Sessellifte im Gletscherschigebiet Pitztal-Ötztal
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Politik

Skigebietsausbau wird zur Gretchenfrage

In Tirol regt sich immer mehr Widerstand gegen den Skigebietsausbau. Zuletzt wurde gegen die „Gletscherehe“ Ötztal-Pitztal eine Petition mit 168.000 Unterschriften dem Land übergeben. Im Juli-Landtag wird zum Thema debattiert, die Liste Fritz schlägt eine fünfjährige Bausperre vor.

Die gut 90 Skigebiete und mehr als 1.000 Liftanlagen, die es derzeit in Tirol gibt, seien mehr als genug, so Klubobmann Markus Sint von der Liste Fritz. Die Liste hat eine fünfjährige Bausperre für Lifte und Skigebietserweiterungen im Landtag beantragt. Klubobmann Markus Sint erwartet sich „ein klares Bekenntnis“ der Landesregierung, „dass es Grenzen gibt und wir nicht auf jedem Gipfel einen Lift brauchen“.

Gerd Estermann übergibt Petition an Ingrid Felipe und Johannes Tratter
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Ende April wurde eine Petition gegen den Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Ötztal und Pitztal an die Landesregierung übergeben

ÖVP: Bereits jetzt strenge Regelungen

Die schwarz-grüne Landesregierung wiegelt allerdings ab: Gesetzlich sei eine Bausperre nicht möglich. Die gesetzlichen Regelungen für Skigebietserweiterungen seien ohnehin schon sehr streng, meint ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf. Es würden auch nicht viele Anträge auf den Tischen der Behörden im Landhaus liegen, so Wolf: „Es laufen gerade zwei Verfahren: Ein Umweltverträglichkeitsverfahren in Osttirol und ein kleines in Nordtirol.“

Neues Seilbahnprogramm gefordert

Der grüne Koalitionspartner fordert ein neues Seilbahnprogramm, in dem klare Ausbaugrenzen festgelegt sind, so Klubobmann Gebi Mair: „Das letzte Seilbahnprogramm ist leider aufgeweicht worden.“ Das Seilbahnprogramm ist die Grundausrichtung für Skigebiete und Seilbahnen und läuft in zwei Jahren aus. Es war ein Koalitionskompromiss. Jetzt werden Stellungnahmen für neue Regeln gesammelt.

Seilbahner über Bausperren-Vorschlag empört

Die Seilbahnwirtschaft lehnt eine Bausperre erwartungsgemäß ab, Seilbahnervertreter Franz Hörl zeigt sich empört: Das ist völliger Unsinn und es gibt überhaupt keine Notwendigkeit, hier etwas zu ändern. Wenn sie jetzt ein Skigebietsprogramm machen, wo man fünf Jahre nichts mehr bauen kann, dann verlieren wir international noch mehr als ohnehin schon.“ Die Seilbahnwirtschaft habe sich ohnehin schon dazu bekannt, keine neuen Skigebiete zu erschließen.

Ganz anders sieht das der Alpenverein. Jetzt sei einmal die Natur an der Reihe, meint Präsident Andreas Ermacora: „Man sieht einfach, dass es aufgrund des Klimawandels der Natur an den Kragen geht. Und je mehr der Mensch eingreift, umso ärger wird es.“ Derzeit werden die Meinungen der Interessensvertreter in Tirol gesammelt. Im Juli soll dann im Landtag darüber debattiert werden.