Bludesch, Vorarlberg, Österreich. Als Höhepunkt der Ausbildung beim Jägerbataillon 23 fand diese Woche im Raum Bürserberg/Tschengla die Abschlussübung der Soldaten des Einrückungstermins Oktober 2020 statt. Beim Bataillon konnten heuer seit fünf Jahren wieder Grundwehrdiener zu Hochgebirgsjägern ausgebildet werden. Sie wurden mehrere Monate lang für den Kampf und das Überleben im Hochgebirge geschult.
BMLV / Markus Koppitz
BMLV / Markus Koppitz
Chronik

Gebirgsbrigaden trainieren das Überleben

Seit Montag trainieren rund 600 Soldatinnen und Soldaten in der Wattener Lizum das Überleben, Marsch und Kampf im Hochgebirge. Neben Kräften des Österreichischen Bundesheeres nehmen auch Gebirgssoldaten aus Montenegro, Spanien und Tschechien an der Übung teil.

Der „European Mountain Thunder 2022“, wie die Großübung offiziell heißt, wird im Rahmen eines Gebirgstrainingsprogramms der EU veranstaltet, für das Österreich seit Jahren die Führung hat. Das Manöver findet vom 9. bis zum 20. Mai statt.

Ziel ist es, die internationale Zusammenarbeit zu verbessern und die Einsatzbereitschaft von Gebirgstruppen zu erhöhen. Das Training wird von der 6. Gebirgsbrigade veranstaltet, unterstützt vom Militärkommando Tirol. Es findet am höchsten Truppenübungsplatz Europas Lizum-Walchen statt.

Truppenübungsplatz Lizum, Tirol, Österreich Gefechtsfahrzeuge unterwegs im Hochgebirge Bild zeigt: Bergung eines verletzten Soldaten mittels Hubschrauber Augusta Bell 212 Foto: BMLV / Martin Hörl
Martin Hörl
Bergung eines verletzten Soldaten mittels Hubschrauber

Die hochalpine Natur als „größter Feind“

Neben 110 heimischen Soldaten nehmen auch 180 internationale Gäste aus Montenegro, Spanien und Tschechien an der Großübung teil. In der zweiten Woche müssen sie sich vier Tage lang von Hochfügen ohne Versorgung in die Lizum durchschlagen, wie der stellvertretende Kommandant der Gebirgsbrigade, Stephan Lehner erklärte: „Dieser Marsch findet durchgehend im Hochgebirge statt. Die Soldaten müssen alles, was sie benötigen, selbst mittragen vom Essen über den Kocher oder ihre Schlaf-Zelte bis hin zum Treibstoff. Die Härten des Gefechts werden von der Natur und vom Gebirge bereitgestellt. Der Hauptgegner sind quasi die Gefahren der Natur.“

Die teilnehmenden Soldaten profitierten sehr von der Übung, indem ihr Selbstbewusstsein und ihr Glaube an das eigene Können gestärkt werde: „Sie wissen, was sie schaffen können und dass sie in der Natur bestehen können“, unterstrich Stephan Lehner. Die internationalen und österreichischen Offiziere wiederum lernten von den Zugangsweisen der anderen Truppen: „Man schaut sich viel bei den anderen Nationen ab, vergleicht Verfahren und nimmt neues Wissen mit – und das ist ja auch der Zweck der Übung.“

Haflinger: Die Tragtiere im Bundesheer leisten wertvolle Hilfe. Im Jahr 2007 wurden alle im Bundesheer bestehenden Tragtiereinheiten im Tragtierzentrum am Truppenübungsplatz Hochfilzen zusammengeführt.
Bundesheer / Vzlt Pfluger
Haflinger leisten als Tragetiere im Bundesheer wertvolle Hilfe

NATO-Experten beobachten Übung

Neben den teilnehmenden Truppen werden auch Beobachter aus Schweden und Rumänien erwartet, außerdem Experten des NATO-Kompetenzzentrums für Bergkriegsführung aus Slowenien, Kroatien, Italien und Österreich: „Die nationalen Beobachter wollen für ihre eigenen Streitkräfte Lehren aus der Übung ziehen. Und die NATO hat den Gebirgskampf bisher stiefmütterlich behandelt, das ist für sie mehr oder weniger Neuland. Sie wollen hier in Österreich bei der Übung also Erkenntnisse gewinnen“, so Lehner.

Truppenübungsplatz Lizum, Tirol, Österreich Gefechtsfahrzeuge unterwegs im Hochgebirge Bild zeigt: BVS 10 AUT Hägglunds unterwegs im Hochgebirge
Martin Hörl
ein österreichisches Gefechtsfahrzeug unterwegs im Hochgebirge

Übung unabhängig vom Ukraine-Krieg

Dass gerade militärischen Übungen mit dem Krieg in der Ukraine an Wichtigkeit gewonnen haben, will er so aber nicht unterschreiben. Die jetzige Hochgebirgsübung sei schon Jahre vor Kriegsausbruch geplant worden: "Es gibt auch keine taktischen Anlehnungspunkte, nachdem es sich bei unserer Übung ja um einen Gebirgskampf handelt. Viele wollen immer dann, wenn eine Bedrohung erkennbar ist, Militärmanöver und verstärkte Ausrüstung sehen. Das Heer übe diese Dinge aber schon seit Jahren und auch dann, wenn es gerade keinen aktuellen Krisenherd gebe, so der stellvertrentende Kommandant.