Bei Protesten im ganzen Land forderten heuer wiederholt Pflegekräfte unter anderem eine faire Bezahlung und mehr Personal. Am 12. Mai präsentierte Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) eine Pflegereform-Paket. Die „Pflegemilliarde“ soll im Zuge dieses Pakets in den kommenden zwei Jahren in die Pflege gesteckt werden – mehr dazu in Pflegereform vor Kundgebungen präsentiert.
Mit dem am Dienstag in Innsbruck präsentierten Pflegepaket sollen weitere Lücken geschlossen werden, so die Gesundheitslandesrätin Annette Leja (ÖVP). In Summe investiert das Land bis 2024 27 Millionen Euro zusätzlich in die Pflege. Im Kombination mit dem Bundes-Pflegepaket sollen der Pflege in Tirol in den Jahren 2022 und 2023 somit 71 Millionen Euro mehr zur Verfügung stehen.
Fünf Säulen sollen mehr Geld und mehr Qualität bringen
Das Landes-Pflegepaket wurde bereits im vergangenen Jahr mehrfach politisch angekündigt und als Meilenstein angepriesen. Die fünf Säulen im neuen Paket sollen fünf Mal „mehr“ bringen: Mehr Geld für die Pflege, mehr Ausbildungsmöglichkeiten, mehr Qualität in der Pflege, mehr Unterstützung für pflegende Angehörige und mehr Kinderbetreuung, so heißt es vom Land Tirol.

Die Situation in der Pflege ist nach wie vor angespannt. Dienstpläne halten oft nicht, weil es an Personal mangelt. Mit dem neuen Paket will das Land darum jetzt vor allem in die Ausbildung investieren. „Hier schließen wir die Lücke von der Pflichtschule her. Es gibt die Lehre für Assistenzberufe, außerdem wird die mittlere Schulausbildung in alle Bezirke ausgerollt und es gibt den Pflegestarter“, so Leja.
Das Pilotprojekt Pflegestarter soll im Schuljahr 2023/24 im Bezirk Reutte starten. Dabei kann schon ab dem 15. Lebensjahr, nach Absolvierung der allgemeinen Schulpflicht, eine Ausbildung im Pflegebereich begonnen werden.
Finanzielle Entlastung in der Ausbildung
„In Zukunft werden auch das Schulgeld und die Studiengebühren erlassen“, so Annette Leja im Gespräch mit dem ORF Tirol. Daneben soll es einen Umsteiger- bzw. Wiedereinsteigerbonus geben. Ab 1. September 2023 gibt es ein Pflegestipendium von zumindest 1.400 Euro pro Monat, wobei dieses Geld aus dem Bundespflegepaket komme.

500.000 Euro für Einspringerbonus
Durch das Bundespflegepaket würde daneben generell höhere Gehälter für Pflege- und Betreuungspersonal möglich. Das Land stelle eine rasche Auszahlung sicher. Von der Gewerkschaft wurde in der Vergangenheit das Stipendium von 470 Euro während der Ausbildung massiv kritisiert. Diese Abgeltung werde auf 600 Euro erhöht.
„Einspringen“ sei in der Pflege Alltag und flexible Arbeitszeiten notwendig. „Aber das muss auch entsprechend abgegolten und wertgeschätzt werden. Dort, wo es noch keinen Einspringerbonus gibt, wird es ihn geben. Wir stellen dafür 500.000 Euro zur Verfügung“, sagt die Gesundheitslandesrätin.
Stabstelle „Pflegeentwicklung“ wird eingerichtet
Eine neue Stabstelle für Pflegeentwicklung soll in Zukunft für mehr Qualität in der Pflege sorgen. Die Stabstelle werde sich mit Themen wie Digitalisierung und Qualitätsmanagement beschäftigen. Ab 1. Juli wird daneben ein Pflegetelefon eingerichtet. Dieses soll eine Anlaufstelle für Fragen rund um das Thema Pflege sein.
Im neuen Landes-Pflegepaket ist auch festgeschrieben, dass die Tagespflege ausgebaut werden soll. Darüber hinaus soll auf moderne Einrichtungsformen wie „Senioren-WGs“ gesetzt und pflegende Angehörige entsprechend geschult werden. Das Land stellt dafür sechs Millionen Euro zur Verfügung. Zusätzliche vier Millionen Euro sollen der Kinderbetreuung zugutekommen. Kinderbetreuungsmöglichkeiten sollen auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflegeheimen angepasst und betriebliche Tageseltern eingerichtet werden.
Gesundheits- und Krankenpflegeverband zeigt sich erfreut
Der Landesverband des österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands (ÖGKV) zeigte sich in einer schriftliche Stellungnahme zufrieden über die am Dienstag präsentierten Pläne. Das Paket „bietet nun berechtigten Grund zur Hoffnung, dass sich die Pflege in Tirol auf einem wertschätzenden und wertgeschätzten Weg weiterentwickeln kann“, hieß es. Aus Sicht des ÖGKV handel es sich um ein „gelungenes Gesamtpaket“, dessen Umetzung „mit großem Engagement unterstütz wird“.