Barbara Sinner
Florian Lechner
Florian Lechner
Wissenschaft

Neue Anästhesie-Chefin erforscht das „Delir“

Die personalmäßig größte Klinik der tirol kliniken, jene für Anästhesie und Intensivmedizin, hat mit Barbara Sinner eine neue Leiterin. Die gebürtige Stuttgarterin möchte Fragen rund um vorübergehende Bewusstseinsstörungen erforschen.

Das sogenannte „Delir“ ist eine vorübergehende Bewusstseinsstörung, die meist als Verwirrtheit auftritt. Abhängig vom Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten kann allein ein Krankenhausaufenthalt schon ein Delir auslösen, führte die neu bestellte Direktorin aus. Aber: „Es scheint einen Zusammenhang zwischen dem operativen Eingriff und der Entstehung eines Delirs zu geben.“

Studie mit Schlaganfall-Patienten

Als erstes großes Forschungsprojekt plane sie, in Kürze mit ihrer Klinik an einer Multicenter-Studie teilzunehmen, die sich mit dem Auftreten von Delir bei Schlaganfall-Patientinnen und Patienten befasst. Konkret soll untersucht werden, ob die Art der Anästhesie – Sedierung oder Narkose – mit dem Auftreten eines Delirs im Zusammenhang steht und die Langzeitergebnisse nach einem Schlaganfall beeinflusst.

In die Studie wären auch weitere Innsbrucker Kliniken eingebunden, hieß es. Neue Optionen für die Vermeidung und Therapie eines Delirs würden sich aktuell im intensivmedizinischen Bereich auftun. Sinner plante, diese auch in Innsbruck umzusetzen.

Auch Schmerztherapie Teil der Anästhesie

Mit 35.000 bis 40.000 durchgeführten Narkosen im Jahr gehört die Innsbrucker Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin laut eigenen Angaben zu den größten Kliniken in ihrem Bereich in Europa. Sinner leitet ab sofort ein Team von 174 Ärztinnen und Ärzten. Der Bereich Anästhesie gehe „weit über das Einschläfern von Patientinnen und Patienten hinaus“, wurde betont. So fielen etwa auch sowohl die postoperative als auch chronische Schmerztherapie in die Ägiden dieses Fachbereichs.

Viele Berührungspunkte mit anderen Bereichen

Alexandra Kofler, Ärztliche Direktorin der Innsbrucker Universitätskliniken, zeigte sich von der Kompetenz Sinners als Ärztin und Forscherin überzeugt. Sie hob zudem hervor, dass ihr Bereich nicht nur „personalmäßig die größte Klinik, sondern auch die zentralste“ sei: „Es gibt fast keinen Bereich ohne Berührungspunkte“, so Kofler. Trotz der „gewaltigen Größe“ erfordere dieses interdisziplinäre Fach ein hohes Maß an Flexibilität und administrativem Geschick, das Sinner ebenso mitbringe.

Der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Wolfgang Fleischhacker, hob indes Sinners Expertise und Erfahrung im Bereich der Lehre und Persönlichkeitsentwicklung hervor. Dies sei für ein „wissenschaftlich geführtes Krankenhaus“ von großer Bedeutung, sagte Fleischhacker.

Akzente bei Neurowissenschaften

Sinner, die bis zu ihrer Berufung langjährige stellvertretende Direktorin der Univ.-Klinik für Anästhesiologie in Regensburg war und zuvor in Heidelberg und Göttingen arbeitete, fokussiert sich in ihrer Forschung insbesondere auf Neurowissenschaften und Kinder- sowie Transplantationsanästhesie. Akzente wolle sie vor allem im Bereich der Neurowissenschaften setzen, kündigte die neu bestellte Direktorin vor den Medienvertreterinnen und -vertretern an. Ein weiteres ihrer Ziele sei zudem, noch mehr Studierende für das Fach zu gewinnen.