Eiskernbohrung
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Wissenschaft

Gipfeleis liefert wertvolles Wissen

In den vergangenen Jahren hat die Wissenschaft das „kalte Eis“ als Klimaarchiv entdeckt. Es liegt vor allem am Gipfel, bewegt sich praktisch nicht und kann sehr alt werden. Eine Innsbrucker Wissenschafterin analysiert Eiskerne aus diesen Schichten.

Gletschereis ist ein Archiv für viel Wissenswertes. Glaziologinnen wie Andrea Fischer und ihr Team lesen daraus das Klima und Naturereignisse bis weit zurück. So können sie zum Beispiel feststellen, aus welchem Ozean das Wasser stammt, das als Niederschlag fiel.

„Kollegen an der Ca’ Foscari Universität in Mestre untersuchen noch andere Parameter, sie können auch feststellen, aus welcher Wüste vorhandener Staub stammt, Vulkanausbrüche im Eis datieren, wann Brandrodungen durchgeführt wurden oder Waldbrände stattgefunden haben und auch vergangene Bergwerksaktivitäten des Menschen über angereichertes Blei rekonstruieren“, zählte Fischer auf.

Ältestes Eis Österreichs im Kaunertal

Je älter das Eis ist, desto länger zurück liegen die in ihm gespeicherten Informationen. Bis zu 6.000 Jahre altes Eis gibt es nicht bei großen, fließenden Gletschern, sondern bei hochgelegenen am Gipfel festgefrorenen, relativ dünnen Eisfeldern. „Das älteste Eis Österreichs haben wir auf der Weißseespitze im Kaunertal gefunden. Es kann sein, dass es irgendwo noch älteres Eis gibt“, so die Forscherin.

Derzeit haben die Wissenschafter drei Bohrkerne in ihrer Kühltruhe gelagert und warten noch darauf, diese datieren zu können. Nur wenige Wochen sind zum Herausbohren der Bohrkerne geeignet, zudem braucht es wissenschaftliches Personal, das in 3.500 Meter Höhe arbeiten kann.

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Das Eis birgt viele wertvolle Informationen
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Mehrere Methoden verraten Alter des Eises

Eis steht jahrhundertelang unter Druck. Fällt dieser weg, droht das Eis zu zerfallen. Ganze, intakte Kerne sind selten: „Bei uns im Haus werden Pollenanalysen durchgeführt, damit wir wissen, welche Pflanzen zu welcher Zeit gewachsen sind. In der Schweiz wird die Radio-Karbon-Datierung durchgeführt und in Heidelberg wird noch eine weitere Methode zur Altersbestimmung angewendet“, erklärte Andrea Fischer.

Gletscher / Berg
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Viele Tiroler Gletscher haben sich inzwischen weit zurückgezogen

Wertvolle Informationen schmelzen dahin

Die Gletscher schmelzen aktuell noch viel schneller als prognostiziert. Im vergangenen Winter hat der Wind die schützende Schneeschicht fortgeblasen, sodass das blanke Gletschereis ständig der Sonne ausgesetzt ist. An der Weißseespitze ist das Eis nur zehn Meter dick, allein heuer schmelzen eineinhalb Meter davon ab. Das gefährdet vor allem den Blick sehr weit zurück in die Klimageschichte. Für die Forschung tickt daher die Uhr.