Volkshilfe gegen Kinderarmut
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Soziales

Sozialleistungen zugänglicher machen

Menschen, die auf finanzielle Unterstützung des Staates angewiesen sind, tun sich oft schwer, Beihilfen überhaupt zu beantragen. Das belegt auch eine neue Studie. Sozialeinrichtungen fordern, es den Betroffenen deutlich einfacher zu machen.

Für armutsgefährdete oder arme Menschen ist es ein Hürdenlauf, den sie allein nicht schaffen können: Weil sie beim Kontakt mit Behörden überfordert sind, weil Anträge nur digital gestellt werden können oder weil die Information über das Sozialleistungsangebot für sie nicht zugänglich ist. Das kritisieren Sozialeinrichtungen. Sozialforscherinnen und Forscher kommen in einer aktuellen Studie zum Schluss: Die Information müsse die öffentliche Hand direkt an die Menschen herantragen, die armutsgefährdet sind.

Erste Hürde: sich helfen lassen

Bezieher der Mindestpension, Arbeitslose, Geringbeschäftigte, Alleinerziehende oder Großfamilien: Sozialleistungen, wie Heizkostenzuschuss oder Mietzinsbeihilfe werden in Tirol oft nicht in Anspruch genommen, weil die Information darüber für Betroffene nicht niederschwellig genug ist. Diese Erfahrung macht Patra Witting häufig. Sie ist Geschäftsführerin der Teestube in Schwaz. „Es wäre einfacher, wenn es eine Liste gäbe, in der genau aufgelistet wird, welche Beihilfen mit welchem Einkommen möglich sind. Wir sind natürlich geschult und können den Menschen dabei helfen. Wir sehen aber auch eine Hürde, zu uns zu kommen. Wenn sich jemand nicht zu uns traut, hat er oder sie gar nicht die Möglichkeit diese Beihilfen zu beanspruchen.“

Stofftiere und Thermometer
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Allein einen Heizkostenzuschuss zu beantragen, damit im Winter das Kinderzimmer nicht zu kalt ist, stellt für viele eine zu hohe bürokratische Hürde dar

Amtssprache ist zu schwierig für Bedürftige

Tatsächlich ist auch die Scham davor, auf finanzielle Hilfe angewiesen zu sein, eine große Hürde für Betroffene. Alleinerziehende, Geringbeschäftigte, Großfamilien, auch diese Personengruppen müsste die öffentliche Hand offensiver über die finanzielle Hilfe informieren, die ihnen zusteht. Zu diesem Schluss kommt auch ein Team rund um den Sozialforscher Lukas Kerschbaumer in einer aktuellen Studie zu den Sozialleistungen in Tirol, die nicht in Anspruch genommen werden. „Die Kritik ist vielfach anzubringen. Die ganzen Anträge und Rechtsvorschriften müssen auch in einer niederschwelligen Sprache zugänglich gemacht werden. Daran scheitert es ja auch. Wenn man sich anschaut, wie die formuliert sind. Allein, das in einer einfacheren Sprache anzubieten, könnte schon eine große Hilfe bedeuten.“

Es fehlen die Transparenz und der einfache Zugang, wie Heizkostenzuschuss, Mietzinsbeihilfe oder Kinderbetreuungszuschuss zu beantragen sind. Problematisch sei auch, dass manche Beihilfen nur mehr digital beantragt werden können, kritisiert der Sozialforscher des MCI, Lukas Kerschbaumer.