„Diese Aussage ist sehr kantig – uns in der Ärztekammer zu sagen, wie es laufen soll. Es ist aus meiner Sicht nicht praktikabel“, so der neue Tiroler Ärztekammerpräsident Stefan Kastner als Reaktion auf den Vorschlag von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Dieser kritiserte in einem Interview mit der „Tiroler Tageszeitung“ (Freitagausgabe) dass „der größte Teil der ausgebildeten Ärzteschaft sofort in eine Wahlarztpraxis geht und niemand mehr bereit ist, einen Kassenvertrag im niedergelassenen Bereich anzunehmen“ – mehr dazu in Rauch mit Kampfansage an Ärztekammer. Man müsse darüber reden, ob man Medizin-Absolventen nicht dazu verpflichten könne, für eine bestimmte Zeit als Kassenarzt zu arbeiten – etwa ein, zwei Tage in der Woche. „Das wird ein Konflikt mit der Ärztekammer – und den bin ich bereit zu führen.“
Kassenpraxen kein Zwei-Jahres-Unternehmen
Kassenordinationen seien Praxen, die man aufbaut und wo einem die Patienten vertrauen. „Das kann man nicht für zwei Jahre als Unternehmen machen und dann wieder schließen“, so Kastner. Junge Kollegen würden schon jetzt bei der Allgemeinmedizin-Ausbildung in einer Arztpraxis mitarbeiten. „Da lernen sie das kennen und haben eine gute Möglichkeit, hinein zu schnuppern, um zu sehen, ob es für sie attraktiv ist oder nicht.“
Stattdessen bräuchte es laut Kastner kürzere Wartezeiten bei der Ausbildung zum Allgemeinarzt, damit junge Medizinerinnen und Mediziner nicht abwandern. Auch müssten Leistungen besser und gerechter honoriert werden. So gebe es hier immer noch Unterschiede von Bundesland zu Bundesland. Die Ärztekammer hat einen österreichweiten Leistungskatalog entwickelt, der letztes Jahr der Gesundheitskasse (ÖGK) übergeben wurde. Dass es bislang keine Vereinheitlichung bei den Honoraren gegeben habe, sei für jene, die überlegen, einen Kassenvertrag zu übernehmen, ebenfalls verunsichernd, so Kastner.