Für Mattle ist es eine neue Situation, ganz vorne in der ersten Reihe zu stehen. Als ÖVP-Spitzenkandidat ist es natürlich sein Ziel, auch nächster Tiroler Landeshauptmann zu werden: „Generell habe ich als junger Politiker dieses Amt nicht angestrebt. Aber alleine die Möglichkeit, dermaßen gestaltend an Tirol mitzuarbeiten, das ist eine ganz tolle Herausforderung, ja eine wunderbare Aufgabe. Ich mache das sehr gerne“, meinte Mattle auf die Frage, ob die Position als Tiroler ÖVP-Obmann und möglicher neuer Landeshauptmann das Ziel seiner politischen Wünsche sei.
Die Konstellation, dass Platter bis zur Wahl Landes-Chef bleibt und damit Mattle aus der zweiten Position den Wahlkampf bestreiten muss, sieht der ÖVP-Spitzenkandidat nicht als Nachteil: „Ich glaube, das ist eine ideale Lösung. Zum einen kann ich in meinem Ressort als Wirtschafts- und Familienlandesrat noch reüssieren, ich kann meine Aufgaben, meine Projekte zu Ende führen. Auf der anderen Seite habe ich aber mehr Freiraum als ein Regierungschef, um mich auch der Wahlbewebung zu widmen.“
Für die Zeit nach der Wahl wollte ich Mattle keine Koalitionspräferenzen nennen. Während für Platter eine Koalition mit den Freiheitlichen praktisch ausgeschlossen war, wollte der neue ÖVP-Spitzenkandidat sich in dieser Hinsicht nicht festlegen.
Überzeugungsarbeit nach außen und nach innen
Die Voraussetzungen für die kommende Landtagswahl sind angesichts ungünstiger Umfragen und negativer Schlagzeilen – Stichwort: CoV-Hilfsgelder für ÖVP-nahe Vereine – schwieriger als bei der letzten Wahl. Mattle will hier vor allem durch Kontakt mit der Bevölkerung punkten können. Das werde im persönlichen Gespräch, so Mattle. Im Zuge des Wahlkampfs werde man aber auch online etwa über soziale Medien mit den Menschen in Kontakt treten. Zuhören sei dabei besonders wichtig, meinte der designierte ÖVP-Chef im Tirol-heute-Interview.

Überzeugungsarbeit muss Mattle allerdings auch innerparteilich leisten. Der geplante Wechsel an der der ÖVP-Spitze hat etwa kritische Reaktionen bei Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser hervorgerufen, dem selbst Landeshauptmann-Ambitionen nachgesagt werden. Mit Walser habe er prinzipiell ein gutes Verhältnis, so Mattle. Er werde die Zeit bis zum ÖVP-Parteitag jetzt nutzen, um auch auf Kritiker zuzugehen.
Aus den eigenen Reihen und aus der Bevölkerung spüre er aber ganz große Zustimmung. Es gebe eine interessante Konstellation: „Ich bin zwar an Jahren reif, aber als Regierungsmitglied jung. Und das hat auch einen Charme“, glaubte Mattle. Beim kommenden ÖVP-Landesparteitag am 9. Juli, bei dem er zum Obmann gewählt werden soll, peilt er mehr als einziger Kandidat mehr als 90 Prozent der Stimmen an. Für die Landtagswahl selbst wollte Mattle dagegen kein Wahlziel nennen.
Bei Coronavirus-Strategie setzt Mattle auf Experten
Im Hinblick auf die erwartete nächste Coronavirus-Welle will Mattle auf die Empfehlungen von Expertinnen und Experten setzen. Er habe da einen sehr klaren Zugang: „Da gibt es die Spezialisten, die Fachleute, die wir auch in Innsbruck haben. Diese sind zu befragen, diese werden einen Weg vorzeichnen und mit diesen ist gemeinsam eine Entscheidung zu fällen.“