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Friedrich Jaming
Friedrich Jaming
Wissenschaft

Methanol-Entstehung live beobachtet

Was bei der Herstellung von Methanol genau während der Reaktion passiert, war bisher nicht bekannt. Einem internationalen Team mit Beteiligung von mehreren Innsbrucker Forschern ist nun ein Live-Blick in die Methanol-Synthese gelungen.

Ihre Ergebnisse erläutern die Forscherinnen und Forscher im renommierten Fachjournal „Science“. Methanol wird industriell mit Hilfe eines Katalysators hergestellt. Bei Temperaturen von 150 bis 300 Grad Celsius und Drücken von 50 bis 100 bar reagieren dabei Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Wasserstoff zu Methanol.

Methanol

Methanol ist einer der wichtigsten Grundstoffe in der Petrochemie: Rund 110 Mio. Tonnen werden jährlich weltweit produziert und zu Zehntausenden verschiedenen Produkten weiterverarbeitet, etwa Kunststoffe, Waschmittel, Arzneimittel und Kraftstoffe.

Bisher großes Fragezeichen

So etabliert die Herstellung von Methanol ist, so rätselhaft waren bisher allerdings die zugrunde liegende Funktion und der chemische Zustand der Bestandteile des Katalysators (Kupfer, Zinkoxid und Aluminiumoxid) während der Reaktion.

Einem Team um den österreichischen Physiker Peter Amann von der Universität Stockholm ist es nun erstmals gelungen, die Oberfläche eines Kupfer-Zink-Katalysators unter realen Bedingungen – also bei relativ hohen Drücken und Temperaturen – bei der Reduktion von Kohlendioxid zu Methanol zu beobachten. Dieser wichtige Schritt gelang unter Beteiligung von Bernhard Klötzer und seiner Arbeitsgruppe vom Innsbrucker Institut für Physikalische Chemie der Universität Innsbruck. Auch Forscher der Technischen Universität (TU) Wien waren involviert.

Die Arbeitsgruppe rund um Bernhard Klötzer vom Institut für Physikalische Chemie der Universität Innsbruck
Uni Innsbruck
Die Arbeitsgruppe rund um Bernhard Klötzer vom Institut für Physikalische Chemie der Universität Innsbruck

Instrument mit Forschungslichtquelle PETRA III kombiniert

Zum Einsatz kam dabei ein unter Federführung von Amann – er ist mittlerweile zum deutschen Oberflächenanalytik-Unternehmen Scienta Omicron gewechselt – entwickeltes Instrument für die Photoelektronenspektroskopie in Kombination mit der Forschungslichtquelle PETRA III, einer der weltweit hellsten Röntgenquellen am Deutschen Elektronen Synchrotron (DESY) in Hamburg. Damit ließ sich die Katalysatoroberfläche bei hohem Druck untersuchen und die Forscher konnten direkt beobachten, was bei der Reaktion passiert.

Erstautor Peter Amann (l.) und Christoph Schlueter vom Deutschen Elektronen Synchrotron (DESY)
DESY
Der Erstautor der Studie, Peter Amann, und Christoph Schlueter vom Deutschen Elektronen Synchrotron (DESY)

„Chemische Reaktionen auf Oberflächen unter realen Bedingungen zu studieren ist experimentell sehr herausfordernd. Die neuentwickelte Anlage erlaubt uns tiefe Einblicke in komplexe Phänomene der Methanol-Synthese zu nehmen“, erklärte Amann gegenüber der APA. So konnten die Forscherinnen und Forscher unterschiedliche Verhaltensweisen der Katalysatoroberfläche feststellen, je nach Anteil von Kohlenmonoxid und Kohlendioxid im Gasgemisch. Sie zeigten weiters, dass direkt an der Katalysator-Oberfläche Zink mit Kupfer legiert ist und dadurch spezielle atomare Stellen entstehen, an denen sich Methanol aus Kohlendioxid bildet.

Die bessere Kenntnis der Vorgänge bei der Methanolsynthese sind für die Wissenschafter ein Ansatzpunkt für die Optimierung bestehender und die Suche nach neuen, besseren Katalysatoren.