Frauen aus Ukraine bei AMS
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Wirtschaft

Ukraine: Viele Hürden für Arbeitssuchende

Der Zugang zum Arbeitsmarkt soll für Schutzsuchende aus der Ukraine schnell und unkompliziert möglich sein, das haben Politiker auf Bundes- und Landesebene versprochen. In der Praxis zeigen sich mittlerweile viele Hürden und überbordende Bürokratie.

Der Krieg in der Heimat belastet viele Schutzsuchende aus der Ukraine auch finanziell, die Sozialleistungen des österreichischen Staates können hier nur wenig abmildern. In Tirol sind aktuell 2.000 ukrainische Erwachsene registriert, 70 Prozent von ihnen sind Frauen. Nur 160 Personen haben bereits eine Beschäftigungsbewilligung.

Viele der Ukrainerinnen und Ukrainer wollen so rasch wie möglich arbeiten, am liebsten in dem von ihnen erlernten Beruf. Dabei warten auf sie aber viele bürokratische Hürden, wie Mira Stojakovic weiß. Sie betreut Betroffene im Zentrum für Migrantinnen auf Arbeitssuche, finanziert vom AMS. Erst vergangene Woche habe sie eine Ärztin kennengelernt, die ihr erzählte, sie müsse sich jetzt bei einer Fast-Food-Kette bewerben, um endlich Geld zu verdienen. Die finanzielle Situation verursache derzeit einen großen Druck, so Stojakovic.

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Inna (rechts) und ihre Tochter holen sich Unterstützung für den Arbeitsstart in Tirol

Arbeitsbeginn in Österreich oft aufwendig

Um überhaupt hier arbeiten zu können, müssen Schutzsuchende aus der Ukraine viele Dokumente und Berufszeugnisse ins Deutsche übersetzen und anerkennen lassen, das kostet viel Geld und Zeit. Gerade sehr gut ausgebildete Menschen wie Pflegerinnen, Ärzte und Juristinnen müssten hier einiges nachweisen und möglicherweise auch Ergänzungsprüfungen machen, so einfach wie die Politik das darstelle, sei es nicht, erklärt Stojakovic.

Dazu kommen oft die noch zu geringen Deutschkenntnisse ukrainischer Staatsbürgerinnen und -bürger und das Warten auf die Ausstellung der Blauen Karte, also der Berechtigungskarte für den heimischen Arbeitsmarkt. Der Honorarkonsul der Ukraine in Tirol, Walter Peer, kennt die Probleme am Tiroler Arbeitsmarkt. Tirol müsse froh sein, wenn viele Ukrainerinnen und Ukrainer hier eine Arbeit finden, es handle sich großteils um gut ausgebildete, hoch qualifizierte Personen, so Peer. Bürokratie sei wichtig, derzeit schlage sie vielen aber wie ein eisiger Wind ins Gesicht.

Fachkräfte dringend gesucht

Auch Inna hat das zu spüren bekommen. Die Ukrainerin würde gerne als Psychologin arbeiten, wie vor ihrer Flucht aus Charkiw. Sie habe daheim viel mit Kindern gearbeitet und würde das in Tirol gerne fortsetzen, erklärte Inna. Allein für die Übersetzung ihrer Dokumente und Berufszeugnisse wird sie zwischen 600 und 1.200 Euro benötigen. Der Bedarf an Arbeitskräften wäre groß – aktuell sind 600 von 9.000 offenen Stellen beim AMS Tirol direkt auf ukrainische Staatsbürger ausgerichtet. Die bürokratischen Hürden verzögern und erschweren die Vergabe allerdings.