Blick von Süden auf Teile des Konzentrationslagers in der Reichenau
Stadtarchiv/Stadtmuseum
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Wissenschaft

NS-Lager Reichenau: Innsbruck sucht Fotos

Die Stadt Innsbruck will die Geschichte des ehemaligen Arbeits- und Zwangsarbeiterlagers Reichenau möglichst genau dokumentieren. Da es verhältnismäßig wenige Bildquellen gibt, ersucht die Stadt um Mithilfe und bittet um Fotos aus der Kriegszeit.

Im August 1941 wurde das Im „Arbeitserziehungslager Reichenau“, im Auftrag des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) Berlin in Zusammenarbeit mit dem Landesarbeitsamt Innsbruck errichtet.

Bis 1945 wurden Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus ganz Europa interniert, über 100 von ihnen kamen zu Tode. Nach dem Krieg diente das Lager unter anderem für Menschen ohne oder mit niedrigem Einkommen als Unterkunft, bevor es in den siebziger Jahren abgerissen wurde.

Kindergarten Reichenau
Stadtarchiv/Stadtmuseum
Der Innsbrucker Bürgermeister Anton Melzer besucht im Jahr 1946 den Baracken-Kindergarten Reichenauer Lager

Seit Mai 2021 arbeitet eine achtköpfige Kommission aus Historikern und Experten im Auftrag des städtischen Kulturausschusses an der Erforschung des ehemaligen Arbeits- und Zwangsarbeiterlagers Reichenau.

Zu wenige Fotos von Nebenlagern und Quartieren

Der Leiter des Innsbrucker Stadtarchivs, Lukas Morscher, sieht allerdings eine Schwierigkeit in der Dokumentation darin, dass es relativ wenig Bildquellen − vor allem von den über das gesamte Stadtgebiet verstreuten Nebenlagern- und Unterbringungsquartieren – gibt.

 Lager Reichenau mit Kriegsgefangenen nach dem Zweiten Weltkrieg
Stadtarchiv/Stadtmuseum
Feldkaplan Josef Klotz liest nach dem Zweiten Weltkrieg vor den Holzbaracken eine Heilige Messe

Die Stadt bittet deshalb die Innsbruckerinnen und Innsbrucker um Mithilfe. „Konkret suchen wir Fotos aus der Kriegszeit, auf denen Spuren des Lagers zu sehen sind. Auf Dachböden oder in Kellern gibt es vielleicht noch alte Bilder, die für eine genaue Dokumentation sehr wertvoll und wichtig sind. Es kann auch interessant sein, wenn eine Baracke nur im Hintergrund zu sehen ist“, klärte Morscher auf. Die Dokumentation soll in die Gestaltung des neuen Gedenkortes einfließen.

Geplanter Gedenkort zum NS-Lager Reichenau

Auf Basis des Berichts soll der 1972 errichtete Gedenkstein, der an die Gräuel in diesen Lagern erinnert, zu einem zeitgemäßen Gedächtnisort umgestaltet werden.

Blick von Süden auf Teile des Konzentrationslagers in der Reichenau
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Blick von Süden auf Teile des Konzentrationslagers in der Reichenau. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1946, als das Lager als Flüchtlingslager diente.

Das Ziel sei eine zeitgemäße Erinnerungsform, die die Ereignisse im Lager dokumentiert und ein würdiges Gedenken an die Opfer ermöglicht, erklärte Kulturstadträtin Uschi Schwarzl (Grüne). „Weil das bisher nicht möglich war, sehen die Pläne der Stadt und des Kulturausschusses des Gemeinderates die Schaffung eines neuen Gedenkortes vor.“