überlegen, Menschen mit Beeinträchtigungen einzustellen, so Berater Bernhard Grauss: „Die derzeitige Arbeitsmarktsituation spielt sehr positiv in unsere Hände weil die Unternehmen sehr dringend nach Personal suchen. In letzter Zeit wenden sie sich daher sehr häufig an das Betriebsservice Tirol.“

Viele Firmen würden vor allem bei Menschen mit psychischen Belastungsstörungen noch zögern, ihnen einen Job zu geben, betonte Grauss – etwa aus Angst vor möglichen längeren Krankenständen. Prinzipiell gebe es aber für jede Beeinträchtigung auch gute Lösungen: „Die Unternehmen können ihre Stellenprofile anpassen, was in letzter Zeit schon oft passiert. Wir müssen jedenfalls Weg vom Fokus auf die Defizite und endlich erkennen, was die vielen Potentiale sind, die darin liegen, Menschen mit einer Behinderung einzustellen“, zeigte sich Grauss überzeugt.
Dinge nicht unnötig komplizieren
Anforderungen oder Inhalte anzupassen und dadurch Barrieren abzubauen – dafür plädiert auch Stefan Ager, der selbst eine Lernschwäche hat. Er sieht viele Barrieren im Bereich Kommunikation: „Arbeitsaufträge, Texte, Betriebsvereinbarungen oder Arbeitsverträge sind oft zu kompliziert und schwierig formuliert“, zählte er auf. Solche Hürden könnte man relativ leicht beseitigen und damit viel erleichtern, betonte der Experte.

Kreative Lösungen
Oft führe auch einfach das Unwissen der Firmen dazu, dass Teilhabe nicht für alle Menschen möglich ist, erklärte Marija Zivkovic, die selbst blind ist: „Es gibt noch viel Arbeit, bis die Unternehmen mitbekommen, welche Hilfsmittel es bereits gibt, etwa für Blinde. Wenn man das weiß, erkennt man, dass sehr viele Berufe möglich sind.“
So gibt es etwa für Menschen mit einer Sehbehinderung längst spezielle Software oder Geräte, die auch ein Arbeiten am Computer, in der Buchhaltung oder im direkten Kontakt mit Kunden erleichtern. Aufklärung und Sensibilisierung, sind sich alle einig, helfe, die größten Barrieren – nämlich jene im Kopf – abzubauen.