Zentimeterbreite Risse an der Hausfassade des evakuierten Hauses in Grins
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Chronik

Akute Gefahr: Ehepaar muss Haus aufgeben

Wegen starker Hangbewegungen hat ein Ehepaar aus Grins (Bezirk Landeck) am Donnerstag sein Wohnhaus nach 30 Jahren für immer verlassen. Wegen Gefahr in Verzug war eine Evakuierung notwendig, so die Behörden.

Seit Jahren ist der Hang hinter dem Einfamilienhaus in Bewegung und hat das Gebäude in dieser Zeit massiv verschoben. Inzwischen klafften zentimeterdicke Risse an den Wänden innen im Haus genauso wie an den Außenmauern. Die Treppe ins Haus war auseinandergebrochen. Wegen der Hangbewegungen installierte das Land Anfang des Jahres ein Überwachungssystem im Gebäude.

Dieses Überwachungssystem schlug zuletzt verstärkt Alarm. Eine sofortige Absiedlung des Ehepaars war deshalb unvermeidbar, so der Sachverständige des Landes, Ludwig Tanzer. Die Sensoren würden kleinste Veränderungen bei den Rissen erfassen, per SMS werde bei Bewegungen jenseits einer bestimmten Toleranzmarke ein Alarm weitergeleitet.

Überwachungssystem zur Kontrolle der Hausbewegungen
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Außen am Haus wurden Messpunkte installiert, im Inneren gibt es ein automatisiertes Alarmsystem

Für die Behörden war in dieser Woche ein weiteres Bewohnen des Hauses nicht mehr zu verantworten. Auf Empfehlung des Sachverständigen sprach der Bürgermeister von Grins, Franz Benedikt, ein Betretungsverbot aus. Am Donnerstag musste das Ehepaar das Wohnhaus verlassen, mit wenigen Habseligkeiten kamen die beiden vorerst in einer Gemeindewohnung unter. Der finanzielle Schaden für das Paar ist enorm. Das Gebäude soll jetzt nach und nach ausgeräumt werden, sofern es die Gefahrenlage zulässt – also immer dann, wenn der Hang sich laut Überwachungssystem gerade nicht bewegt.

Eheleute wollten bis zuletzt bleiben

Obwohl die Hangbewegungen und die Risse im Haus schon seit längerem bedrohliche Ausmaße angenommen hatte, waren die Eheleute laut Bürgermeister nicht zu überzeugen, das Gebäude selbst zu verlassen. Das Paar hatte das Haus vor dreißig Jahren gebaut und hing sehr daran. Er könne mit den beiden mitfühlen, habe aber auch mitgelitten, weil sie bis zuletzt weiterhin in dem auseinanderdriftenden Wohnhaus gelebt haben, so Bürgermeister Franz Benedikt.

Das 30 Jahre alte Haus, das wegen der Hangbewegung evakuiert werden musste
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Das Ehepaar hängt an dem vor 30 Jahren erbauten Haus, sie wollten ihr Zuhause eigentlich nicht aufgeben

Sachverständiger sieht keine Möglichkeit zum Erhalt

Für den Sachverständigen hätte das Haus auch mit Sicherungsmaßnahmen in der Vergangenheit nicht gerettet werden können. „Also nach jetzigem Wissensstand hätten Maßnahmen nichts genützt – vor allem diese Maßnahme, die in Frage gekommen wäre. Das wäre in keinster Weise im Verhältnis gestanden“, meinte Tanzer im ORF-Interview.

Wohnhaus in Grins mit dem Hang, der in Bewegung ist
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Die Probleme gehen vom Hang hinter dem Wohnhaus aus, er drückte gegen das Haus und verursachte immer größere Schäden

Bis in den kommenden Winter kann das Haus noch ausgeräumt werden. Die Möglichkeit dazu gibt es nur dann, wenn das Überwachungssystem keine Bewegung meldet. Danach wird die Gemeinde einen Abbruchbescheid erlassen, erklärte Bürgermeister Franz Benedikt. Rechtlicher Schlusspunkt von Gemeindeseite wird eine Rückwidmung des Areals sein, es wird damit zu unbebaubarem Freiland.