Der Fernsteinsee liegt in einer Höhe von fast 1000 Metern am Eingang zum Gurgltal, gleich neben der Fernpass-Straße. Am westlichen Seeufer thront verträumt und romantisch Schloss Fernstein. Heute ist in dem aus dem 14. Jahrhundert stammenden Schloss ein Hotel untergebracht. Der Fernsteinsee ist nicht nur bei Einheimischen, sondern auch bei Gästen sehr beliebt.
Alle, die mit kaltem Wasser kein Problem haben, können sich hier in einem heißen Sommer abkühlen. Es heißt aber, dass sich nur die härteren Schwimmer ins eiskalte Nass wagen. Die über 18 Hektar große Wasserfläche wird auch von Anglern und Hobby-Bootfahrern sehr geschätzt. Auch ein Radweg führt rund um den See.


Ein Paradies für Taucher
Immer wieder trifft man hier Taucher. Mit 17 Metern Tiefe ist der See für eine ausgedehnte Erkundungstour unter Wasser bestens geeignet. Der Fernsteinsee gilt unter Wasser als ganz besonderes Paradies, traumhaft schöne Unterwasserlandschaften machen jeden Tauchgang zum Erlebnis, erklärt man uns vor Ort. Groß ist auch der Fischreichtum. Da sich der See in Privatbesitz befindet, ist das Tauchen den Hotelgästen vorbehalten.
Sendungshinweis:
„Tirol heute“, 28.9.2022
Bereits zur Römerzeit verlief beim Fernsteinsee die Via Claudia Augusta. Überreste der Römerstraße sind bis heute zu sehen. Bereits damals konnte man am günstig gelegenen See rasten und die Pferde wechseln. Bis 1856 führte die alte Fernpassstraße unmittelbar an Schloss Fernstein vorbei, dann wurde sie ausgebaut und ein Stück verlegt. Auch die Brücke wurde errichtet, über die die Straße zum Fernpass heute noch führt. Die alte Straße steht jetzt ganz Wanderern und Radfahrern zur Verfügung.


Die verfallene Sigmundsburg
Auf einer Insel mitten im See liegt ziemlich versteckt die Ruine des mittelalterlichen Jagdschlosses Sigmundsburg. Nur mehr wenige Mauerreste lassen das Aussehen und die Dimensionen des Schlosses erahnen. Erbauen ließ es Erzherzog Sigmund der Münzreiche im 15. Jahrhundert. Es war ein Jagd- und Lustschloss und auch als Alterssitz für Sigmunds erste Gattin, Eleonore von Schottland, vorgesehen. Baurechnungen von früher beweisen, dass an dem Schloss zu Lebzeiten Sigmunds immer wieder gearbeitet wurde. Ganz fertiggestellt worden ist es aber nie.
Nach Sigmunds Tod nutzte Kaiser Maximilian I. das Schloss für Jagdausflüge im Außerfern. In den folgenden Jahren ist das Schloss zunehmend verfallen, da sich niemand mehr darum kümmerte. 1775 wurde geschrieben, das eingefallene Schloss sei viel mehr für einen Steinhaufen als für eine Wohnung zu halten. Später interessierte sich Kaiser Maximilian II. von Bayern für die Schlossruine. Seine Umbaupläne wurden aber nie verwirklicht. Das Gebäude zeigt sich dem Besucher heute als romantische, von Bäumen überwucherte Ruine.

Bei Adeligen sehr beliebtes Schloss
Ganz anders schauen die Geschichte und die derzeitige Situation von Schloss Fernstein aus. Es wird 1519 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und hatte schon damals in den Stallungen Platz für bis 70 Pferde. Das Schloss beherbergte im Laufe der Jahrhunderte viele blaublütige Gäste, wie zum Beispiel Kaiserin Maria Theresia.
Besondere Bedeutung bekam das Schloss, als es König Ludwig II. von Bayern es zu seinem Lieblingsausflugsziel erklärte. Er ließ sich von Schloss Linderhof oder von Hohenschwangau hierherbringen, um die Abgeschiedenheit und die Ruhe des Sees zu genießen. Im Winter reiste er gerne im Prunkschlitten und von Fackelträgern begleitet an und ließ sich zwei Zimmer als „Geheimquartier“ reservieren. Die Rede ist von einem roten und einem blauen Zimmer. Man kennt auch noch die Speisekarten mit den historischen Luxus-Menüs, die der König hier einnahm.

Die Lieblingsspeise seiner Majestät war das „Hechtenkraut“. Ebenfalls oft serviert wurde Rehkeule mit Schnittlauch-Kartoffelstampf und grünem Spargel. Das Dessert war ein mit getrockneten Früchten gespicktes Orangeneis.
„Der schönste Platz zum Leben!“
Ludwig II. soll über das Schloss und den See einmal folgendes gesagt haben: „Auch für zahllose andere Menschen wird eine Zeit kommen, in der sie sich nach einem Lande sehnen und zu einem Fleck Erde flüchten, wo die moderne Kultur, Technik, Habgier und Hetze noch eine friedliche Stätte weit vom Lärm, Gewühl, Rauch und Staub übrig gelassen hat.“
Seit über 100 Jahren ist das Schloss jetzt in Familienbesitz. Hotelier Bernward Köhle hütet es wie seinen Augapfel und hat die zum Teil riesigen Zimmern des alten Gemäuers in den vergangenen sechzig Jahren mit Kunstschätzen gefüllt. Er wohnt selbst hier und kann sich nicht vorstellen, dass es einen besseren Ort zum Leben gibt.