Die Ausbaupläne der Landesstromgesellschaft TIWAG sehen eine Überleitung von Wasser aus der Gurgler und Venter Ache ins Kaunertal vor. Geplant ist auch ein Stausee im Platzertal im Gemeindegebiet von Pfunds. Die Pläne dafür hat die TIWAG zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht. Damit wolle man die eigene Stromerzeugung massiv erhöhen, als Beitrag zu Energieautonomie und Klimaschutz, betonte die TIWAG.

Umweltschützer fürchten Zerstörung
Ein Argument, das Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen vom WWF über GLOBAL 2000 und Fridays for Future bis hin zum Verein Lebenswertes Kaunertal nicht gelten lassen. In der am Freitag präsentierten „Kaunertal-Erklärung“ verlangen sie einen Stopp für die Kraftwerkspläne.
Bettina Urbanek vom WWF beklagte, dass bei einem Ausbau des Kraftwerks Kaunertal bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im Ötztal ins Kaunertal geleitet werden würden. Zudem würde im Platzertal ein 120 Meter hoher Staudamm gebaut werden und dahinter ein ökologisch sehr sensibles Hochtal geflutet werden.
Die Energiewende müsse anders gehen, so die Gewässerexpertin des WWF. Neben Energiesparen setzt sie auf naturverträgliche Projekte zur Stromerzeugung. In Tirol sehen die Umweltschützer etwa ein großes Potential für Sonnenstrom.
ÖVP: Energiewende nur so zu schaffen
Der zuständige Landesrat und Energiereferent, Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) sprach sich am Freitag erneut klar für die „ökologisch verträgliche Nutzung der Wasserkraft“ aus. Man wolle die Energiewende schaffen, so Geisler. Das bedeute, dass man alle Potentiale ausnützen müsse, die man in Tirol habe. Neben dem Energiesparen seien dies Sonne und Wasserkraft. Die Wasserkraft bezeichnete Geisler dabei als „Rückgrat unserer Energiewende“. Gerade Pumpspeicherkraftwerke könnten auch dazu verwendet werden, Solar- und Windstrom, der sehr volatil sei, zu speichern.
Grüne: Solar- statt Wasserkraft
„Photovoltaik statt großer Wasserkraftprojekte“ ist der Standpunkt des Koalitionspartners, der Tiroler Grünen. Laut Klubobmann Gebi Mair seien fast 50 Millionen Quadratmeter an Dachflächen in Tirol sehr gut für Photovoltaik-Anlagen und damit für die Erzeugung von Sonnenstrom geeignet. Das entspreche der Energieerzeugung von vier Kaunertal-Kraftwerken, erklärte Mair.
FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger kritisierte in einer Aussendung, dass die Grünen als Regierungspartner „seit 2013 jegliche Ausbau- bzw. Neubauprojekte bei der Energiegewinnung durch Wasserkraft“ verhindern würden. Laut FPÖ brauche es sämtliche umweltverträgliche Energiegewinnungsarten, „damit sich die Menschen in Tirol wieder Strom und Heizung leisten können“.