Ein Schulkind schreibt in ein Hef
dpa/Gero Breloer
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Bildung

Nachhilfe ist empfindlich teurer geworden

Wie die AK Tirol ermittelte, sind die Kosten für Nachhilfe seit 2020 stark gestiegen: Pro Schulkind mussten Tiroler Eltern im Schnitt rund 590 Euro für Nachhilfe bezahlen – um fast ein Drittel mehr als noch im Vorjahr. Jeder dritte Tiroler Schüler benötigt Nachhilfe.

Das Schuljahr 2021/22 stand wie das vorherige im Zeichen der Pandemie und machte immer wieder Distanzunterricht nötig. Um herauszufinden, wie sich diese Maßnahmen auf das Lernen ausgewirkt haben, wurden hat die AK in Tirol von Mitte Februar bis Mitte April 414 Haushalte mit insgesamt 593 Schülerinnen und Schüler befragt.

Nachhilfe für viele nicht leistbar

Externe Nachhilfe in der herkömmlichen Form vor Ort war demnach meist nicht möglich, sondern sie fand primär online statt. Die Eltern standen ebenso zusätzlich unterstützend im Einsatz, soweit sie dazu zeitlich und fachlich in der Lage waren. Die Hälfte von ihnen äußerte den Eindruck, dass während der Pandemie weniger gelernt wurde. Auffallend, so die AK, sei für 2021 der immer noch große Anteil von 15.000 Schülerinnen und Schülern gewesen, die zwar Bedarf an Nachhilfe hatten, diese aber nicht in Anspruch nehmen konnten, etwa, weil sie zu teuer war.

Die Ausgaben für Nachhilfe stiegen gegenüber 2020 deutlich: Pro Schulkind mussten Tiroler Eltern im Schnitt rund 590 Euro für Nachhilfe bezahlen – um 130 Euro mehr als im Vorjahr. Tirolweit beliefen sich die Kosten auf rund 8,3 Millionen Euro, um 2,4 Millionen mehr als 2020. Rund zwei Drittel der Befragten gaben an, durch Nachhilfe finanziell spürbar bis sehr stark belastet zu sein – vor allem Familien mit einem Haushaltseinkommen unter 2.000 Euro.

Mathematik-Lehrbuch und Federmäppchen
ORF
Mathematik blieb auch 2021/22 das Problemfach Nummer eins in Tirol

Großer Bedarf an Nachhilfe

Wie die AK meldete, erhielt im Schuljahr 2021/22 jedes sechste Tiroler Schulkind bezahlte Nachhilfe oder Lernhilfe – mehr Buben als Mädchen. Zähle man noch die unbezahlten Nachhilfe- beziehungsweise Lernhilfeangebote hinzu, sowie die Angaben jener Eltern, die gerne bezahlte Nachhilfe in Anspruch genommen hätten, ergebe sich daraus ein Nachhilfebedarf für rund 27.000 Tiroler Schülerinnen und Schüler. Das entspricht wie schon 2020 fast einem Drittel aller Kinder und Jugendlichen.

14.000 Schülerinnen und Schüler in Tirol nahmen bezahlte Nachhilfe in Anspruch. Die meisten davon holten sich Hilfe von Lehrkräften oder Studierenden, nur gut jede und jeder Fünfte ging in ein Nachhilfe-Institut. Gut 5.000 konnten kostenlose schulische Lernhilfeangebote, etwa während der Nachmittagsbetreuung, nutzen. Zudem erhält jeweils ein Drittel an der Schule regelmäßigen oder gelegentlichen Förderunterricht. Etwas mehr als die Hälfte der Tiroler Eltern sei mit diesem Förderunterricht an der Schule zufrieden, so die AK.

Familie und Eltern als Lernhelfer

Nachhilfe sei laut AK insbesondere in Mathematik, etwas seltener auch in Deutsch und Fremdsprachen nötig gewesen. Die meisten Kinder gaben an, ihre Noten verbessern beziehungsweise negative Noten vermeiden zu wollen. Die Mehrzahl der befragten Schülerinnen und Schüler stand jedoch zum Befragungszeitpunkt bereits auf einer positiven Note.

Mit mehr als der Hälfte der Kinder lernen die Eltern mindestens einmal in der Woche. Über ein Viertel der Eltern lernen sogar so gut wie täglich mit ihren Schützlingen. Meist übernehmen Frauen diese zusätzliche Aufgabe. Rund vier von fünf Eltern äußerten eine mehr oder weniger spürbare zeitliche Belastung, wie es hieß.

Eine Schülerin beim Homeschooling bzw. Heimunterricht mit ihrer Mutter
APA/ERWIN SCHERIAU
Lernhilfe daheim wird auch in Tirol meist von Frauen geleistet

AK fordert mehr Personal, Zeit und Geld

In Anbetracht der Studienergebnisse fordert die Tiroler Arbeiterkammer eine Personaloffensive, damit mit ausreichend Lehrenden ein zeitgemäßes Unterrichten möglich sei. Zudem brauche es in den Schulen mehr Zeit zum Üben und ein Budget für Schulmaterialien, das Lehrerinnen und Lehrer unbürokratisch verwenden können, um Kinder mit allen notwendigen Dingen auszustatten und die Familien finanziell zu entlasten.

Weiters müssten Arbeitslosengeld und Sozialhilfe angehoben werden und es sollte spezifische Unterstützungsangebote wie Ferien- und Lerncamps geben, hieß es. Auch eine Anhebung und Ausweitung der SchülerInnenbeihilfe sei unerlässlich. Die AK selbst bietet derzeit gemeinsam mit dem Land ein Lernangebot am BFI: Kinder ab der 5. Schulstufe können sich bei der Lernbegleitung in vielen Lernfächern vertiefen oder auf Prüfungen vorbereiten. Es gibt bereits mehr als 2.500 aktuelle Anmeldungen.