Eine Patientin hält sich an einem Haltegriff fest
APA/Barbara Gindl
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Politik

Pflege-Krise: Furcht vor Personalschwund

Tirols Gewerkschafter zeigen sich angesichts der von ihnen georteten „Pflege- und Versorgungskrise“ zunehmend ungeduldig und fordern konkrete Schritte von Landes- und Bundesregierung. Ansonsten drohe unter anderem ein „Personalschwund“, warnen sie.

Laut einer SORA-Studie würden rund 15 Prozent des Personals weggehen wollen, schlug Sonja Föger-Kalchschmied von der Teilgewerkschaft GPA bei einer ÖGB-Pressekonferenz am Donnerstag in Innsbruck Alarm.

Düstere Zukunftsprognosen

Ebenjener Personalschwund wäre jedenfalls, so Föger-Kalchschmied, angesichts der künftigen demografischen Entwicklung in Österreich besonders fatal. „Wir brauchen bis zum Jahr 2030 etwa 76.000 Pflegekräfte mehr“, betonte sie und ergänzte: „Wir kriegen aber derzeit kaum mehr Bewerbungen und somit neues Personal“.

Pflegerin cremt Frau Hände ein
ORF
Auch in Tirol fehlt es teilweise massiv an Pflegepersonal – unter anderem in den Altenheimen

Sorge vor Kollaps des Gesundheitssystems

Noch drastischer beschrieb die Situation Gerhard Seier, Vorsitzender der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) in Tirol. „Unser Gesundheitssystem wird in absehbarer Zeit kollabieren“, strich er heraus. Dies sei bereits seit einigen Jahren sichtbar gewesen und habe sich vor allem während der Coronapandemie noch deutlicher gezeigt.

Den Diagnosen pflichteten auch seine Gewerkschafter-Kollegen bei. „Es ist nicht fünf nach zwölf, sondern schon 13.00 Uhr“, meinte Verena Steinlechner-Graziadei, Vorsitzende der „younion_Die Daseinsgewerkschaft Tirol“. vida Tirol-Vorsitzender Herbert Frank merkte an, dass man in Österreich derzeit lediglich 16 Pflegekräfte auf 1.000 Einwohner vorzuweisen habe – Tendenz sinkend.

Protest Pflegerinnen Pfleger Südring Innsbruck
ORF
Immer wieder protestieren Pflegekräfte auch in Tirol für bessere Arbeitsbedingungen und bessere Entlohnung

Forderungen: Mehr Personal und Zeit

Damit sich die Pflegekrise entspanne, seien von Seiten der Gewerkschaften bereits konkrete Ideen „am Tisch“. Darunter befänden sich etwa Maßnahmen und Forderungen wie „mehr Personal für Tag und Nacht“, „Personalreserven auf Landesebene“ oder „mehr Zeit für Patienten und weniger Verwaltungsarbeit“, so die Gewerkschafter an die Adressen von Land und Bund.

Zusätzlich gehe man „wieder einmal auf die Straße“, sagte Seier und verwies auf eine geplante Kundgebung am 12. Mai in Innsbruck. Erwartet würden zu dieser auch Teilnehmer aus Salzburg und Vorarlberg. Insgesamt erhoffe man sich möglichst viele Teilnehmer, denn das Thema Pflege „geht alle an“.