Neubau-Wohnungen der Neue Heimat Tirol in Kufstein
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Wirtschaft

Kufstein: Neubau statt Südtiroler-Siedlung

Die Neue Heimat Tirol will in den nächsten zehn Jahren in Kufstein 600 geförderte Mietwohnungen für 100 Millionen Euro errichten. Dafür muss die alte Südtiroler-Siedlung weichen. Jetzt könnte es zu Verzögerungen kommen – eine Mieterin will nicht ausziehen.

Es ist derzeit das größte Bauprojekt, das die gemeinnützige Neue Heimat Tirol in Kufstein umsetzt: Sieben Hektar Grund werden im Ortsteil Sparchen in den nächsten Jahren verbaut. 100 der neuen geförderten Mietwohnungen sind bereits fertiggestellt, 600 sollen es am Ende insgesamt werden – inklusive 100 Eigentumswohnungen.

Alte Häuser müssen weichen

Jetzt ist die dritte Baustufe angelaufen: Für das Großbauprojekt müssen die alten Häuser der Südtiroler-Siedlung sukzessive abgerissen werden. Sie zu sanieren wäre unrentabel, weil die Sanierung mehr kosten würde, wie ein Neubau, wie Neue Heimat Geschäftsführer Hannes Gschwentner erklärte: „Das hieße, dass dann die Miete höher würde als beim Neubau. Auch die technische Herausforderung wäre enorm. Noch dazu wären die Wohnungen nicht barrierefrei und auch energietechnisch sub-standard. Das will man natürlich nicht. Man will neue, moderne Wohnungen“, zeigte er sich überzeugt.

Neubau-Wohnungen der Neue Heimat Tirol in Kufstein
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Die neuen Wohnungen sind barrierefrei – 100 sind bereits fertiggestellt

Anfangs war die Kritik unter der Mieterschaft in der Südtiroler-Siedlung groß, dass die Häuser weichen sollen. Das habe sich dann aber schnell gelegt, da die Bausubstanz in der alten Siedlung teils „sehr erbärmlich“ sei, wie der Kufsteiner Bürgermeister Martin Krumschnabel ausführte.

Mieterin weigert sich, auszuziehen

Die Bewohnerinnen und Bewohner der Südtiroler-Siedlung haben unkündbare und unbefristete Mietverträge und zahlen niedrige Mieten. Es galt also vom Auszug zu überzeugen: „Die Mieter bekommen bei einem unbefristeten Mietvertrag 15.000 Euro von uns, wir helfen bei der Übersiedlung, falls sie diese alleine nicht schaffen und sie bekommen außerdem wieder einen neuen unbefristeten Mietvertrag in der neuen Wohnung“, so Gschwentner.

Alte Südtiroler-Siedlung in Kufstein
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Ein Haus der alten Siedlung kann nicht zur Gänze abgerissen werden

Das Angebot scheint allerdings nicht bei allen anzukommen. Eine jüngere Mieterin will im alten Bestand bleiben. Warum sie nicht ausziehen will, konnte nicht eruiert werden. Der ORF Tirol hat versucht, sie zu erreichen, allerdings ohne Erfolg.

Neue Heimat will vor Gericht ziehen

Im aktuellen Bauabschnitt wird das betroffene Haus jetzt nur zum Teil abgerissen. Die Neue Heimat will nun auf gerichtlichem Wege öffentliches Interesse geltend machen, damit das unbefristete Mietverhältnis aufgelöst werden kann. Das könnte allerdings dauern, fürchtete Gschwentner.

Der Neue Heimat Chef und auch der Kufsteiner Bürgermeister wünschen sich eine Gesetzesänderung: „Ein Haus als halbe Ruine stehen zu lassen, weil jemand wider aller Vernunft und trotz unseres Angebotes einer Neubauwohnung nicht ausziehen will, dafür habe ich kein Verständnis. Der Gesetzgeber sollte das Mietrechtsgesetz so anpassen, dass dieser Kündigungsgrund bei einem Neubau gegeben ist, wenn Ersatz beschafft wird“, erklärte Martin Krumschnabel.