Lechtal
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Wirtschaft

Immo-Investoren kaufen sich im Lechtal ein

Mittlerweile ziehen auch im Lechtal die Grundstückspreise deutlich an, zudem werden vermehrt alte Bauernhäuser zu hohen Preisen von Investoren angekauft. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Lechtals sprechen von Spekulantentum und Preistreiberei.

Im Lechtal liegt der Quadratmeterpreis für Bauland je nach Gemeinde durchschnittlich bei 60 Euro. Doch das kann sich schnell ändern, längst haben auch kauffreudige deutsche EU-Bürger das Tal für sich entdeckt. Im Trend liegt der Erwerb von alten Bauernhäusern – mit oder ohne Feld. Der Kaufpreis liegt meist bei mehreren hunderttausend Euro.

Unternehmer und Bauer auf Einkaufstour

Diese Entwicklung sei bedenklich, so der Landwirt und Bürgermeister von Elbigenalp, Markus Gerber: „Für einen Normalsterblichen ist das nicht mehr finanzierbar. Da muss da schon anderes Kapital im Hintergrund stehen. Wenn man ein altes Bauernhaus im Lechtal kauft, muss man sicher auch noch einiges investieren, bis die Häuser bewohnbar sind. Die Häuser sind ja teils über 350 Jahre alt. Wenn man das alles aus der Landwirtschaft erwirtschaften muss, ist das unmöglich.“

Auch ein Außerferner Unternehmer und Landwirt kauft derzeit vermehrt alte, unbewohnte Bauernhäuser auf. Die Bürgermeister vermuten, dass hinter den Käufen ein deutscher Investor steckt. Fünf derartige Objekte hat der Unternehmer bereits gekauft, für ein kleines Anwesen in Häselgehr soll er mehr als 500.000 Euro bezahlt haben.

Bauernhaus Häselgehr
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Für dieses Haus soll über 500.000 Euro bezahlt worden sein

Nachteil für einheimische Wohnungssuchende

Markus Gerber und Florian Klotz, Bürgermeister von Holzgau und gleichzeitig Obmann des Talverbandes Lechtal, kritisieren das als reine Spekulation und Preistreiberei. In den alpinen Tälern sei das Angebot an Grund und Boden ohnehin schon sehr knapp. Wenn dann Einzelne aggressiv in den Markt fahren und dadurch den Preis heben, dann sei das für die einheimische Bevölkerung und vor allem für die Landwirtschaft ein großer Nachteil.

Unternehmer: Verkäuferin legte Preis fest

Der Unternehmer weist einen deutschen Geldgeber strikt zurück, er sieht sich auch nicht als Preistreiber. Zur Liegenschaft in Häselgehr sagt er: "Diese angesprochene Liegenschaft befindet sich in einer einzigartigen Lage. Von der Verkäuferin bzw. Maklerin wurde der Verkaufspreis festgelegt – mit keinem Verhandlungsspielraum nach unten. Wir haben den Mindestpreis geboten und den „Zuschlag" erhalten. Ausländische Interessenten hätten im Nachhinein sogar wesentlich mehr geboten.“

Der Unternehmer und Käufer betont, alle Häuser mit einheimischen Betrieben revitalisieren und neuen, leistbaren Wohnraum schaffen zu wollen.

Fenster Bauernhaus
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Investoren haben das idyllische Lechtal für sich und ihre Kunden entdeckt

Bis zu 700.000 Euro für Reihenhaus

Es stellt sich allerdings die Frage, für wen im Lechtal derartiger Wohnbau leistbar sein wird. In der Gemeinde Bach beispielsweise wird eine Reihenhausanlage errichtet, pro Haushälfte müssen zwischen 600.000 und 700.000 Euro bezahlt werden. Das könnten sich Einheimische nicht mehr leisten, sagt Bürgermeister Simon Larcher. Angeblich seien auch bereits alle Objekte an Deutsche verkauft.

Die Lechtaler Gemeinden wollen jetzt mit einer restriktiven Bodenpolitik gegensteuern, sagt Markus Gerber: „Wohnbauträger können nicht mehr ohne Zustimmung der Gemeinde bauen – da ist der Druck zu groß. Vor zehn Jahren war das undenkbar, aber jetzt haben sie das Lechtal entdeckt.“

Noch ist das Lechtal ziemlich unberührt von Spekulanten und Investoren. Man müsse jetzt vorbauen, sagt Talverbandsobmann Florian Klotz, sonst werde die nächste Generation von Einheimischen keine Freude haben.