Anton Kainrath steht neben einem Kursteilnehmer
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Gesundheit

Didgeridoo soll Schnarchen verhindern

Wenn der Partner oder die Partnerin schnarcht, ist das störend. Wenn es jedoch mit Atemaussetzern verbunden ist, kann es lebensbedrohend sein. Mit einem Experiment will ein HNO-Arzt ein Mittel dagegen finden: Seine Patienten sollen Didgeridoo spielen.

Wie der Innsbrucker HNO-Arzt Thomas Rainer schildert, schnarcht nahezu jede und jeder Dritte. Dabei schnarchen manche Menschen nur gelegentlich, beispielsweise wenn sie einen Schnupfen haben. Andere Personen schnarchen nahezu jede Nacht – oft verbunden mit sehr lauten Schnarchgeräuschen.

Im Schlaf entspannt sich die Mund- und Rachenmuskulatur, die Atemwege werden enger, und es entsteht das typische flatternde Geräusch von Zäpfchen und Gaumensegel.

Thomas Rainer
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Thomas Rainer will mit einem Experiment herausfinden, ob das Spielen des Didgeridoos ein Mittel gegen Schnarchen sein kann.

Schlafapnoe als Gesundheitsrisiko für Betroffene

Schnarchen kann auch gesundheitsgefährdend sein. Zahlreiche Betroffene leiden an Atemaussetzern – der Schlafapnoe. Hier setzt der Atem des Schnarchers immer wieder aus. Schlafapnoe kann gefährlich sein, wenn sich die kurzen Atemaussetzer im Schlaf zu länger andauernden, bedrohlichen Atemstillständen ausdehnen.

Dabei hilft in vielen Fällen ein chirurgischer Eingriff, doch es gibt auch andere Möglichkeiten, sagt Rainer. In einem Experiment will er nun herausfinden, ob dies auch durch Didgeridoo-Spielen gelingen kann. Dazu suchte er über eine Anzeige Betroffene, die bereit waren, das Instrument zu erlernen.

Sieben Personen sitzen in einem Halbkreis und spielen Didgeridoo
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Die kleine Gruppe trifft sich regelmäßig, um das Didgeridoo-Spielen zu erlernen

Unterrichtet werden die Kursteilnehmer von Anton Kainrath, der sich „Didge Toni“ nennt. Er lernte vor vielen Jahren nach einem Aufenthalt in Australien das Didgeridoo-Spielen und arbeitet jetzt als Trainer. Er selbst habe das Spielen in etwas mehr als zwei Monaten gelernt, sagt Kainrath. Dafür habe er aber jeden Tag üben müssen, das rät er jetzt auch den Kursteilnehmern.

Zirkularatmung trainiert Muskulatur im Rachenraum

Das Didgeridoo-Spielen trainiert die Muskulatur im Rachenbereich durch seine besondere Spielweise. Das Spielen erfordert einen durchgehenden Atemfluss – die sogenannte Zirkularatmung. Diese besondere Atemform ermöglicht auch während des Einatmens einen kontinuierlichen Luftstrom aus dem Mund. So lasse sich die Muskulatur im Rachenraum trainieren, erläutert Thomas Rainer.

Anton Kainrath steht neben einem Kursteilnehmer
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Didge Toni gibt den Kursteilnehmern immer wieder Tipps.

„Meine Familie schildert sehr glaubhaft, dass ich sehr laut schnarche. Teilweise hört man mich durch die geschlossene Türe durch“, daher habe er sich dazu entschlossen an dem Kurs teilzunehmen, schildert Clemens Hofmann aus Sistrans. Brigitta Scherleitner aus Rum hat sich wegen ihrer Atemaussetzer zur Teilnahme am Kurs entschlossen.

Fleißiges Üben Voraussetzung für Erfolg

Die fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses üben auf Instrumenten aus Zirbenholz, die Kainrath für sie gebaut hat. Zu Beginn des Kurses sei er beinahe verzweifelt, schildert Hofmann. Er habe kaum einen Ton herausgebracht, mittlerweile funktioniere das deutlich besser.

Ähnliches schildert Scherleitner. Sie habe früher Trompete gespielt, doch das Didgeridoo müsse man anders spielen. Sie übe regelmäßig zu Hause, dafür habe sie von Didge Toni einige Tipps erhalten. „Man soll einen Schluck Wasser in den Mund nehmen und während man ausspuckt, soll man einatmen. Ich habe es noch nie zusammengebracht“, verrät Scherleitner.

Die Kursteilnehmer und ihr Lehrer, Anton „Didge Toni“ Kainrath

Dass Didgeridoo-Spielen nicht bei jedem gegen Schnarchen helfen kann, beweist Didge Toni. Er sei selbst ein lauter Schnarcher, aber seit er das Instrument spiele, seien seine Atemaussetzer in der Nacht deutlich seltener geworden.

Vorerst stehen zehn gemeinsame Kurseinheiten am Programm – fünf vor und fünf nach dem Sommer. Im Herbst wollen die Kursteilnehmer mit ihrem Arzt Bilanz ziehen, ob das Schnarchen bzw. die Atemaussetzer seltener geworden sind.