Man trägt die Videobrille
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Medizin

BKH Schwaz: Video-Brille statt Medikamente

Im Bezirkskrankenhaus Schwaz kommt seit kurzem bei ausgewählten Operationen eine Video-Brille zum Einsatz. Mit dieser Brille sollen Patientinnen und Patienten vom Geschehen im OP-Saal abgelenkt werden. Damit könne immer öfter auf die medikamentöse Sedierung verzichtet werden.

Seit einigen Jahren setzt man in der Knochen- und Gelenkschirurgie auf regionale Betäubung. So kommt beispielsweise bei einer Hüftoperation das rückenmarksnahe Anästhesieverfahren zum Einsatz – allgemein als Kreuzstich bekannt. Damit spare man sich eine Vollnarkose und die möglichen Folgen davon. „Patienten haben aber oft Befürchtungen und Ängste, dass sie Dinge im OP sehen, die sie nicht sehen wollen“, so Lukas Kirchmair, Primararzt für Anästhesie.

Video-Brille soll Patienten von OP-Reizen ablenken

Weil Patientinnen und Patienten bei Eingriffen wie einer Hüft-Operation in der Regel bei vollem Bewusstsein bleiben, hören und sehen sie alles, was im Operationssaal passiert. Um die Betroffenen von diesen Reizen abzuschirmen, setzt man im Bezirkskrankenhaus Schwaz seit kurzem auf eine Videobrille samt Kopfhörern, die die Patientinnen und Patienten während der OP tragen.

Patient liegt mit Videobrille am OP-Tisch während Ärzte operieren
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„Das ist aber nicht nur eine Art Belustigung im Operationssaal. Man nennt das audiovisuelle Distraktion. Der Patient wird wirklich mit Hilfe dieser Gerätschaft komplett abgelenkt“, so Kirchmair. Dadurch könne man sich in einem gewissen Ausmaß auch die medikamentöse Sedierung sparen. „Die ja in manchen Fällen Nebenwirkungen hat, die wir vermeiden wollen“, sagt der Mediziner. Mit der Videobrille habe man im Krankenhaus Schwaz bislang nur positive Erfahrungen gemacht.

„Wie auf der Couch beim Fernsehen“

Patientinnen und Patienten können sich selber aussuchen, was sie während der OP sehen und hören wollen. „Dokumentationen, Spielfilme, Drohnenflüge – das Angebot wird laufend erweitert“, so Kirchmair. „Es ist als würde man auf der Couch liegen und Fernsehen schauen“, sagt ein Patient im Gespräch mit dem ORF Tirol nach seiner OP.

Dem Patienten wird die Brille vor der OP aufgesetzt
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Für die audiovisuelle Distraktion könne sich jeder Patient selbst entscheiden. „Er kann sich ganz klar äußern und er hat ein Recht darauf. Der Patient muss Nichts mitbekommen. Und die Brille ist eben ein Werkzeug, mit dem wir ihn komplett von Reizen abschirmen können“, sagt der Primar. Theoretisch kann die Brille bei allen Operationen verwendet werden, bei der eine Regionalanästhesie zum Einsatz kommt.