Linker Fernerkogel in den Ötztaler Alpen
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Umwelt

Volksbefragung zu Gletscherehe am 17. Juli

In St. Leonhard im Pitztal findet am 17. Juli 2022 eine Volksbefragung zur sogenannten „Gletscherehe“ Ötztal-Pitztal statt. Im hinteren Pitztal hofft man auf millionenschwere wirtschaftliche Impulse. Nach der Befragung wollen die Pitztaler Gletscherbahnen bekannt geben, wie es mit dem ruhenden UVP-Verfahren weiter gehen soll.

Das Umweltverträglichkeits-Verfahren liegt aktuell auf Antrag der Projektbetreiber auf Eis. Sie hatten einen Aufschub beantragt, nachdem das Umweltverträglichkeitsgutachten untragbare Auswirkungen auf die Landschaft konstatiert hatte – mehr dazu in Gletscher-Ehe: Gutachten liegt vor. Während die Ötztaler Gletscherbahnen inzwischen mehrfach bekräftigt haben, dass sie am Zusammenschluss der beiden Skigebiete festhalten wollen, fehlt von den Pitztaler Gletscherbahnen eine Entscheidung. Wie sie am Freitag in einer Stellungnahme mitteilten, wollen sie nach der Volksbefragung die weiteren Schritte bekanntgeben. Die Frist für den Aufschub durch die Behörde endet im kommenden August.

Andererseits hat sich der Gemeinderat von St. Leonhard mehrfach für den umstrittenen Zusammenschluss ausgesprochen, zuletzt gab es im Mai einen einstimmigen Beschluss für die Gletscherehe. Mit der Volksbefragung soll es offenbar noch einmal ein Signal aus dem Pitztal für das Projekt geben. Für den Bürgermeister von St. Leonhard, Elmar Haid, hat aber vor allem eine neue Zubringerbahn vom Tal hinauf zum Pitztaler Gletscherskigebiet Priorität, die ebenfalls Teil des Gesamtprojekts wäre. Schon aus Sicherheitsgründen brauche es eine zweite Verbindung neben der bestehenden Stollenbahn, so Haid.

Karte zeigt Ski-Projekt in Tirol
APA
Der geplante Zusammenschluss der Gletscherskigebiete sieht neue Lifte und auch neue Pisten als Verbindung vor.

UVP-Behörde sieht veraltete Unterlagen als Problem

Die selbst angestrebte Verfahrenspause von mehr als zwei Jahren bedeutet für die Projektbetreiber allerdings eine zusätzliche Hürde für den Fall, dass sie die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) weiterführen wollen. Die Behörde hatte bereits beim Antrag für den Aufschub darauf hingewiesen, dass viele Unterlagen inzwischen veraltet sein können und deshalb aktualisiert werden müssten.

Für die beiden Gletscherskigebiete war bereits das bisherige Verfahren mit einem großen Aufwand, vor allem auch in finanzieller Hinsicht, verbunden. Selbst bei einem positiven Bescheid im UVP-Verfahren müssen sie mit weiteren Einsprüchen und mit einer Entscheidung vor dem Bundesverwaltungsgericht als übergeordneter Instanz rechnen.

Massiver Widerstand von Naturschützern

Während die Befürworter des Gletscherzusammenschlusses die wirtschaftlichen Aspekte in den Vordergrund stellen, kritisieren Gegner irreparable Eingriffe in die Natur. Sie stellen aufgrund des Rückzugs der Gletscher infolge des Klimawandels das Projekt auch grundsätzlich in Frage – mehr dazu in Gletscherfusion mit hohem Spaltpotenzial. Die Projektbetreiber verweisen dagegen auf eine Studie, die deutliche Zuwächse bei der Wertschöpfung durch den Zusammenschluss der Gletscherskigebiete konstatiert.

Alpinvereine und WWF lehnen die Pläne dagegen vehement ab – mehr dazu in Stopp für Gletschererschließungen gefordert. Heuer im April hat eine Bürgerinitiative der Landespolitik zudem mehr als 160.000 Unterschriften gegen das Projekt übergeben – mehr dazu in Petition gegen Gletscherehe übergeben. Sie fordert einen generellen Erschließungsstopp. Der Tiroler Landtag sollte sich ursprünglich im Mai mit der Frage beschäftigen, ob es in Tirol ein fünfjähriges Moratorium – also einen vorläufigen Stopp aller Skigebietserweiterungen und -zusammenschlüsse – geben soll. Der Punkt wurde aber verschoben, um weitere Stellungnahmen einzuholen.