Wasserfall mit Bäumen
Ursula Aichner
Ursula Aichner
Neun Plätze, neun Schätze 2022

Der Grawa-Wasserfall

Der Faszination Wasser kann man sich im oberen Stubaital hingeben. Der spektakuläre Grawa-Wasserfall gilt als einer der schönsten Wasserfälle des Landes und als breitester Wasserfall der Ostalpen. Ein Aufenthalt dort soll extrem gesund sein. Und nach dem Motto – der Weg ist das Ziel – ist die Wanderung zum Wasserfall auch schon ein Erlebnis.

Der Grawa-Wasserfall ist das Herzstück des Wilde Wasser Weges. Dessen erste Etappe beginnt in Ranalt am rechten Ufer der Ruetz und geht über 3,5 Kilometer. Man kann hier immer wieder lohnende Abstecher machen. Die Ruetz hat sich einen beeindruckenden Weg durch die Landschaft gegraben. Im Ruetz-Katarakt tobt das Wasser durch eine Schlucht, und man kann das Schauspiel von Plattformen und Brücken bestaunen.

Weg zum Wasserfall
Ursula Aichner
Beeindruckende Berglandschaft im hinteren Stubaital
Wildewasserweg Brücke
Ursula Aichner
Der Wilde Wasser Weg hat viele Überraschungen zu bieten.

Im sogenannten Amphitheater gleich neben dem Katarakt sieht man plötzlich rot. Was sofort ins Auge sticht, sind die vielen orangeroten Steine und Felsblöcke. Bunte und wasserliebende Luftalgen sorgen auf den Steinen für echte Farbexplosionen. Auch den einen oder anderen Wasserfall findet man im Laufe des Weges. Und dann nach ener Wegbiegung taucht er plötzlich, der Grawa-Wasserfall und man hat einen perfekten Blick durch die Bäume auf das imposante Wasser-Spektakel.

Sendungshinweis:

„Tirol heute“, 29.9.2022

Je nach Wassermenge verändert der Wasserfall sein Erscheinungsbild. Bei der Schneeschmelze im Frühsommer und nach starken Regenfällen ist das Naturschauspiel aufgrund der großen Wassermengen besonders fesselnd. Zu bestimmten Tageszeiten im Frühsommer ist die Wassermenge ebenfalls sehr beeindruckend. „Das Licht ist am besten am Vormittag, am meisten Wasser kommt am Nachmittag“, erklärt uns der Wilde Wasser Weg-Begründer Luis Töchterle. Im Spätherbst schrumpft der Wasserfall zu einem schmalen Streifen.

Gesund und entspannend

2013 wurde am Fuße des Wasserfalles eine Plattform gebaut. Auf Holzliegen kann man es sich dort gemütlich machen und den besten Ausblick genießen. Und man tut etwas für die Gesundheit. Man spürt sehr schnell, wenn man nur wenige Meter vom Wasserfall entfernt ist, dass man so richtig gut durchatmen kann. Die Lunge scheint einen kleinen Freudenschrei von sich zu geben und sagt sich, da tut endlich jemand etwas für mich.

Die Aerosole und Luft-Ionen, die am Wasserfall durch die Luft wirbeln, sind so winzig, dass sie ganz leicht in die oberen Atemwege kommen und das ganze System einmal ordentlich durchputzen. Das wird wissenschaftlich bestätigt. Vielleicht bildet man es sich auch ein, aber man fühlt sich nach einiger Zeit am Wasserfall einfach erholt und erfrischt. Die Frisur kann man allerdings vergessen. Wer zu Locken neigt, dem stehen praktisch die Haare zu Berge.

Wasserfall totaler
Ursula Aichner
Einer der breitesten Wasserfälle der Ostalpen

Mächtige Kaskaden, wehende Sprühnebelschleier und das Tosen der Wassermassen machen auch einen Besuch der beiden Aussichtspunkte entlang des Wasserfalls zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Das Wasser des Sulzenaubachs schießt hier aus 180 Metern Höhe und über 85 Meter breite Felsstufen in die Tiefe. Der Weg ist eng und schmal und führt über zum Teil rutschige Holzplanken und Steine in die Höhe. Man sollte trittsicher sein.

Am schnellsten zum Wasserfall kommt man von den Parkplätzen direkt oberhalb der Grawa Alm an der Gletscherstraße. Nach 15 Minuten Fußweg ist das beeindruckende Naturschauspiel leicht zu erreichen. Schon von weitem kann man den Wasserfall hören und spüren. Oft wehen die Fahnen des Wassers bis zu einer kleinen Brücke, die man überqueren muss.

Plattform und Wasserfall
Ursula Aichner
Auf der Plattform kann man mit der Seele baumeln und tut gleichzeitig etwas für seine Gesundheit.
Wasser über Steine nah
Ursula Aichner
Ein ganz besonderes Naturschauspiel

Flora wie im Regenwald

Der Grawa-Wasserfall ist 1979 offiziell zum Naturdenkmal erklärt worden. Er befindet sich im Landschaftsschutzgebiet rund um die Berge Serles, Habicht und Zuckerhütl. Der Sulzenaubach, der den Wasserfall mit Wasser versorgt, wird von den Gletschern im Einzugssbereich der Ruetz gespeist. Dazu gehören der Sulzenauferner, die Fernerstube und der Grünauferner. Gletscherbäche gelten als sehr unwirtliche Ökosysteme, immer kalt und mit hoher Fließgeschwindigkeit, die zu bestimmten Jahres- und Tageszeiten massiv wechselt. Der Wald rund um den Wasserfall besteht aus Fichten und Zirben, ab und zu sind Erlen und Birken dabei. Auch Moose und Beerensträucher sind zu finden. Der feine Wasserstaub aus den Kaskaden sorgt für eine Flora, die an einen Regenwald erinnert.

Margeriten
Ursula Aichner
Blumenpracht im Frühsommer
Wassertropfen auf Blatt
Ursula Aichner
So schön können Wassertropfen sein.

Ein Erlebnis ist der Grawa-Wasserfall auch im Winter. Dann verwandelt er sich in faszinierende Eisgebilde und in Objekte der Begierde für zahlreiche Eiskletterer aus der ganzen Welt. Der Grawa-Wasserfall gilt als anfängerfreundlich. Wer schwierigere Routen sucht, sollte sich an die „Bese Hexe“, den „Botanikerkamin“ oder das „Schneewittchen“ in der Nähe halten. Das Klettern an gefrorenen Wasserfällen ist für viele Bergfexe ein spezielles Erlebnis. Aufgrund der hohen kletter- und sicherungstechnischen Anforderungen und der benötigten Erfahrung wird es oft auch als die Königsdisziplin des Alpinismus bezeichnet.