Plattform und Boot und Klamm
Ursula Aichner
Ursula Aichner
Neun Plätze, neun Schätze 2022

Die Klobensteinschlucht

Ein echter Wasserschatz ist die wild-romantische Klobensteinschlucht bei Kössen. Die beeindruckende Klamm geht über Grenzen und verbindet Tirol und Bayern. Früher sind dort Schmuggler unterwegs gewesen. Viele Legenden ranken sich um diesen echten Geheimtipp, den sogar viele Tirolerinnen und Tiroler nicht kennen.

Kössen mit seinen 4.400 Einwohnern ist Ausgangspunkt der Wanderung am neu ausgebauten Schmugglerweg. Die Schlucht hat schon immer eine große Rolle im Leben der Bevölkerung gespielt. Durch die Engstelle in der Klamm hat es zahlreiche Hochwasser gegeben. Bei Starkregen und während der Schneeschmelze schwillt die Großache, die sich durch die Schlucht schlängelt, schnell gefährlich an.

Brücke über Schlucht
Ursula Aichner
Man wandert durch den Wald und über Brücken.
Hängebrücke
Ursula Aichner
Die längste Hängebrücke in der Schlucht

Bei der Kirche in Kössen erinnern Markierungen an die Hochwasserstände im 16. Jahrhundert. Auch 2013 stand der Ort unter Wasser. Seither wurden rund 20 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert, um eine neuerliche Katastrophe zu verhindern.

Sendungshinweis:

„Tirol heute“, 30.9.2022

Der Schmugglerweg führt vom Zentrum Kössens zunächst über die hölzerne Staffenbrücke. Weiter geht es über die 69 Stufen der Teufelsstiege und durch den Wald an Aussichtsplattformen vorbei bis zur 35 Meter langen Hängebrücke, die in einer Höhe von 28 Metern über die Klamm führt.

Kirche
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Die Wallfahrtskirche Maria Klobenstein
Gespaltener Stein
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Rund um den gespaltenen Felsen ranken sich viele Geschichten

Am anderen Ufer der Ache liegt die Wallfahrtskirche Klobenstein. Sie steht oberhalb der Entenlochklamm. Antenloch sagen die Einheimischen. Der Legende nach betete hier eine alte Frau, als sich plötzlich ein riesiger Felsblock löste und direkt auf sie zuraste. Der Stein sprang glücklicherweise auf wundersame Weise in zwei Hälften und die Frau kam mit dem Leben davon.

Durch den gespaltenen Felsen, der sich gleich neben der Kirche befindet, führt heute ein schmaler Weg. „Man kann sich etwas wünschen. Schafft man es anschließend durch den Spalt, ohne den Felsen zu berühren, so geht dieser Wunsch in Erfüllung,“ wird uns erzählt. Dieses Hindurchschlüpfen hatte in der Volksfrömmigkeit schon immer eine besondere Bedeutung. Man glaubte Sünden, Krankheiten und Sorgen abstreifen zu können.

Heilendes Quellwasser

Der Klobenstein könnte bereits in vorchristlicher Zeit kultische Bedeutung besessen haben, wir berichtet. Dann wurde an der Quelle neben dem Klobenstein ein Marienbild verehrt. Dem Quellwasser werden seit jeher Heilkräfte zugesprochen. Um 1700 entstand dann eine hölzerne Kapelle. Bald darauf siedelte sich ein Eremit an. Das Gasthaus neben der Kirche geht auf die ehemalige Einsiedelei zurück. Der starke Zustrom an Wallfahrern gab schließlich den Anstoß dazu, 1733 eine steinerne Kapelle zu erbauen. Heute besteht die Wallfahrtskirche aus zwei miteinander verbundenen Kapellen.

Boote in der Klamm am Ufer
Ursula Aichner
Man kann die Schlucht auch auf einem Boot erkunden.

Vom Boot aus erlebt man die Schlucht auf andere Art

Die Schlucht kann man nicht nur erwandern, sondern auch mit dem Boot erobern. So werden Raftingtouren auf der Großache angeboten. Das Wasser der Ache bekommt zwar selbst im Hochsommer kaum mehr als elf Grad. Die Kälte ist aber schnell vergessen, zu eindrucksvoll ist die Tour. Es geht an steilen Felswänden vorbei und unter den Hängebrücken durch. Der Ausstieg befindet sich in der Nähe des kleinen bayerischen Orts Ettenhausen. Irgendwo hier in den dichten Wäldern übergaben auch die Schmuggler vor vielen Jahren ihre Waren, bevor sie sich wieder auf den Rückweg machten.

In der Nähe der längsten Hängebrücke gleich neben dem Weg kann man Gletschermühlen einen Besuch abstatten. Diese geologische Besonderheit ist in der Eiszeit entstanden. Man könnte glauben, ein riesiger Bohrer sei hier in den Felsen gerammt worden. Es waren aber Schmelzwasser und Steine, die sich unter starkem Druck und mit hoher Geschwindigkeit zuerst durch das Gletschereis und dann in das darunter liegende Gestein gebohrt haben.

Gletschermühle
Ursula Aichner
So schaut eine sogenannte Gletschermühle aus. Gletschertopf sagt man auch dazu.
Holzweg
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Früher waren hier Schmuggler unterwegs.

Ein Paradies für Schmuggler

Knapp zwei Stunden lang dauert die einfache Wanderung durch die Klobensteinschlucht. Sie gilt seit Menschengedenken als geheimnisvoll verborgenes Eingangstor in die Alpen. Viele Geschichten und Legenden ranken sich um diesen Schmugglerpfad. Schon in der frühen Bronzezeit war hier ein wichtiger Handelsweg für Kupfer und Bronze, im Mittelalter für den Transport von Wein und Salz, nach dem zweiten Weltkrieg wurden über den Schmugglerweg Zigaretten, Kaffee, Rum und sogar Käselaibe geschmuggelt. Noch heute werden Geschichten von Kindern erzählt, deren Hosen mit der Schmuggelware vollgestopft wurden.

In einem gemeinsamen, österreichisch-bayrischen Interreg-Projekt wurde die grenzüberschreitende Klobensteinschlucht für die ganze Familie wander- und erlebbar gemacht. 2015 haben die Planungen begonnen. Die Wege wurden erneuert. Brücken, Plattformen und Rastplätze gelten als Höhepunkte einer Wanderung.